Jana Brenessel & i.g.Naz:
Reise in 80 Tagen durch das Wohnzimmer
2004, 172 Seiten, 73 Abbildungen + beiliegender CD
Euro 13.-
3-900956-76-6


 

Jana Brenessel und i.g.Naz, die beiden Hauptpersonen aus den vielbändigen Verwicklungsromanen von Ilse Kilic und Fritz Widhalm machen sich auf eine Forschungsreise durch die Wohnstatt von Ilse und Fritz, kurz: durch "das fröhliche Wohnzimmer". Während also Ilse und Fritz im heißen Griechenland ihr zwanzigjähriges Jubiläum als Ilfri feiern, reisen Janaz ungestört durch das verlassene Wohnzimmer und schreiben nieder, was ihnen dabei widerfährt und in die Augen fällt. Dieses Zeitdokument macht offenkundig, was viele Leser und Leserinnen immer schon über "das fröhliche Wohnzimmer" erfahren wollten!
Die beiliegende CD enthält die im Buch angeführten Hörbeispiele aus der Wohnzimmergeschichte sowie einige Reiselieder von Janaz.

 

leseprobe

42.tag: und wieder beginnt ein neuer tag angeregter forschungstätigkeit. bevor wir in den kasten hineinschauen, sagt jana brenessel, lass uns dessen höhe erklimmen und die zwei geheimnisvollen reisekoffer öffnen. gesagt getan. der erste der beiden braunen koffer ist fast leer. fein säuberlich zusammengefaltet liegt auf dem kofferboden ein fleischfarbenes schnürmieder. ein geiles stück, sagt der naz, aber und naja, jana und naz wissen bescheid, nach ilses zweimonatiger bettlägrigkeit infolge dramatischer komplikationen bei der an sich schon als reichlich dramatisch empfundenenen bandscheibenoperation wurde eben dieses mieder für sie maßgefertigt, um die rückenmuskulatur in den ersten drei wochen, in denen sie sich wieder aufrecht zu bewegen lernte, zu unterstützen.
das muss ich anprobieren, sagt die jana unternehmungslustig und löst die langen bänder, mit denen das mieder zu schnüren ist. upps, das ist ganz schön eng. die jana versucht, das mieder, in dessen rückenteil eine metallschiene steckt, über ihren popo zu bringen. zu dick, lacht der naz. nein, sagt die jana, man kann es noch weiter aufschnüren und das werde ich auch tun.
der naz indes, nicht faul, zieht aus dem koffer einen blauen stützgürtel. auch dieser ist ein relikt aus der zeit nach ilses bandscheibenoperation, über die sie übrigens ein ganzes buch geschrieben hat, das unter dem schönen titel „aus der krankheit eine waffel machen“ in der edition die donau hinunter erschienen ist.
na sowas, sagt die jana, die inzwischen in das fleischfarbenene mieder geschlüpft ist, na sowas, die ilse muss damals um einiges dünner gewesen sein als ich jetzt bin. entweder ist die ilse noch immer dünner als ich, was mich wundern würde, sagt die jana, oder sie hat inzwischen einiges an bauchspeck zugelegt, denn, wie du, lieber naz, unschwer erkennen kannst, dieses mieder sitzt viel zu eng, ja, es ließe sich zwar zuschnüren, aber das bäuchlein wäre dann schon ziemlich beengt. ein bisschen sollte das bäuchlein auch beengt sein, sagt die jana wissend, denn das nach hinten gedrängte bäuchlein schiebt mittels physikalischem druck die lendenwirbel auseinander. unsere ilse, erinnert sich der naz, hat diese beengung auch durchaus als störend bei der zuführung von nahrungsmitteln empfunden, aber, sagt der naz, so eng wie es jetzt an der jana sitzt, kann es an der ilse nicht gesessen sein, sonst hätte die ilse nicht nur wenig essen können, sondern auch gar nicht atmen dürfen.
der koffer ist übrigens auf der innenseite des deckels beschriftet. angela welk, lehrerin, liest der naz vor, während die jana sich bemüht, wieder aus dem mieder herauszuschlüpfen.