Doris Troy: "Just One Look" (1963)


Pop'n'Soul: Just one look and I fell so hard / In love with you, oh-oh, oh-oh / I found out how good it feels / To have your love, oh-oh, oh-oh / Say you will, will be mine / Forever and always, oh-oh, oh-oh / Just one look and I knew / That you were my only one / Oh oh-oh oh! Naja, bei mir war 1963 noch nicht viel mit just one look and I knew that you were my only one, o oh-oh oh, ich ging in die zweite Klasse Volksschule und mühte mich mit einer schrecklichen Lehrerin ab, huch, ich lernte die Melancholie kennen und glaubte mein Leben würde immer so weitergehen, sprich, mein Leben sei vorbei, haha. Pop'n'Soul hätte mir sicher Mut gemacht, aber, ojeh, es gab noch keinen Pop'n'Soul in meinem jungen Leben. Hm, der Sozialismus meines Vaters hat meinen Kopf aber immer hoch oben gehalten, yeah. Zurück zur Musik. Doris Troy wurde 1937 als Doris Elaine Higginsen in der Bronx in New York geboren, ja, und ihr Vater war Prediger der Pfingstbewegung, was bedeutete, das im Hause Higginsen der Rhythm'n'Blues als gottlose Musik galt. Also durfte die kleine Doris Elaine im Kirchenchor singen und das tat sie auch. Doch nicht allzu lange, bald wandte sie sich der weltlichen Musik zu und änderte ihren Namen in Doris Payne, yeah, Payne war der Name ihrer Großmutter, der es anscheinend nicht so ein Problem war, dass ihre Enkelin Rhythm'n'Blues sang. Doris Payne arbeitete als Backgroundsängerin für James Brown, Solomon Burke, The Drifters oder Dianne Warwick. In dieser Zeit legte sie sich dann den Künstlernamen Doris Troy zu, den sie sich von Helen of Troy, der Tochter von Zeus und Leda, lieh. Anfang der 60er Jahre schrieb sie mit Gregory Carroll den Song "Just One Look" und nahm ihn selbst 1962 als Demo für Atlantic Records auf. Die Studiozeit betrug angeblich 10 Minuten und die Musiker waren Ernie Hayes (Organ), Wally Richardson (Guitar), Bob Bushnell (Bass) und Bernard 'Pretty' Bardie (Drums). Wow, Atlantic Records war so begeistert von der Aufnahme, dass sie 1963 das Demo als Single veröffentlichten, ja, und es wurde ein Hit. "Just One Look" von Doris Troy ist super, aber es gibt noch 2 Versionen von diesem Song, die ich euch auch gerne ans Herz oder Ohr legen möchte, die Version von The Hollies aus dem Jahr 1964 und die Version von Klaus Nomi aus dem Jahr 1982. Den Erfolg von "Just One Look" konnte Doris Troy nur mehr mit dem Song "What’cha Gonna Do About It" 1964 wiederholen, die nächsten Singles floppten und Atlantic Records verlor das Interesse an der Sängerin. Doris Troy kehrte der USA den Rücken und zog nach London, wo sie als Backgroundsängerin für The Rolling Stones, Humble Pie, Pink Floyd, Kevin Ayers oder George Harrison arbeitete. Im Jahr 1969 bekam sie dann einen Plattenvertrag bei Apple Records und veröffentlichte das Album "Doris Troy" 1970, das von ihr selbst und George Harrison produziert wurde. Danach entstanden noch die beiden Alben "The Rainbow Testament" 1972, auf dem sie von der Gruppe The Gospel Truth begleitet wird, und "Stretchin’ Out" 1974, die sich aber beide nicht besonders gut verkauften. Im Jahr 1983 wurde das, von ihrer Schwester Vy Higginsen und Ken Wydro geschriebene, Musical "Mama I Want To Sing!" uraufgeführt, das mehr oder weniger das Leben von Doris Troy nacherzählt. Das Musical tourte bis 2002 sehr erfolgreich kreuz und quer über den Globus. Von 1984 bis 2000 sang Doris Troy die Rolle von Mama Winter, also ihre eigene Mutter, yeah. Die Figur Doris Troy heißt im Musical Doris Winter. Das Musical wurde 2012 von Charles Randolph-Wright für Vision Films verfilmt. Im Film heißt Doris Troy dann nicht mehr Doris, sondern Amara Winter. Die wahrhaftige Doris Troy starb 2004 in Las Vegas an einem Lungenemphysem. Okay, der Song "Just One Look" ist auf der 2005 beim Label Warner Music erschienenen 3-CD-Box "Best Of Soul Classics" zu finden. Zur Soul Music will ich euch das Buch "Sweet Soul Music" 2008 von Peter Guralnick ans Herz legen: Im Gegensatz zu vielen Schulmeinungen ist Soulmusik keinesfalls eine Musik des ungehemmten emotionalen Ausbruchs - auch wenn sie manchmal sehr stark in diese Richtung tendiert. Stattdessen bietet sie eher etwas, das der 'Erwartung eines Ereignisses' aus Alfred Hitchcocks berühmter Definition des Begriffs Suspense, nahekommt, wobei die gespannte Erwartung dem tatsächlichen Höhepunkt eines Ereignisses vorausgeht, von dem jeder weiß, dass er kommen wird - ohne dabei aber den genauen Zeitpunkt zu kennen. Soulmusik ist eine Musik, die immerzu auf ihren Höhepunkt hinarbeitet und die immer wieder versucht, die - melodischen wie konventionellen - Grenzen, die sie sich selbst auferlegt hat, auszudehnen. Yeah, ich liebe es, mich auszudehnen.