Earl Johnson's Dixie Entertainers: "I'm Satisfied" (1927)


Earl Johnson wurde 1886 in Gwinnett County, Georgia geboren. Sein Vater spielte Fiddle und bald spielte auch der junge Earl Johnson Fiddle. Zusammen mit seinen Geschwistern Albert, Banjo und Esther, Gitarre trat Earl Johnson bereits in jungen Jahren öffentlich auf, jedoch Albert und Esther starben 1923 beide innerhalb von sechs Monaten, angeblich als Opfer einer Epidemie, welche konnte ich nicht herausfinden. Im Jahr 1925 wurde Earl Johnson Mitglied der Dixie String Band und machte erste Aufnahmen mit den Virginia Reelers, der Band von Fiddlin' John Carson, wo er des öfteren als zweiter Fiddler und Sänger aushalf. Zwei Jahre später gründete er dann seine eigene Band, nein, eigentlich gründete er gleich zwei eigene Bands, die Dixie Entertainers und die Clodhoppers, mit denen er Aufnahmen für OKeh Records machte. Die erste Platte war "Ain't Nobody's Business": She runs a weenie stand, way down in no-man's land. Die beiden Bands unterschieden sich nur durch den Gitarristen, bei den Dixie Entertainers spielte Byrd Moore die Gitarre und bei den Clodhoppers Lee 'Red' Henderson. Mein Lieblingssong von den Dixie Entertainers ist natürlich "I'm Satisfied" und von den Clodhoppers "All Night Long", die beide 1927 bei OKeh Records erschienen und eine witzige Mischung aus Novelty und Bluegrass sind, ein Schuss Diexieland ohne Bläser ist natürlich auch dabei. 1997 erschienen bei Document Records Earl Johnson's "Complete Recorded Works", ein Genuss. Bluegrass ist eine von Swing- und Blueselementen angereicherte Form der Countrymusik und eine wichtige Figur dieser Musikrichtung war der Mandolinenspieler Bill Monroe, der aber fast zehn Jahre nach Earl Johnson mit seinem Bruder Charlie Monroe als The Monroe Brothers loslegte. Später gründete Bill Monroe die Kentuckians und danach die Blue Grass Boys und spielte sich einundsechzig Jahre kreuz und quer durch die Musikgeschichte. Sein größter Hit war "Blue Moon Of Kentucky", der ist hörenswert, gehört aber nicht wirklich zu meinen Favoriten. Naja, der Song ist eigentlich mehr Countryschnulze als Pop, obwohl die Stimme von Bill Monroe echt gut ist. Earl Johnson starb im Alter von sechsundsiebzig Jahren an einem Herzinfarkt. Gustave Flaubert meinte, man müsse alles erlernen, vom Sprechen bis zum Sterben. Bill Monroe starb 1996 mit fünfundachtzig Jahren. Er hatte neun Jahre länger Zeit das Sterben zu lernen. Naja, eigentlich war Earl Johnson kein Bluegrassmusikern, sondern ein
Old-Time-Hillbilly, oho. Das New York Journal schrieb damals über den Hill-Billie, er sei ein freier und unverbogener weißer Bürger Alabamas, der in den Bergen lebt, nicht groß was zu sagen hat, sich so anzieht wie er es vermag, spricht wie ihm der Schnabel gewachsen ist, Whiskey trinkt, wenn er welchen bekommt, und nach Lust und Laune durch die Gegend ballert. Ein bekannter Hillbillysong heißt "She'll Be Comin' 'Round The Mountain" und ist nichts anderes als der deutsche Song "Von den blauen Bergen kommen wir" mit einer gehörigen Portion Swing, yeah.

P.S.: Gustave Flaubert starb mit neunundfünfzig Jahren.