Slim Gaillard: "Bassology" (1941)


Jazz von der charmanten und witzigen Art, nein, nicht dumm lustig, sondern sehr intelligent und sehr lustig. Der Geist des Jazz ist der Geist der Offenheit, sagte Herbie Hancock - und genau diese Offenheit läßt uns Slim Gaillard zu Ohren kommen. Begleitet wird er auf dieser Aufnahme von seinen Flat Foot Floogee Boys mit Slam Stewart am Bass. Slim Gaillard wurde 1916 in Detroit geboren, sein Vater war ein deutscher Einwanderer namens Theopolous Rothschild, der als Stewart auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitete und den kleinen Slim des öfteren mit auf die weite Reise nahm. Seine Mutter war die Afroamerikanerin Liza Gaillard. Slim Gaillard arbeitete als Leichenbestatter, versuchte sich als Boxer und schmuggelte während der Prohibitionszeit Alkohol für die Purple Gang, bevor er sich für eine Laufbahn als Berufsmusiker entschied. Slim Gaillard spielte Gitarre, Piano, sang und steppte. Im Jahr 1936 gründete er mit dem Bassisten Slam Stewart das Duo Slim & Slam, mit dem sie bis 1942 sehr erfolgreich waren. Ihr größter Hit war der Song "Flat Foot Floogie (With A Floy Floy)" 1938. Slim & Slam finden auch in Jack Kerouacs Roman "On The Road" 1957 Erwähnung. In der Filmkomödie "Hellzapoppin'" 1941 sind Slim & Slam ebenfalls zu bewundern. Es ist ein Film über einen Film über ein Broadwaystück, erklärt der Regisseur im Film. Ja, "Hellzapoppin'" sollte man unbedingt gesehen haben. Der Film lief auch unter dem deutschen Titel "In der Hölle ist der Teufel los!" im Kino und Fernsehen. Slim Gaillards Einberufung zur Luftwaffe beendete den Höheflug des Duos. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und seiner Entlassung aus dem Militärdienst zog Slim Gaillard nach Los Angeles und gründete mit dem Bassisten Bam Brown das ebenfalls sehr erfolgreiche Duo Slim & Bam. Ihr größter Hit war der Song "Cement Mixer (Puti Puti)" 1945. Im gleichen Jahr spielte Slim Gaillard auch an der Seite von Dizzy Gillespie und Charlie Parker bei einer Bebop Session, aus der die Aufnahmen von "Slim's Jam", "Dizzy Boogie" und "Popity Pop" hervorgingen. Im Jahr 1946 wurde sein längeres Stück "The Groove Juice Special (Opera In Vout)" in Los Angeles mit großen Erfolg uraufgeführt. Vout nannte Slim Gaillard seine oft für Songtexte verwendete Nonsenssprache. In den 50er Jahre tourte er mit Jazz at the Philharmonic, einer Konzertreihe, die von Norman Granz organisiert wurde. Die Konzerte stellten Swing- beziehungsweise Bebopmusiker vor, die zunächst in kleinen Gruppen auftraten und sich am Ende zu einer Jamsession auf der Bühne zusammenfanden. Ende der 50er Jahre ging Slim Gaillard mit Stan Kenton auf Tournee, danach hing er seine Gitarre an den Nagel und arbeitete als Hutmacher, Motelmanager, Elektriker und Obstfarmer. Doch 1970 kehrte er auf die Bühne zurück und spielte mit Slam Stewart beim Monterey Jazz Festival. Ja, und 1980 entstand sogar ein neues Album, nämlich das durchaus erfolgreiche "Anytime, Anyplace, Anywhere" mit Musikern wie Buddy Tate, Jay McShann und Digby Fairweather an seiner Seite. Im Jahr 1989 drehte die BBC einen mehrteiligen Film "The World Of Slim Gaillard" über ihn. Slim Gaillard starb 1991 in London an Krebs. "Bassology" ist auf der 2003 bei Proper Records erschienen 4CD-Box "Slim Gaillard - Laughing In Rhythm" zu finden. In meiner Sammlung befindet sich auch die sehr empfehlenswerte CD "Slim Gaillard & Slam Stewart - Slim And Slam (1938-1939)", die 1996 beim Label Giants Of Jazz erschienen ist. Novelty Jazz vom Besten!