Hamsa Khalafe & Ali Atia: "Ballali Madja" (zirka 1950)


Den Song "Ballali Madja" habe ich von der 2003 bei Kein & Aber Records erschienenen CD "Hot Women - Women Singers From The Torrid Regions Compiled By R. Crumb" und - ich liebe diesen Song. Über die Künstlerin und ihren Begleiter ist so gut wie nichts bekannt. Robert Crumb schreibt im Begleitheft zur CD: (I think!) Singer accompanied by violin and some sort of rattling instrument: "Ballali Madja"; recorded somewhere in the sahara region of africa, circa 1950; issued on Fiesta 1048. I'm embarrased to admit I know nothing. I'm sure there's an expert somewhere who could tell us everything about this music. It was recorded by a small post-war french label that made many african records. The label on this record designations the song as a 'Jellaba'. Hm, was ist ein(e) Jellaba? Im Internet läßt sich dazu nichts finden, da kommt nur Djellaba und das ist so eine Art Tunika, also nichts mit Musik. Hm, hm. Lassen wir Robert Crumb ein bisschen plaudern, ist witzig: Ich liebe Musik, auch wenn ich selbst kein großer Musiker bin. Ich bin ein Schrammler, ich kann mehr schlecht als recht auf dem Banjo oder der Gitarre spielen. Musik zählt neben Sex zu meinen größten Freuden. Um ehrlich zu sein, ich habe daran mehr Spaß als an der Kunst. Musik ist unmittelbarer, sinnlicher. Seit jeher habe ich mich für Musik der 20er Jahre interessiert. Schon als Kind fand ich diese Musik toll, wann immer ich sie in den alten Filmen gehört habe - ohne zu wissen, warum. Und ich wollte mehr. Während meiner Jugend habe ich, wenn ich denn mal Geld hatte, versucht, Platten mit dieser Musik zu finden. Etwas anderes hat mich nicht interessiert. Einmal habe ich eine Platte mit Dixielandjazz aus den 50er Jahren gekauft und war ziemlich enttäuscht, denn Dixieland der 50er war etwas völlig anderes. Das war nicht die Musik, die ich kannte. Mit 18 begann ich, 78er Schellackplatten zu sammeln. Diese 78er Platten waren eine echte Entdeckung. Die meisten Bands und Orchester waren vollkommen unbekannt. Armstrong, Duke Ellington, die kannte man, aber das war auch schon alles. Der alte schwarze Jazz war einfach klasse. Man hat damals nicht nach irgendwelchen großen Namen gesucht, sondern sein Glück herausgefordert - Platte kaufen und hören, wonach es klang. Am Anfang hatte ich nicht die geringste Ahnung und habe eine Menge schlechter Platten gekauft. In Kramläden und auf Flohmärkten habe ich regelmäßig die Plattenstapel durchwühlt. Ja, lieber Robert, ich kann dieses Glück gut nachvollziehen, obwohl ich kein 20er Jahre Freak bin, sondern... sondern... unersättlich, huch. Aber lassen wir Robert weiterplaudern: In der Schule hatte ich ein Buch gelesen, das ich in der Schulbibliothek entdeckt hatte. Es war aus den 30er Jahren. Darin berichten die Autoren davon, dass man damals in den schwarzen Vierteln von Tür zu Tür ziehen musste, um Schallplatten zu finden. Da habe ich mir gesagt: Das versuchst du auch! Bedenkt man, wie schüchtern ich bin, dann war das ein ziemlich kühner Entschluss, aber ich habe es gemacht. Und tatsächlich, die Leute besaßen diese alten Platten noch. Das war sehr aufregend, unglaublich. Heute wäre das so nicht mehr möglich, es ist zu viel Zeit vergangen. Damals hatten die älteren Menschen noch Grammofone mit alten Bluesscheiben auf dem Plattenteller in ihren Wohnzimmern stehen! Sie haben nicht viel dafür verlangt. Für sie waren die alten Dinger nicht sonderlich von Wert. Die Platten waren meist in einem ziemlich schlechten Zustand, abgegriffen und abgenutzt, aber sie waren selten. So habe ich den primitiven, den rohen, den reinen Blues entdeckt, der völlig unbekannt war und weder im Radio noch anderswo gespielt wurde. Die Musik, die man früher auf dem Land spielte, der schwarze Blues oder die echte Countrymusik, all das war damals völlig unbekannt, vergessen. Ja, lieber Robert, die Zeiten haben sich ziemlich geändert, es gab mehrere Bluesrevivals, ja viele junge Bands versuchen den alten, primitiven und rohen Blues auf ihre Art ins Heute zu transportieren und - ja, der wirklich alte Blues ist auch wieder greifbar, als CD oder mp3. Aber, Schluß damit, Hamsa Khalafe & Ali Atia sollte Mensch gehört haben.