Kapitel 43: Tiere, Menschen auf wackelnden Beinen


Feststellung Frage und Antwort

Den linken Fuß setze ich vor,
der rechte bleibt zurück.
Den rechten Fuß setze ich vor,
der linke bleibt zurück.

Also vorwärts im Sprung mit beiden Füßen auf einmal!

Bin ich ein Tier, das Sackhüpfen übt?
Bin ich ein Mensch, der Känguruh spielt?

Nur keine Ungeduld -
kommt Zeit, kommt Rat.

(Dieses Gedicht stammt aus dem Gedichtband "Überall und neben dir. Gedichte für Kinder und Erwachsene", der zur Erinnerung an Joachim Ringelnatz herausgegeben wurde).

Ich denke gerade, dass es interessant wäre, einmal versuchsweise ein Fisch zu sein. Ich lese nämlich ein Buch über das Schwimmen, in dem steht, dass der Kopf des Menschen für das Schwimmen recht ungünstig geformt ist und dass Fische auch deswegen so mühelos schwimmen können, weil sie eben keinen "extra" ausgeführten Kopf haben. Natürlich auch, weil sie unter Wasser einatmen können. Ich kann unter Wasser nur ausatmen und selbst das fällt mir manchmal schwer. :-)
Wäre ich ein Fisch, sähe ich ungefähr so aus:

Manchmal ist es schwierig, ein Mensch zu sein.
Naja, es ist sicher auch nicht einfach, ein Tier zu sein.
Kommt ganz darauf an.

Wär ich ein Tier, was wäre ich dann?

Wäre ich ein Tier oder bin ich es gar?
Wär ich ein friedliches Dromedar?
Wäre ich Spinne an ihrem Faden?
Wäre ich eine von tausend Maden?
Wäre ich Insekt oder Reptil,
Hase, Ratte oder Kuh,
oder wär ich Krokodil,
Mücke oder Kakadu?

Wär ich ein Pantoffeltier,
Einzellerin oder starker Stier,
bin ich viele Darmbazillen,
oder nur zwei heitre Grillen?
Sänge ich als Distelfink,
oder wär ich Schnirkelschnecke,
wäre ich ein Schmetterlink
oder eine Auwaldzecke?

Nur keine Ungeduld,
die Zeit weiß keinen Rat
in der Tat. Ich weiß nicht was ich will
oder bin und ich werde still.

Und: Alle sind wir geile Tiere,
so sang die Band, die diesen Namen trug.
Geile Tiere. Hier macht das Gedicht einen Bogen.
Und wer die Wahrheit sagt, hat manchmal doch gelogen.

Eine kleine Replik gibt es aber trotzdem. Und zwar entnehme ich sie dem Gedichtband "Hold your Own" von Kate Tempest.

Der Punkt

Die Tage kommen, um zu gehen.
Was war, ist bald vergessen.
Jedes Tasten, Riechen, Schmecken,
Der Sonnenuntergang

ist bald vorbei. Es bricht mein Herz.
Bedrohlich jede Freude:
Die Schönheit ist zwar überall,
bloß heißt ihr Schatten Reue.

In aller Frühe raunt es dennoch,
vergiss nur deine Sorgen.
Egal, dass heute wir verlieren.
Es ist ja noch nicht morgen.

Hm, der Zusammenhang, in dem die drei Gedichte stehen, ist ein bisschen wackelig geworden. Aber das macht nichts. Jeder Leser, jede Leserin kann sich ja, wie immer, einen eigenen Reim machen!