Miss Agnes Preston: "Massa's In De Cold, Cold Ground" (zirka 1914)


Ja, die Liste beginnt zweiundvierzig Jahre vor meiner Geburt. Ob der Song nun bereits Pop ist oder doch noch mehr Oper ist eigentlich egal. Er findet sich auf der CD "John Peel And Sheila - The Pig's Big 78s", die im Jahr 2006 bei Trikont erschienen ist. Miss Agnes Preston war Sopranistin und wird auf dieser Aufnahme vom Banjospieler Olly Oakley begleitet. Laut Beiheft stammt der Song aus dem Repertoire der Afroamerikaner des Neunzehnten Jahrhunderts. Diese Songs wurden in England vor dem Ersten Weltkrieg in allen Schichten der Bevölkerung angeblich sehr gerne gehört. Olly Oakley hieß eigentlich Joseph Sharpe und stammte aus Birmingham, England. In jungen Jahren erlernte er das Violinespiel, doch nach einem Konzert der Bohee Brothers verliebte er sich in das Banjo, sattelte um und wurde einer der bekanntesten Banjospieler Englands. Er nahm während seiner Karierre über zweihundert Songs auf, bevor er sich 1930 wegen Gicht zur Ruhe setzen musste. Manche Poptheoretiker schreiben, dass Pop erst in den Fünfzigern mit Rock'n'Roll begann, andere wiederum schreiben, dass er in den Sechzigern mit den Beatles begann - sie mögen recht haben, ich denke aber, Pop war schon vor seiner Geburt sehr lebendig. John Peel was the only important DJ left in the world, schreibt Jack White von den White Stripes oder nicht mehr White Stripes. Ich mag solche Übertreibungen nicht, ja, finde sie sogar ziemlich doof, aber - really - John Peel hat während seiner Tätigkeit als Radio-DJ bei der BBC viele gute Peel Sessions (ich sage nur: The Slits, This Heat, Kevin Coyne, Tyrannosaurus Rex, Voodoo Queens, The Fall, Bongwater undsoweiter... weiter... weiter...) möglich gemacht und dafür bin ich ihm mein Leben lang dankbar. John Peel verstarb 2004 an einem Herzinfarkt, er mochte keine Opern, ich auch nicht, also kann dieser Song nicht Oper sein. Schwein gehabt.