Organisation: "Milk Rock" (1970)


Krautrock, yeah. Organisation war die Band von Ralf Hütter und Florian Schneider-Esleben bevor sie zu Kraftwerk wurden. Organisation veröffentlichte 1970 beim Label RCA Victor das Album "Tone Float" in der Besetzung Ralf Hütter (Hammond Orgel), Florian Schneider-Esleben (Elektrische Flöte, Altflöte, Glocke, Triangel, Tamburin, Elektrische Geige), Basil Hammoudi (Glockenspiel, Conga, Gong, Spieluhr, Bongos, Stimme), Butch Hauf (Bass, Corrugaphone, Glöckchen, Kunststoffhammer) und Alfred Mönicks (Schlagzeug, Bongos, Maracas, Kuhglocke, Tamburin). Julian Cope schreibt in seinem Buch "Krautrocksampler" über das Album: Mit flöten-lastigen Musikstücken wie "Milk Rock", "Rhythm Salad" und dem knarrenden, perkussiven, baßlosen Titeltrack, war "Tone Float" vom Moment seiner Veröffentlichung ein Majorlabel-Anachronismus. Produziert wurde das Album von Conny Plank, in dessen Studio viele Krautrocker wie Kluster, Harmonia, Ash Ra Tempel, Neu!, Can, Guru Guru, La Düsseldorf etcetera etcetera zu Gast waren. Florian Schneider: Wir waren eben sehr jung und probierten verschiedene Dinge aus. Die Gruppe, das waren Ralf und ich und einige andere Leute, die von Zeit zu Zeit wechselten. Vielleicht waren wir die wichtigsten Mitglieder, aber wir arbeiteten beide auch an unterschiedlichen Projekten. Ich erinnere mich nicht so genau. Auf dem Album "Tone Float" wird Florian Schneider noch mit dem Doppelnamen Schneider-Esleben gelistet, beim Album "Kraftwerk", das ebenfalls 1970 erschien, bereits als Florian Schneider. Sein Vater war der Architekt Paul Maximilian Heinrich Schneider von Esleben, kurz Paul Schneider-Esleben oder noch kürzer P.S.E., yeah, er hat unter anderem dem Flughafen Köln-Bonn erbaut. Ja, Florian Schneider und auch Ralf Hütter kamen aus gutem Hause. Glück gehabt. Florian Schneider studierte Querflöte an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf und danach Musikwissenschaft in Köln. Ralf Hütter studierte an der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid. Ralf Hütter: Wir hatten Glück, denn zu der Zeit gab es bereits Konzerte mit elektronischer Musik, Happenings, die Fluxus-Gruppe und so weiter. Das war alles ganz normal; wir spielten in der gleichen Umgebung, nämlich den Galerien. Anfangs hatten wir keinerlei Engagements in der traditionellen Musikszene; wir traten innerhalb der Kunstszene auf, in Galerien, Universitäten und dergleichen. Ralf Hütter war der Sprecher des Duos, er sagte viel und nicht immer Kluges. Ralf Hütter: Nach dem Krieg war die deutsche Unterhaltungsindustrie zerstört. Die Menschen in Deutschland waren ihrer Kultur beraubt worden und bekamen einen amerikanischen Kopf aufgesetzt. Ich denke, dass wir die erste Generation nach dem Kriege sind, die ihn abgeschüttelt haben und wissen, hier ist die amerikanische Musik und da ist unsere eigene. Wir können nicht verleugnen, dass wir aus Deutschland kommen. Ich mag die Musik von Organisation und Kraftwerk, es ist tolle Popmusik aus Deutschland, die man in den 70ern als Krautrock zusammenfasste, haha. Ich mag auch den Ausdruck Krautrock und obwohl der Pop von Cluster und Guru Guru wirklich nicht viel gemeinsam hat, ordne ich beide Bands unter Krautrock, yeah. Cluster und Guru Guru sind eben 2 unterschiedliche Arten von Krautrock, haha, Bands wie Hölderlin oder Wallenstein würde ich nie unter Krautrock ordnen, obwohl die auch zur gleichen Zeit in Deutschland aktiv waren, bei Bands wie Birth Control oder Witthüser & Westrupp bin ich im Zweifel, also habe ich sie bis auf Widerruf bei Krautrock eingeordnet. Ordnung ist schwierig, haha, Unordnung auch. Egal. Das Album "Tone Float" wurde 1994 von Kraftwerk als CD neu aufgelegt, als Bonustrack ist da die Kraftwerk-Aufnahme "Vor dem Blauen Bock (Beat Club TV-Theme Mai 1971)" mit drauf. Wow! Im Jahr 1970 hatte ich das stolze Alter von 14 Jahren erreicht, die Schule neigte sich dem Ende zu und alle fragten, was ich einmal werden wolle. Hm, eigentlich hatte ich gar keine Lust darauf, etwas zu werden. Ich rauchte meine ersten Joints, die Popmusik wurde immer wichtiger für mich, obwohl beides nur in geringem Ausmaß vorhanden war. Ja, und die Haare wurden zaghaft länger. In der Ö3-Hitparade war Popmusik von Mungo Jerry, Shocking Blue, The Kinks, The Beatles, Creedence Clearwater Revival, Led Zeppelin, Free oder Black Sabbath zu hören, aber auch Schlagermusik von Mireille Mathieu, Christian Anders, Peter Alexander, Gitte, Chris Andrews oder Adamo. Egal. Mein Leben mit 14 Jahren war irgendwie okay, aber ohne große Aussichten auf Besserung. Okay, jetzt noch eine Empfehlung aus dem Jahr 1969, hab ich leider vergessen, hört euch den Song "Impromptu In 'E' Minor" von Andy Clark und Mick Hutchinson an. Er stammt vom bei Decca Records erschienenen Album "A = MH2", es wurde 2005 bei Walhalla Records als CD wiederveröffentlicht. Andy Clark spielt bei "Impromptu In 'E' Minor" Gong, Organ, Piano, Alto Saxophone und Mick Hutchinson Bass, Guitar, Timpani. Das Organisation-Album "Tone Float" ist toll und Clark-Hutchinson ist mit "A = MH2" auch ein tolles Album gelungen, irgendwie Hippiemusik, aber von der etwas seltsamen Art. Schö-ö-ön!