The Front Line: "Got Love" (1967)


The Front Line war eine von zahlreichen US-Garagepunk-Bands die in den 60er Jahren ein paar Singles aufnahmen und wieder verschwanden. The Front Line schafften 2 Stück, yeah, "I Don’t Care / Got Love" und "Saigon Girl / Three Day Pass" 1967 bei York Records. The Front Line kam aus San Rafael, Kalifornien und bestand aus den Musikern Jim Lanigan (Vocals), Rex Larson (Guitar), Jim Brewer (Organ), Gary Phillipet (Bass, Vocals) und Bill Bowen (Drums). Bei der Single "I Don’t Care / Got Love" sind sich die verschiedenen ExpertInnen uneinig, was das Erscheinungsjahr betrifft, es pendelt von 1965 bis 1967, ist aber eigentlich egal, obwohl der Song dadurch vielleicht an falscher Stelle in dieser Liste eingeordnet ist. Gary Phillipet spielte danach noch in den Bands The Freedom Highway, Copperhead, Earth Quake und der Greg Khin Band und Bill Bowen trommelte auf der Single "It’s Time / Why Do People Run From The Rain" von der Band Sons (Of Champlin), die 1969 bei Capitol Records erschien. Der Song "Got Love" ist auf der 2007 bei Rhino Records erschienenen 4-CD-Box "Love Is The Song We Sing: San Francisco Nuggets 1965-1970" zu finden. Auf dieser tollen Compilation findet man neben bekannten Bands wie Country Joe & The Fish, Jefferson Airplane, Quicksilver Messenger Service, Steve Miller Band oder Moby Grape auch völlig unbekannte und vergessene Sixties-Bands wie The Vejtables, Frumious Bandersnatch, Fifty Foot Hose, The Loading Zone oder The Savage Resurrection. Hm, wer weniger Geld ausgeben will und trotzdem The Front Line hören will, ist mit der 2008 bei Big Beat Records erschienenen DoppelCD "Sing Me A Rainbow - A Trident Anthologie 1965-1967" besser dran. Von The Front Line sind da die Songs "Need You No More", "I Don’t Care" und "Got Love" drauf, sowie von Sons (Of Champlin) "Sing Me A Rainbow", "Go And Hide" und "Shades Of Gray". Bekanntes ist auf dieser DoppelCD nicht zu finden, was aber dem Vergügen keinen Abbruch tut, no no no. So, zum Abschluss noch 4 Zitate aus dem Buch "Alles so schön bunt hier - Die Geschichte der Popkultur von den Fünfzigern bis heute", das zwar bereits 2002 bei Reclam erschienen ist, ich aber erst jetzt das Vergnügen hatte kennenlernen zu dürfen. Das erste Zitat stammt von Hans Henny Jahnn und ist eigentlich aus seinem Romanfragment "Jeden ereilt es": Man begegnet einem Menschen und sagt von ihm: 'Welch hübscher Mensch!' oder 'Welch abstoßender Mensch!' Und es ist unwichtig, daß man den anderen sieht und dies von ihm sagt, denn den einen umarmt und küßt man nicht, und den anderen schlägt man nicht oder speit ihn an. Wir haben die Wildheit verlernt - vor allem die Wildheit der Liebe. Hans Henny Jahnn starb 1959, also muss er das irgendwann in der zweiten Hälfte der 50er Jahre geschrieben haben. Das zweite Zitat erschien ursprünglich 1963 im Hamburger Abendblatt: Der Lärm ist rhythmisch stampfend wie in einer Maschinenhalle. Die jungen Leute, zum Teil sehr jung, sind ... einfach, anspruchslos, stark. Es sind dieselben, die auf dem Dom die Raupenbahn belagern. Derselbe Typus, der das Publikum beherrscht, findet sich auch auf der Bühne. Bewaffnet mit elektroverstärkten Gitarren und Schlaginstrumenten. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre empfahl dann der Psychologe Dr. Timothy Leary: Dies geht an die Eltern, die Angst davor haben, daß ihre Kinder mit Marihuana oder LSD in Berührung kommen könnten. Sie werden es, da gibt es keinen Zweifel. Mein Rat ist, fragt sie, warum sie es tun und was sie dabei empfinden, und lernt von euren Kindern. Vielleicht werdet ihr euch ja miteinander antörnen. Yeah, und als viertes Zitat lassen wir als Vertreter der 70er Jahre David Bowie über den Erfolg der Disco-Queen Donna Summer sinnieren: Das war schon außergewöhnlich. Da rannte dieses Mädchen in Europa von Club zu Club, um Auftritte zu bekommen, und traf schließlich auf Giorgio Moroder. Und der produzierte diesen unbeschreiblichen Sound, eine Mischung aus Kraftwerk und amerikanischem Soul, also eigentlich unvereinbar. Aber es funktionierte - und zwar auf breitester Ebene. Ja, wer es noch immer nicht begriffen hat, Disco war eine wunderbare Form der Popmusik. Wie sagte der Literaturwissenschaftler Daniel Pennac so schön: Richtiges Lesen rettet vor allem, einschließlich vor einem selbst. Denkt mal darüber nach.