Mark Wirtz Orchestra: "Watermelon Man" (1965)


So, nun "Watermelon Man" in der Version des Mark Wirtz Orchestras. Geschrieben wurde der Song von Herbie Hancock, der ihn auch 1962 für sein Album "Takin’ Off" aufnahm. Herbie Hancock erzählt über die Entstehung des Songs, dass die Melodie vom Ausruf eines Wassermelonenverkäufers stamme, den er in seiner Jugend gehört habe: Als ich über meine Kindheit nachdachte, erinnerte ich mich an den Ruf des Wassermelonenmannes, der seine Runden in den kleineren Straßen und Gassen der Chicagoer Südstadt drehte. "Watermelon Man" ist heute einer der beliebtesten Jazzstandards, taucht aber auch immer wieder in der Popwelt auf, wobei da die Unterscheidung sowieso nicht so klar für mich ist, egal, jedenfalls schrieb sich die Soul- und Jazzsängerin Gloria Lynne einen Text für den Song und nahm ihn für ihr Album "Soul Serenade" 1964 auf: Woah-oh-oh-oh, watermelon man / Yeah, yeah / Woah-oh-oh-oh, watermelon man / Yeah-yeah, hmmm / I would buy one from you every day / Just be sure you always come my way / Because I really dig watermelon man. Mark Wirtz hat diese Lyrics dann wieder auf den Chorus zusammengekürzt und eine tolle Orchesterversion des Songs aufgenommen, liest sich jetzt vielleicht langweilig, hört sich aber aufregend an, yeah! Manche von euch werden sich nun denken, Mark Wirtz hat den schwarzen Jazz einfach in weißen Orchesterpop verwandelt, okay, da habt ihr auch einfach recht, nur, er hat seine Sache gut gemacht und supertollen weißen Orchesterpop daraus gemacht - und nun haben wir eben supertollen Jazz, supertollen Soul, supertollen Orchesterpop und können dabei irgendwie immer den selben Song anhören, haha. Auch Herbie Hancock hat den Song später nochmals für sein 73er Album "Head Hunters" aufgenommen und damit erst die wahre Größe des Songs erkannt, zumindest meiner Meinung nach. Ganz toll haben auch The Gun Club den "Watermelon Man" für uns gespielt, yeah, und gleich eine eigene Komposition daraus gebastelt, oho: See the Watermelon Man ah' come / See the Watermelon Man ah' come / See the Watermelon Man ah' come / See the Watermelon Man ah' come / Haiyo! Haiyo yah! Super, lang lebe der Watermelon Man. Und natürlich auch Mark Wirtz. Er wurde 1943 in Straßburg, Elsass geboren und ging Anfang der 60er Jahre nach London, um Kunst und Schauspiel zu studieren. In London spielte er in dieser Zeit in den Beatbands The Beatcrackers und Mark Rogers & The Marksmen. Ab 1965 begann Mark Wirtz als Produzent, Komponist und Arrangeur für Bands wie Tomorrow oder The Kippington Lodge zu arbeiten und nahm sowohl unter seinem Namen als auch unter verschiedenen Künstlernamen wie Mark Rogers, The Sweetshop mit seiner Freundin Ross Hannaman oder Philwit & Pegasus mit Maria Feltham Platten auf. Mark Wirtz plante zu dieser Zeit auch die Rockoper "A Teenage Opera", die aber nie wirklich fertiggestellt wurde. Erst 1998 erschien eine CompilationCD verschiedener Songs als "A Teenage Opera", von denen jedoch nur 4 ursprünglich für das Werk vorgesehen waren, "Grocer Jack", "Sam", "Weatherman" und "Theme". Im Jahr 1967 hatte Keith West mit "Excerpt From 'A Teenage Opera'" einen Hit in England, dabei handelt es sich um den Song "Grocer Jack". Bei seiner Darbietung wird Keith West vom Mark Wirtz Orchestra begleitet. Doch 1970 zog Mark Wirtz in die USA und begann in Hollywood als Musikproduzent zu arbeiten. Er produzierte zum Beispiel Helen Reddy, Leon Russell, aber auch alte Hasen wie Dean Martin. Ende der 70er Jahre zog er sich dann total aus dem Musikgeschäft zurück und begann als Stand up-Comedian aufzutreten. Mitte der 90er Jahre zog Mark Wirtz nach Savannah, Georgia, begann zu malen und veröffentlichte unter dem Pseudonym Michael Sinclair seinen ersten Roman "Sisyphus Rocks" 2002. Als Musikproduzent trat er erst wieder 2003 in Erscheinung, als er auf Bitten seiner Tochter die erste CD "Philantropic Philantropy" der spanischen Band Les Philippes produzierte. Gut. Der Song "Watermelon Man" ist auf der 2001 bei RPM Records erschienenen DoppelCD "The Fantastic Story Of Mark Wirtz And The Teenage Opera" zu finden. The Fantastic Story of Mark Wirtz and the Teenage Opera ...a Rock'n'Roll Movie on Record! How Mark Wirtz built up his 'Sound' as writer/arranger/producer to A Teenage Opera from 1964 and then how that opus continued to resonate for years to come. This album presents the pinnacle of the actual Opera tracks plus the side notes containing the 'working out', ist auf dem CD-Booklet zu lesen, naja, die Opera ist natürlich nie mehr weitergewachsen, also das meiste auf dieser DoppelCD hat so gut wie nichts mit der Opera zu tun, aber hörenswert sind die meisten Sachen trotzdem.