Amon Düül: "Mama Düül und ihre Sauerkrautband spielt auf" (1969)


Gut, nun kommt Krautrock. Angeblich soll der BBC-DJ John Peel zur Kreation des Begriffs Krautrock von der Amon Düül-Single "Mama Düül und ihre Sauerkrautband spielt auf" angeregt worden sein. Eine andere Definition leitet ihn von dem Begriff Krauts ab, eine abwertende Bezeichnung für die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg, ja, und eine dritte Definition führt ihn auf den Kraut Musikverlag von Conny Plank zurück, der ja sehr viele Platten von Bands wie Cluster, Ash Ra Tempel, Guru Guru, Kraftwerk, Neu!, Harmonia, La Düsseldorf undsoweiter undsofort... produziert hat. Egal. Krautrock bezeichnet progressive Musik aus Deutschland Ende der 60er bis Mitte der 70er Jahre. Manches ist mehr Experiment, manches mehr Jazz oder Improvisation, oder wie bei Amon Düül Lebensform. Ja, Amon Düül war mehr eine musizierende Kommune als eine Band, eine musizierende Kommune aus München, die sich als Teil der kulturpolitischen Revolte jener Jahre sah und der Kommune 1 in Berlin nahestand. Schon bald erlangte Amon Düül durch ihre Auftritte bei Happenings und Demonstrationen bei der politisierten Jugend Kultstatus. Im Jahr 1969 kam es unter der Leitung von Peter Meisel, dem Mitinhaber der Hansa Musik Produktion, zu 2 Aufnahmesessions, aus denen die Alben "Psychedelic Underground" und "Collapsing / Singvögel rückwärts & Co." zusammengeschnitten wurden. Das Musikmagazin Sounds bezeichnete den Sound von Amon Düül als apokalyptisch, exotisch, beschwörend. Wie man am Titel des ersten Albums sehen kann, sah die Kommune ihre Musik durchaus im Rahmen der Ende der 60er Jahre angesagten Psychedelic Music. Bei den Aufnahmen mit dabei waren Angelica Filanda (Vocals, Flute, Percussion), Ella Bauer (Vocals, Harp, Percussion), Rainer Bauer (Vocals, Guitar, Bass), Ullrich Leopold (Bass, Piano, Guitar, Trumpet, Drums, Vocals), Peter Leopold (Drums), Wolfgang Krischke (Piano, Percussion), Helge Filanda (Drums, Percussion, Guitar, Vocals), Uschi Obermaier (Percussion) und Klaus Esser (Guitar, Bass, Drums, Vocals). Bereits bei den Essener Songtagen 1968 hatten sich Amon Düül in 2 Bands gespalten, Amon Düül, die den Weg der künstlerischen Freiheit vertraten und auch die Kinder der Kommune zum musizieren mit auf die Bühne nahmen, und Amon Düül II, die mehr Wert auf musikalisches Können legten. Bei beiden Bands kam es auf ihren Platten zu wunderbaren musikalischen Ergebnissen. Amon Düül II waren in ihren Anfängen Renate Knaup (Vocals, Tambourine), Shrat (Bongos, Violin, Vocals), John Weinzierl (Vocals, Guitar, Bass), Chris Karrer (Vocals, Guitar, Violin, Saxophone), Dave Anderson (Bass), Falk Rogner (Organ), Christian Borchard (Vibraphone), Dieter Serfas (Drums, Cymbals) und Peter Leopold (Drums). Später wurden aus den Resten dieser 2 bereits erwähnten Aufnahmesessions von Amon Düül noch die Alben "Para Dieswärts Düül" 1970, "Disaster - Lüüd Noma" 1973 und "Experimente" 1983 zusammengeschnitten. Wann genau die Kommune Amon Düül auseinanderging, konnte ich nicht rausfinden, neue Musik hat sie jedenfalls keine mehr aufgenommen. Der Song "Mama Düül und ihre Sauerkrautband spielt auf" stammt vom Album "Psychedelic Underground", das 1997 bei Repertoire Records als CD neu aufgelegt wurde. Julian Cope schreibt in seinem Buch "Krautrocksampler" über Amon Düül: Die Amon Düül-Platten sind außergewöhnliche Klassiker und klingen extrem rauh, wie bekiffte Waldschrate, die endlose Versionen von "Return Of The Monster Magnet" der Mothers Of Invention und "L.A. Blues" der Stooges spielen. Aber sie sind mit einer höheren Dosis Vibes versetzt als irgendeine andere Freakout-Platte - unbarmherzig, erbaulich und voll von den krudesten Gimmicks, die alle perfekt funktionieren. Okay, es kommt sicherlich noch mehr Krautrock in dieser Liste, also freut euch des Lebens.