Hildegard Knef: "Da kannst du was - da hast du was" (1964) |
Oho, Hildegard Knef wird oft fälschlich als Schlagersängerin bezeichnet, aber - no no no, Hildegard Knef war Pop: Da kannst du was, da hast du was / und denkst doch immer da verpasst du was / Da lernst du was, da bist du was / und denkst noch immer, da vermisst du was / Da glaubst du, du hast deine Ruh / da gibts auf einmal einen Knall / Da kannst du was, da hast du was / und keiner fragt dich passt dir das? / Der große Lehrer sagt: dann fang wieder mal von vorne an / Mach Bilanz und zieh die Summe / der Dumme bist du / Lass den Tanz mit der Berechnung / die Rechnung kriegst du. Nein, nicht nur die Texte waren Pop, sondern auch die Musik, beides war meist auf eine intelligente Art witzig und auch ein bisserl melancholisch, ja, man spürte in den Songs von Hildegard Knef eine gewisse Traurigkeit. Hildegard Knef wurde 1925 in Ulm, Deutschland geboren. Ihr Vater starb 1926 an Syphilis und die Mutter zog mit Hildegard nach Berlin, wo sie 1933 ein zweites Mal heiratete. Im Jahr 1936 wurde Hildegard Knefs Halbbruder Heinz Wulfestieg geboren, der später Karriere als Jazzmusiker machte und 1977 unter ungeklärten Umständen in Berlin zu Tode kam. Hildegard Knef begann mit 15 Jahren eine Ausbildung als Zeichnerin in der Trickfilmabteilung der UFA (Universal Film AG) in Berlin. Der damalige Filmchef der UFA Wolfgang Liebeneiner überredete sie zu einer Schauspielausbildung und 1946 hatte Hildegard Knef ihre erste Hauptrolle in dem Film "Die Mörder sind unter uns" von Wolfgang Staudte. Im Jahr 1947 heiratete Hildegard Knef den US-Kontrolloffizier Kurt Hirsch und 1948 war sie auf dem Titelbild der ersten Ausgabe der Illustrierten Stern zu sehen. Hildegard Knef wurde zum ersten großen deutschen Nachkriegsstar. Gut, 1948 bekam sie dann vom Hollywood-Produzenten David O. Selznick einen 7-Jahresvertrag für 20th Century Fox angeboten, unterschrieb und ging nach Hollywood. Im Jahr 1950 wurde Hildegard Knef US-Amerikanische Staatsbürgerin. Ihren nächsten Film "Die Sünderin" drehte Hildegard Knef aber wieder in Deutschland, und zwar unter der Regie von Willi Forst. Der Film beinhaltet eine kurze Nacktszene von Hildegard Knef und wurde zum Skandal. Er bekam in zahlreichen deutschen Städten Aufführungsverbot. Wow. Im Jahr 1951 erschien beim Label Elite Special die erste Single von Hildegard Knef "Jeden Abend stehe ich am Hafen (Jonny) / Ein Herz ist zu verschenken", die jedoch nicht in die Charts vordrang. Ihren ersten Chartserfolg hatte Hildegard Knef erst 1962 mit der bei Decca Records erschienenen Single "Aber schön war es doch / Das Lied vom Leierkastenmann". Im Jahr darauf war sie dann mit den Weill-Brecht-Song "Macky-Messer" in den Charts, die musikalische Leitung bei der Aufnahme hatte Gert Wilden, der durch seine Filmmusiken zu "Ich, Dr. Fu Man Chu" oder "Schulmädchen-Report" berühmt wurde. In Hollywood drehte Hildegard Knef Filme wie "Entscheidung vor Morgengrauen" 1951, "Kurier nach Triest" oder "Schnee am Kilimandscharo", beide 1952, doch ihren größten Erfolg hatte sie mit dem Broadway-Musical "Silk Stockings" 1955 von Cole Porter. Die Filmfirma MGM wollte das Musical verfilmen und bot Hildegard Knef die Hauptrolle an, doch 20th Century Fox gab sie nicht frei und pochte auf den abgeschlossenen Vertrag. Hildegard Knef oder Hildegarde Neff, wie sie in den USA genannt wurde, warf alles hin, sogar ihre Ehe und kehrte 1957 nach Deutschland zurück. Die ersten Jahre bekam sie aber kaum Filmangebote in Deutschland und drehte hauptsächlich in Großbritannien und Frankreich, doch mit ihren Songs konnte sie auch in Deutschland punkten. Das Album "Ich seh die Welt durch deine Augen" 1966 wurde ein großer Erfolg. Im Jahr 1962 heiratete sie den britischen Schauspieler David Cameron, die Ehe hielt bis 1976. Hm, 1970 erschien das Buch "Der geschenkte Gaul", Hildegard Knefs Autobiogafie, 1971 das Album "KNEF", auf dem sich ihr wohl bekanntester Song "Ich brauch Tapetenwechsel" befindet. Dann erkrankte Hildegard Knef an Brustkrebs und 1975 erschien ihr Buch "Das Urteil" über die Krebserkrankung. Im Jahr 1977 folgte die dritte Ehe mit Paul von Schell. Ende der 70er Jahre erreichte ihre Karriere den absoluten Tiefpunkt und 1982 zog Hildegard Knef ein zweites Mal nach Los Angeles. Die Presse titelte zwar Hildegarde Neff back to Hollywood, doch die Filmangebote blieben aus. Hildegard Knef kehrte 1989 hochverschuldet nach Deutschland zurück, wo sie kleinere Rollen in Fernsehfilmen spielte und häufig Gast bei Talkshows war. Okay, im Jahr 1999 nahm Hildegard Knef ihr letztes Album "17 Millimeter" auf, 2001 wurde sie wieder deutsche Staatsbürgerin und 2002 verstarb sie an einer Lungenentzündung. Hildegard Knef wurde 76 Jahre alt. Wow. Die farbige Jazz- und Gospelsängerin Ella Fitzgerald bezeichnete Hildegard Knef einmal als die beste Sängerin ohne Stimme. Tolles Lob. Der Song "Da kannst du was - da hast du was" ist auf der 1999 bei Eastwest Records erschienenen CompilationCD "Die großen Erfolge" zu finden. Irgendeine Compilation von Hildegard Knef ist eigentlich Pflicht für PopliebhaberInnen, yeah. |