Hot Butter: "Popcorn" (1972)


Der Instrumentalsong "Popcorn" ist früher Synthiepop. Komponiert wurde "Popcorn" von Gershon Kingsley für sein Album "Music To Moog By", das 1969 beim Label Audio Fidelity erschien. Gershon Kingsley experimentierte bereits seit Mitte der 60 Jahre mit dem Moog Synthesizer und veröffentlichte gemeinsam mit Jean-Jacques Perry bei Vanguard Records die beiden Alben "The In Sound From Way Out!" 1966 und "Kaleidoscopic Vibrations" 1967, yeah, Electronic Pop Music of the Future created by Perry-Kingsley. Im Jahr 1970 gründete Gershon Kingsley sein First Moog Quartet, dem außer ihm noch die Musiker Eric Knight, Ken Bichel und Stan Free angehörten. "Popcorn" wurde dann Anfang 1972 von Denny Jordan, dem Manager von Musicor Records, entdeckt, der das Hitpotential des Songs erkannte und den Plan entwarf, ihn für Musicor Records neu einzuspielen. Zu diesem Zwecke heuerte Denny Jordan den Synthiespieler Stan Free vom First Moog Quartet an, stellte ihm die Musiker Steve und Bill Jerome, John Abbott, Dave Mullaney und Danny Jordan zur Seite und gab ihnen den Namen Hot Butter. "Popcorn" wurde in der Version von Hot Butter ein Hit, nein mehr, ein Riesenhit. "Popcorn" erschien 1972 als Single, mit dem Song "At The Movies" auf der B-Side und auf dem gleichnamigen Album von Hot Butter. Vom Erfolg überwältigt, veröffentlichte Musicor Records in den Jahren 1972 und 1973 in rascher Folge noch die Singles "Apache", "Tequila", "Percolator" und "Slag Solution" sowie das Album "More Hot Butter", die aber kaum Beachtung fanden, woraufhin Musicor Records das Projekt Hot Butter einstellte. Die Band versuchte es zwar eine Zeit lang ohne die Unterstützung von Musicor und veröffentlichte noch die Singles "Getting Off" 1975 bei Barclay Records und "You Should Be Dancing" 1977 bei Dynamo Records, die aber ebenfalls floppten. Danach war endgültig Schluss mit dem One-Hit-Wonder Hot Butter. "Popcorn" oder "Pop Corn", wie der Song in der Originalversion von Gershon Kingsley eigentlich hieß, wurde auch von vielen anderen Musiker*innen gecovert, bereits 1972 erschien eine Vocalversion des Songs von der französischen Band Anarchic System. Like a popcorn in your hand / Is your castle made of sand / Life goes up and life goes down / And life goes round and round and round. Auch der französische Elektroniker Jean-Michel Jarre, der 1976 mit dem Album "Oxygéne" zum Popstar wurde, veröffentlichte 1972 eine Version von "Pop Corn" unter dem Namen Pop Corn Orchestra. Auf dem Singlecover steht groß und frech Version Originale drauf. Jean-Michel Jarre verwendete Anfang der 70er Jahre als Musiker auch das Pseudonym Jammie Jefferson, weshalb auf der Single auch moog by Jammie Jefferson vermerkt ist. Auch James Last alias Hans Last hat "Popcorn" für sein 1973 bei Polydor Records erschienenes Album "Non Stop Dancing 1973" aufgenommen. Auf diesem Album interpretiert er mit seinem Orchester auch weitere 70er Jahre Hits wie "Silver Machine", "Children Of The Revolution", "School's Out", "Mama Weer All Crazee Now" oder "Sylvia's Mother" als fröhliches Easy-Listening-Potpourri. Wow! Aber auch Techno- oder Housemusiker wie Guru Josh alias Paul Walden, Aphex Twin alias Richard D. James oder das japanische Duo Denki Groove haben "Popcorn" neu interpretiert. Okay, der Song "Popcorn" in der Hitversion von Hot Butter ist auf der 1994 bei Repertoire Records erschienenen CompilationCD "Instrumental Nuggets Volume 1" zu finden. Bei Repertoire Records erschien 1998 auch noch "Instrumental Nuggets Volume 2". Auf diesen beiden hörenswerten Compilations sind eine Menge Instrumentalhits wie "Nut Rocker" 1962 von B. Bumble & The Stingers, "Telstar" 1962 von den Tornados, "Dance With The Devil" 1973 von Cozy Powell, "Dan The Banjo Man" 1973 von Dan The Banjo Man alias Phil Cordell oder "Egyptian Reggae" 1977 von Jonathan Richman & The Modern Lovers zu finden. Etcetera etcetera. Ich habe auch 4 CDs mit verschiedenen Versionen von "Popcorn" in meiner Popsammlung, die in einem Stück durchzuhören, ist genau so gut wie mehrere Biere zu trinken oder sich sonstwie zu berauschen. Jo-Ann Greene: If God Is a Moog, then Gershon Kingsley is his inarguable high priest. Gershon Kingsley hieß eigentlich Götz Gustav Ksinski und wurde 1922 in Bochum, Deutschland geboren, er floh 1938 vor den Nazis nach Palästina und wanderte 1946 in die USA aus, wo er sich den Namen Gershon Kingsley zulegte. Ja, und weil wir gerade bei Instrumentalsongs sind, hört euch auch den Song "Single Foot" von Moondog alias Louis Thomas Hardin an, er erschien 1955 auf der EP "Moondog And His Honking Geese Playing Moondog's Music", die 2001 beim Label Moondog's Corner als CD neu aufgelegt wurde und die 4 Songs "Rabbit Hop", "Bumbo", "Dog Trot" und "Single Foot" enthält. "Single Foot" kann man sich bei youtube sowohl in der 55er als auch in später aufgenommenen Versionen anhören, viel Freude. So, jetzt noch ein Schlusswort von der Philosophin Agnes Heller und dann gibts Frühstück: Niemand kann frei sein, wenn es die anderen um ihn herum nicht sind.