Ilse Kilic:
GEGEN DAS SERIÖSE
mit 5 Grafiken von Katharina Kranichfeld
1995, 30 Seiten
3-910172-25-3

erschienen bei
CORVINUS PRESSE BERLIN
Hendrik Liersch
vergriffen!

 

GEGEN DAS SERIÖSE (leseprobe)

"und dann vergebt mir, ich weiß selbst nicht, wie es kam, wir wurden älter und seriöser, wir bekamen einen haushalt und eine karriere, eine magenkrankheit und vielleicht eine auszeichnung, aber im tausch mußten wir die flammen in unseren händen erlöschen lassen..."
louis paul boon

wirnicht! &geben noch redlich mühe. wirnicht! &wollen noch gern. wirnicht! &strengen/streben noch an.

wirnicht! &wertvolle arbeit ist immer "für" die gesellschaft. eine arbeit macht noch lange keine freiheit. wirnicht! &beklagen noch: achachach &weh &hin &her &wieder schreibt eineR darüber, daß der autor, die autorin verschwindet, ohne sich um die folgen auf der honorarebene gedanken zu machen.

wer nicht da ist, braucht auch nicht dada zu sein.

arbeite nie! &traut sich keineR zu wagen. jedeR arbeitet "unglaublich" &seriös wird auf köpfenicken (jaja) köpfeschütteln (neinnein) geobachtet &wer eine subvention = geldzuwendung erhält, fühlt sich als bessererR autorIn, besonders stolz werden auszeichnungen &vorstandsmitglied"schaften" in memoiren = biobibliografie erwähnt, nun &ach ja:"wohl". gegen das gehirn ist kein wissen oder wollen möglich.

 

zeitungen werden ordentlich &(oder gar nicht?) gemacht, besseres papier, besseres &soweiter. natürlich! ist die stadt- & alternativzeitungs"ästhetik" den bach runter &anstatt &stelle: imitation der ästhetik derer, die das geld haben &haben. parodistische "zitate" auf stadtzeitungsästhetik können nur im "bibliophilen raum" noch verstanden werden &ach ja:"wohl" wer eine latzhose anhat, kann von einer redakteurin der allerletzten stadt- & programmzeitung nicht mehr viel erwarten, weil das "von vor &gestern" ist, ganz einfach, während so so &weiter...

der widerspruch zwischen agitation & kunst: nicht umsonst war gerade das KP-zentral- organ Rote Fahne der DADAausstellung gegenüber besonders "kritisch": "eine ansammlung von perversitäten als kultur- & kunstleistungen auszustellen, ist schon kein ulk mehr, sondern eine frechheit."

oder wie ein freund vor 14 jahren in einer der zeitungen ausdrückte, die diesen wider-spruch zu überwinden (überschwindeln?) hofften: "irgendwie taugt mir irgendwas an dieser zeitung nicht. die literatur wuchert &überwuchert. blumen blühen, sollen wieder blühen. aber nach acht stunden arbeit braucht man action, wenn möglich anleitung zur action."