Tits: "Daddy Is My Pusher" (1978)


Weiter gehts mit Punk aus Holland, yeah. Die Tits haben für uns nur die Single "Daddy Is My Pusher / We’re So Glad Elvis Is Dead" hinterlassen, sie erschien 1978 bei Plurex Records. Die Band bestand aus Wally Van Middendorp (Vocals), Hans Bek (Guitar), Willem Hage (Keyboards), Sam Tjioe (Bass, Vocals) und Jerry Göbel (Drums). Nur Wally Van Middendorp scheint auch nach den Tits weiterhin Musik gemacht zu haben, er war danach noch in den Bands Minny Pops und Streetlife aktiv. Plurex Records wurde 1977 von Wally Van Middendorp und Sam Tjioe ins Leben gerufen und veröffentlichte Ende der 70er Jahre eine Serie von Singles wie "Plastic / I Am" 1978 von den Mollesters, "Don’t Hide Your Hate / Sex / Nothing For Me" 1978 von Filth, "Footsteps / Nervous / Kojak" 1979 von den Minny Pops, "Poly Vinyl / Collision" 1979 von den Mumbles, "Bizarre Disco / Jaws" 1979 von Interior oder "Sexy Pyjamas / Sell Jesus" von den Ze Popes. Wieviel Punk es in Holland wirklich gegeben hat, weiß ich nicht so genau, aber anscheinend doch eine ganz nette Szene. Der Song "Daddy Is My Pusher" ist auf der 1996 bei Epitaph Records erschienenen CompilationCD "I’m Sure We’re Gonna Make It (Dutch Punk Rock 77-82)" zu finden. Die meisten holländischen Punkbands haben englisch gesungen, aber es gab auch ein paar, die ihre Botschaften auf holländisch kundtaten, Paul Tornado alias Paul Hajenius zum Beispiel, der 1977 bei De 1000 Idioten Records die Single "Van Agt Casanova / Ik Will Jou Zijn (Mijn Idool)" und 1980 bei Plurex Records das Minialbum "Pissig!" veröffentlichte. Oder die Band Frites Modern mit ihren Alben "Veel, Vet, Goor En Duur" 1984 bei Boy Bensdorp Platen und "Vernieuwd, Nu Nog Beter" 1985 bei Hup Nonomono Platen. Weiters Tröckener Keks, toller Name, mit ihren Songs "Niet Alle Meisjes Zijn Verliefd Op Kors" 1982, "De Passagier" 1984 oder "Hoop Doet Leven" 1986. Die bekannteste holländische Punkband war und ist wohl The Ex, die 1980 mit der Single "Human Car / Rock ’N Roll-Stoel / Cells / Apathy Disease" beim eigenen Label Ex Records ihre langjährige musikalische Laufbahn starteten. So, lassen wir 2 Punks zu Wort kommen: 1.) Pauline Murray, die Sängerin der englischen Punkband Penetration: Punk hat unser Leben verändert. Die Musik, die Texte, die Kleidung, die Haltung - alles wirkte befreiend. Plötzlich war alles möglich. Man sah die Welt mit anderen Augen und dachte anders über sie. In dieser Zeit entdeckten die Leute ihre Begabungen und nutzten sie - PublizistInnen, FotografInnen, KünstlerInnen, DichterInnen, MusikerInnen und das Publikum nicht weniger. Es schien so, als hätten alle dem Gewohnten den Rücken gekehrt und Neuland betreten. So etwas hatte es noch nie gegeben - und bis heute versucht man das Spontane und doch Intelligente daran zu analysieren. 2.) Gaye Black, die Bassistin der englischen Punkband The Adverts: Als mich die Signal Gallery bat, eine Ausstellung in ihren Räumen zu kuratieren, kam mir gleich der Gedanke, PunkmusikerInnen zu versammeln, die auch als bildende KünstlerInnen gearbeitet haben. Die Punkbewegung war einzigartig, alle brannten vor Ideen und Begeisterung, und das Ethos des 'Alles ist erlaubt' verband Musik, bildende Kunst und Mode. Bands entwarfen ihre eigenen Plattencover, dekorierten ihre Kleidung auf eigene Weise, und die Fanzine-Kultur florierte. So viel Neues und Unerhörtes hat es seither nicht mehr gegeben. Gut, jetzt will ich euch noch das schöne Buch "Design und Punk" von Russ Bestley und Alex Ogg ans Herz legen. Es ist 2012 beim Hannibal Verlag erschienen und sammelt nebst Theorie eine Menge Abbildungen von Posters, Flyers, Fanzines und Plattencovern, yeah. Im Kapitel "Punk International" ist auch Holland vertreten, abgebildet sind Plattencover von Frites Modern, Pitfall, Panic und The Ex. Bei Österreich sind Covers von Schund, Pöbel und vom Sampler "Wiener Blutrausch" 1979 abgedruckt. Schund ist toll, Pöbel ist okay und das Cover vom Wiener Blutrausch ist derartig doof und unpunkig, dass ich beim Anschaun richtig rot werde vor Scham. Aber es gab doch eine Menge Punk in Österreich und wir waren mit unserer Band MagenDarmTrakt mitten drin. Wir gehörten nicht zu den Pogopunks, sondern mehr zur Fraktion Geniale Dilletanten, da gabs öfters Reibereien, aber alle bewegten sich in der gleichen Szene, besuchten die gleichen Konzerte und gingen zu den gleichen Demos.