Teezar: "Backstage Pass" (1978)


Nochmals Teezar mit "Backstage Pass", oh yeah, Teezar waren einfach toll. Hört Teezar, Leute, schöneren Metal Punk gibts nicht, haha. Über die Band Teezar hab ich bereits erzählt, deshalb werde ich euch jetzt zum Metal Punk von Teezar 2 Dichter aus Gugging vorstellen, genau gesagt, aus dem Haus der Künstler auf dem Anstaltsgelände des Niederösterreichischen Landenkrankenhauses für Psychiatrie und Neurologie in Maria Gugging bei Wien. Das Krankenhaus gibts eigentlich gar nicht mehr, das wurde 2007 dichtgemacht, jetzt sind auf dem Gelände das Art Brut Center Gugging und das Institute of Science and Technology Austria untergebracht. Das Haus der Künstler wurde 1981 vom Psychiater Leo Navratil initiiert, Haus der Künstler hieß es dann eigentlich erst ab 1986, davor nannte man es einfach Zentrum für Kunst- und Psychotherapie. Egal. Die beiden Dichter sind Edmund Mach, der auch unter dem Pseudonym Aloisius Schnedel schrieb, und Ernst Herbeck, der anfangs das Pseudonym Alexander verwendete. Leider sind beide inzwischen verstorben. Edmund March starb 1996 im Alter von 67 Jahren und Ernst Herbeck 1991 im Alter von 71 Jahren. Beide verfassten seit den 60er Jahren Gedichte, wobei, zumindest bei Ernst Herbeck, bei Edmund March bin ich mir nicht sicher, Leo Navratil im Rahmen einer Therapiesitzung zum Dichten aufforderte und das Thema des Gedichtes vorschlug. In unserer Bibliothek befinden sich die Bücher "Triumph des Schockens" 1994 und "Meine abenteuerlichen Schriften" 2009 von Edmund Mach sowie "Alexanders poetische Texte" 1977 und "Die Vergangenheit ist klar vorbei" 2002 von Ernst Herbeck. Beginnen wir mit einem Gedicht von Edmund Mach, es trägt den Titel "Die Reichen und die Armen". Es gibt 2 Gattungen von Menschen die / Reichen und die Armen. / Knapp nach der Geburt steht man auf / erfährt man von den Eltern ob sie reich sind od. / arm. / Manche bekommen den Bescheid über- / dies, daß sie reich sind. / Das sieht das Kind bei reich gleich. / Das Kind wartet bis nach der Geburt / eine Erhellung kommt und da / kommt es zur Kunde. / Meine Eltern waren arm, das haben / sie mir gleich gesagt, und mit / diesem »Glatzlichen Schwung« aufgelockert / betrachtet, legte ich mich ruhig nieder. Meine Eltern waren auch arm, haben es mir aber nicht gleich gesagt, ich erfuhr es erst, als ich mit 6 Jahren in die Schule kam, dort hat man es mir dann gleich mitgeteilt, oder besser gesagt, spüren lassen. Jetzt noch 2 kurze Gedichte von Ernst Herbeck, erstens) "Die Zigarette" / ist ein Monopol und muss / geraucht werden. Auf Dasssie / in Flammen aufgeht. Und zweitens) "Die Vergangenheit" / die Vergangenheit ist klar vorbei / Vorüber diese Zeit der Ewigkeit / Und nun bist du wieder ein Osterei. Okay, ihr Ostereier, fahrt nach Maria Gugging ins Art Brut Center und kauft Bücher von Edmund Mach und Ernst Herbeck. Ilse und ich sind da auch schon mal zu Fuß hingewandert, das ist zwar ein bisschen anstrengend, aber durchaus möglich. Ich hab mir dort auch noch das 1991 erschienene Buch "111" von Arnold Schmidt gekauft. Hm, über Arnold Schmidt weiß ich eigentlich so gut wie garnichts, er hat auch keinen Eintrag in der wikipedia. Im Buch gibt es aber einen Text mit dem Titel "Mein Lebenslauf", in dem Arnold Schmidt folgendes über sich schreibt: Ich heiße Arnold Schmidt, geboren am 16.7.1959 in Wr. Neustadt. Ich wohnte bei meinem Stiefvater W.U. Von meinem Vater bekam ich das erste Leben. Dann ging ich in die Schule. Ich bin sitzengeblieben in der 1. Klasse. Dann im Kinderheim. Als ich 2 Jahre alt war stürzte ich auf den Boden, mit dem Kopf voran über die Stiege hinab. Man nähte den Kopf wieder zu, keine Verpflanzung. Bei der Rückspiegelung bin ich wieder geboren worden und heiße Schmidt Johann Alois. 3 Jahre Volksschule, Sonderschule, dann biß mich ein Zeck in die Hirnhaut und saugte mein Blut, Gehirnhautentzündung. Ins Krankenhaus. Dann in die Malerschule, Mauserschule, Tanzschule. Ich kann Alles. Dann nach Gugging. Arnold. Zu meiner Zeit musste man in Niederösterreich, wenn man arme Eltern hatte, sehr aufpassen, dass man nicht in der Sonderschule landete. Ich habe aufgepasst, wurde erst Elektroinstallateur und dann Künstler. Okay, Schluss für heute, hört euch Musik von Teezar an, lest Texte von Ernst Herbeck, Edmund Mach und Arnold Schmidt und schaut euch auch das tolle Buch "Kunst ist etwas anderes" an, das 2007 bei der Nicolaischen Verlagsbuchsbuchhandlung in Berlin erschienen ist. In einer ungewöhnlichen, sehr persönlichen, mit viel Sympathie und Interesse für die Dinge und Menschen umgesetzten Bilderserie zeigt uns der Schweizer Fotograf Mario Del Curto die Kunst- und Lebenswelten einiger konsequenter Einzelgänger, die alles Mögliche in Bewegung gesetzt haben, um ihre Vorstellungen Wirklichkeit werden zu lassen. Ja, es sind nur Männer, die ihre Vorstellungen Wirklichkeit werden lassen, zumindest in diesem Buch, auf der Welt sicherlich nicht. Das Buch ist trotzdem toll. Der kanadische Schreiner und Zimmermann Léonce Durette sagt über sein Tun: Der Ausgangspunkt ist, dass mich die vorgefundenen Formen an irgendetwas erinnern. Das, was ich finde, sagt mir, was ich tun soll, ich kann niemals aufhören.