The Velvet Underground: "Lady Godiva's Operation" (1968)


Zum vierten Mal The Velvet Underground. Wow! Noch ein Song von ihrem zweiten Album "White Light / White Heat", ist einfach ein tolles Stück Pop. Lady Godiva, dressed so demurely, / Pats the head of another curly-haired boy, / Just another toy. / Sick with silence, she weeps sincerely, / Saying words that have oh so clearly been said / So long ago. Der Songtitel spielt auf die Legende rund um Lady Godiva an, einer angelsächsischen Adeligen des 11. Jahrhunderts aus Coventry, England. Laut Legende wollte ihr Ehemann, der steuereintreibende Stadtvorstand Leofric, die hohen Steuern erst dann senken, wenn sie nackt durch die Stadt reitet. Lady Godiva tat es und auch Leofric hielt Wort. Im Song von Velvet Underground geht es um eine Dragqueen, bei der statt der gewünschten Geschlechtsumwandlung eine Lobotomie durchgeführt wird, deren medizinische Folge eine Persönlichkeitsänderung mit Störung des Antriebs und der Emotionalität ist. Huch! Geschrieben wurde der Song von Lou Reed und produziert von Tom Wilson, der in den 60er Jahren auch Platten von Bob Dylan, The Mothers Of Invention, Cecil Taylor, Sun Ra oder Eric Burden & The Animal produzierte. John Cale starts to sing it, but later he's 'intercepted' by Lou Reed who proceeds to rupture and distort the original clear melody, turning the song into pure chaos towards the end, schreibt George Starostin über den Song "Lady Godiva’s Operation". Das Album "White Light / White Heat" sollte eigentlich in keiner Popsammlung fehlen. Nach diesem Album verließ John Cale die Band im Streit mit Lou Reed und die Musik wurde... ...hm... netter, obwohl der Band auch ohne John Cale immer wieder tolle Songs gelangen. Lese gerade das Buch "Cowboys & Indians - Eine abenteuerliche Reise ins Herz der Musikindustrie" von Gareth Murphy, auf deutsch erschienen 2015 bei der Edition Tiamat. In diesem Buch schreibt Gareth Murphy: Mit dem Album "Transformer" 1972 wollte Lou Reed das kommerziell erfolglose Kapitel The Velvet Underground endgültig abschließen - und sollte überraschenden Erfolg haben: Der deprimierende Naturalismus, mit dem Lou Reed die Transvestiten in Andy Warhols 'Factory' beschrieb, erhielt durch die schillernden Arrangements von David Bowie und Mick Ronson eine neue, konziliantere Note. Das Album war ein früher Klassiker, den zahllose englische Teenager als Sprungbrett nutzten, um mit einer Rolle rückwärts in den New Yorker Kosmos von The Velvet Underground einzutauchen. Mit Hilfe des Glam-Rock entstand eine neue transatlantische Verbindung, die den Underground in London und New York gegenseitig befruchten sollte. Yeah, ich war auch eines der Glam-Kids die in den Kosmos von The Velvet Underground eintauchten, nein, nicht aus London, sondern aus Niederösterreich, aber auch diese Rolle rückwärts funktionierte tadellos. Bis Gareth Murphy aber bei Lou Reed und "Transformer" angelangt ist, dauert es 300 Seiten, da das Buch wie folgt beginnt: Unsere Geschichte beginnt in Paris. All die Verästelungen, die den genealogischen Baum der späteren Musikbranche bilden - Produzenten, Label, Musiker und Musikerinnen -, lassen sich auf dieses konkrete Datum zurückführen. Wir schreiben das Jahr 1853. In einem kleinen Buchladen in der Rue Vivienne sitzt ein Mann auf einem Stuhl und blättert in einem Manuskript. Der 36-Jährige ist der Schriftsetzer Édouard-Léon Scott de Martinville, der gerade ein neues Physikbuch liest. Er blättert eine Seite um und ist spontan fasziniert von einem Diagramm, das das Verhalten von Klangwellen darstellt. Während er noch die seltsam gekrümmten Wellenlinien vor ihm betrachtet, reift in seinem Kopf eine Idee heran - die Idee für eine Maschine. Überspringen wir einen Absatz und kommen auf den Punkt: Am 25. März 1857 reicht er das Konzept bei der 'Académie des science' in Paris ein und erhielt im Laufe des Jahrs das Patent für den 'Phonautograph' oder Klangschreiber - das erste Instrument, mit dem sich Klänge aufzeichnen ließen. Yeah! Ein äußerst lesenswertes Buch, mit dem man viele schöne Stunden im Bett verbringen kann. Das Album "White Light / White Heat" wurde 2000 bei Verve Records als CD wiederveröffentlicht, wie ich sicherlich bereits erwähnte.