Arthur Godfrey: "Slap 'Er Down Agin Paw" (1948)


Ein Novelty Song, yeah, ein Country'n'Western Novelty Song: Come here gol-darned you / Take that and that and that / That's right. / Slap her down again, pa / Slap her down again / Make her tell us more, pa / Tell us where she's been / We don't want our neighbors / Talkin' 'bout our kin / Slap her down again, pa / Slap her down again. Ja, in diesem Song wird ein 'böses' Kind, ein Mädchen, bestraft und zwar ziemlich heftig und deftig, huch, sagen wir da - und, pfui, sagen wir da, doch der Song macht fröhlich weiter: Well pa and ma were so darn sore / They woke me up one night / There was an awful cussin' / And ma said pa was right / They was awaitin' sister Bess / Who never kept her word / The sun came up as Bess came in / And this is what I heard. / Slap her down again, pa / Slap her down again / Make her tell us more, pa / Tell us where she's been / We don't want our neighbors / Talkin' 'bout our kin / Slap her down again, pa / Slap her down again. Okay, das 'böse' Mädchen heißt Bess und bleibt die ganze Nacht fern von zu Hause, aber ob da Schläge das adäquate Mittel sind, um Bess nach Hause zu locken, das bezweifeln wir mal und zwar mit Nachdruck, pfui pfui pfui, doch der Song macht fröhlich weiter und weiter: Now poor old Bess got so darn mad / She ran away one day / To meet that travellin' salesman / With city-skickin' ways / We ran and stood beside them though / With shotguns by our sides / Me and Deke and pa and ma / Who yelled as they came by / Why don't you. / Slap her down again, pa / Slap her down again / Make her tell us more, pa / Tell us where she's been / We don't want our neighbors / Talkin' 'bout our kin / Slap her down again, pa / Slap her down again. Wow, Bess ist durchgebrannt mit einem fahrenden Händler und die ganze Familie ist ihnen auf den Fersen, ja, und zwar bewaffnet, huch, das geht doch nicht, rufen wir da mit Entsetzten - und, pfuiiiiiiiiiiii, doch der Song macht fröhlich weiter, weiter und weiter: Now ma and pa, they planned for Bess / To marry Deacon Brown / And not that travellin' salesman / Who always came around / They made poor Bessie go to church / Her face was mighty red / The deacon took one look at her / And this is what he said / Oh. / Slap her down again, pa / Slap her down again / Make her tell us more, pa / Tell us where she's been / We don't want our neighbors / Talkin' 'bout our kin / Slap her down again, pa / Slap her down again. Oh Gott, jetzt muss Bess auch noch einen Geistlichen heiraten, dass ist wirklich die volle Härte, oh yes, hot stuff - und, wo ein Geistlicher ist, ist die Moral nicht weit, zumindest das, was die unter Moral so verstehen und verbreiten: Well the moral of this story girls / Is don't stay out too late / Unless you take your shoes off / Outside your pappy's gate / If ma don't hear you comin' in / She won't lay down the law / And you won't have to worry / 'Cause you won't see much of pa. / Slap her down again, pa / Slap her down again / Make her tell us more, pa / Tell us where she's been / We don't want our neighbors / Talkin' 'bout our kin / Slap her down again, pa / Slap her down again. / Take that and that and that. Oh no, was wir in diesem Song zu hören bekommen, macht uns Arthur Godfrey nicht wirklich sympathisch, aber - und, huch, der Song macht wahrlich süchtig und wir singen fröhlich mit: Slap her down again, pa / Slap her down again / Make her tell us more, pa / Tell us where she's been / We don't want our neighbors / Talkin' 'bout our kin / Slap her down again, pa / Slap her down again. Und nochmal, weils so schön ist: Slap her down again, pa / Slap her down again / Make her tell us more, pa / Tell us where she's been / We don't want our neighbors / Talkin' 'bout our kin / Slap her down again, pa / Slap her down again. Schluss damit! Natürlich haben wir alle Herbert Marcuse, Theodor W. Adorno, Erich Fromm oder Max Horkheimer gelesen und erfahren, dass die in der bürgerlichen Familie entwickelten Autoritätsverhältnisse die Entstehung autoritärer Charaktere begünstigt. Und dass autoritäre Charaktäre nicht gerade love, peace and freedom begünstigen, ist uns auch durchaus einleuchtend. Ja, so viel lesen müssen wir da gar nicht, um das zu begreifen, obwohl lesen ja nie schaden kann. Mein Vater war Hilfsarbeiter und hat durchaus begriffen, dass mit Slap her down again nichts gewonnen ist, okay, er hat Karl Marx gelesen, das taten Proletarier damals einfach so, und auch da konnte man schon einiges über Autoritätsverhältnisse nachlesen. Ja, ich hatte das Glück, ziemlich antiautoritär erzogen worden zu sein - und, es ist ein Glück, aber lassen wir das, lassen wir das. Arthur Godfrey wurde 1903 in New York City geboren und begann Ende der 20er Jahre als Radiomoderator zu arbeiten. Er zog nach Washington D.C. und arbeitete einige Jahre für NBC, wo er bald durch seine Art, seine Zuhörer und Zuhörerinnen als einzelne Personen und nicht als anonyme Masse anzusprechen recht bekannt wurde. Außerdem moderierte Arthur Godfrey nicht nur, sondern sang zwischendurch auch ein paar Songs und begleitete sich selbst auf der Ukulele. Mitte der 30er Jahre wechselte er dann zu CBS, wo er seine eigene Show "Arthur Godfrey's Sun Dial" moderierte. Später hieß seine Show dann "Arthur Godfrey Time" und begann 1948 zusätzlich im Fernsehen zu laufen. Die Show beinhaltete Interviews mit Stars und Auftritte verschiedener bekannter Sänger und Sängerinnen. Ab 1948 moderierte er dann auch die Sendung "Arthur Godfrey's Talent Scout", in der junge Talente auftraten, von denen einige später Berühmtheit erlangten, wie Lenny Bruce, Tony Bennett, Patsy Cline oder Pat Boone. Eines dieser jungen Talente war Julius LaRosa, der zwar kein berühmter Sänger wurde, aber 1951 für Arthur Godfrey und seine Show zu arbeiten begann und bald ebenfalls sehr beliebt war. Na ja, und als seine Fanpost die von Arthur Godfrey an Menge übertraf, feuerte ihn der eifersüchtige Arthur Godfrey fristlos. Huch. Nein, ein sympathischer Mensch war Arthur Godfrey wirklich nicht. Julius LaRosa war aber eben bereits sehr beliebt und so bekam er bald eine eigene Show angeboten und die Einschaltquoten von Arthur Godfrey stürzten ab und "Arthur Godfrey's Talent Scout" wurde 1958 aus dem Programm genommen. Huch, Arthur Godfrey nutzte seine Popularität des öfteren auch für seine anti-kommunistischen Statements, also so wirklich leid konnte er einen nicht tun. 1959 erkrankte er dann an Lungenkrebs, wurde geheilt und begann Mitte der 60er Jahre wieder als Moderator fürs Radio zu arbeiten. Seine Radioshow "Arthur Godfrey Time" lief bis 1972. Arthur Godfrey starb 1983 mit 80 Jahren. Seinen größten Hit hatte er mit dem Song "Too Fat Polka (You Can Have Her, I Don't Want Her, She's Too Fat For Me)" 1957, der Platz 6 der US-Charts erreichte: I get dizzy / I get numbo / When I'm dancing / With my Jum-Jum-Jumbo. Ja, auch ein sehr freundlicher Song, er wurde aber nicht von Arthur Godfrey geschrieben, sondern von Ross MacLean und Arthur Richardson. Ob "Slap 'Er Down Agin Paw" aus seiner Feder stammt, konnte ich nicht herausfinden, meistens steht Song by Arthur Godfrey, aber ob das als Beweis genügt? Ätsch, Julius LaRosa schaffte es sogar zweimal in die Charts und zwar mit den Songs "Eh, Cumpari" 1953 auf Platz 2 und "Domani" 1955 auf Platz 1. Anhören muss man sich aber beide nicht. Meiner Meinung nach machte 'das Ekel' Arthur Godfrey die besseren Songs, also hören wir sie uns an und, denken uns unseren Teil dabei. Hm, vielleicht trägt der Song "Slap 'Er Down Agin Paw" mehr als wir glauben dazu bei, die Menschheit auf den antiautoritären Trip zu bringen, schön wärs. In mir hat das Hören der "Too Fat Polka" jedenfalls bewirkt, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als mit Jum-Jum-Jumbo zu tanzen: yeah, yeah, yeah. Nein, ich denke nicht, dass das Arthur Godfreys Absicht war. Der Song "Slap 'Er Down Agin Paw" ist auf der 2003 beim Label ASV Living Era erschienenen CD "Arthur Godfrey Time (including Too Fat Polka)" zu finden, aber auch im Netz, eigentlich braucht man keine ganze Arthur Godfrey-CD, hmmm, und die "Too Fat Polka" ist sowieso in der Version der Andrews Sisters 1947 besser. Wir alle fürchten uns vor der plötzlichen Entdeckung, dass unser Leben 'verpfuscht' sein könnte, schrieb Eugène Ionesco, yeah.