Fritzchens Alterswerk

Seite 33

(…)
heute, 19.10.2020, war ich in der buchhandlung lerchenfeld und habe mir das buch "john lennon - seine songs komplett von 1969-1980" von paul du noyer gekauft.
das buch begint mit dem satz: es gibt viele bücher über das leben von john lennon und die musik der beatles.
das ist wahr.
der zweite satz lautet: was jedoch oft übersehen wird, ist das außerordentliche solowerk, das er im letzten jahrzehnt seines lebens schuf.
das ist nicht ganz wahr. über das solowerk von john lennon gibt es zwar weniger aber nicht wenige bücher.
john lennon ist durchaus viele beschriebene blätter.
john lennon: wir sind alle gefrorene geleespeisen. es muss nur jemand den kühlschrank ausschalten.
meine lieblingsalben von john lennon nach dem ende der beatles sind "john lennon/plastic ono band" 1970 und "some time in new york city" 1972.
meine lieblingssingle ist "happy xmas (war is over) / listen, the snow is falling" 1971.
besonders mag ich die von yoko ono besungene b-side.

(…)
ich schreibe gerne über musik.
pop.
mein erster popliebling war marc bolan.
ich war 16 jahre alt, als sein song "children of the revolution" erschien.
die band hieß t.rex, marc bolan war der sänger und gitarrist, er schrieb alle songs der band.
pop hieß glam.
ich war eine glamdiva.
ich wiederhole mich.
glamrocksingles, die sich mein 2 jahre älterer bruder sepp und ich 1972 kauften:
closet.rex: "children of the revolution / jitterbug love"
closet.rex: "metal guru / lady"
closeslade: "mama weer all crazee now / man who speeks evil"
closeroxy music: "virginia plain / the numberer"
closedavid bowie: "starman / suffragette city"
closedavid bowie: "john, i'm only dancing / hang on to yourself"
closealice cooper: "school's out / gutter cat"
closealice cooper: "elected! / luney tune"
ich wiederhole mich.
natürlich kauften mein 2 jahre älterer bruder sepp und ich 1972 nicht nur glamrocksingles.
wir kauften auch andere singles:
closecan: "spoon / shikako maru ten"
closedr. hook & the medicine show: "sylvia's mother / makin' it natural"
closeelton john: "rocket man (i think it's going to be a long long time) / tiny dancer"
closehawkwind: "silver machine / seven by seven"
closehot butter: "popcorn / at the movies"
closeled zeppelin: "rock and roll / four sticks"
closethe who: "join together / baby don't you do it"
closewings: "c moon / hi, hi, hi"
eigentlich kaufte die singles hauptsächlich mein bruder sepp. er verdiente als tischlerlehrling im dritten lehrjahr mehr geld als ich als elektrikerlehrling im ersten lehrjahr.
singles waren teuer.
close
ich liebte singles.
ich liebe singles noch immer, obwohl ich heute meistens cds höre. einige alte und wenige neue singles sind noch immer ein von mir sehr geliebter teil meiner popsammlung.
besonders stolz bin ich auf die 1991 beim label #1 hits! erschienene split-7"-single von suckdog a.k.a. lisa carver und smog a.k.a. bill callahan. auf der a-side sind die songs "i'm going to be married", "penny-face" und "all the things i could think up to do" von suckdog zu hören und auf der b-side die songs "my shell" und "astronaut" von smog.
closeS T O L Z
ich mag das wort stolz nicht, obwohl mich sicherlich einige male in meinem leben ein gefühl überkam, das mit diesem wort in verbindung gebracht werden könnte. ich muss mir da mal was dazu überlegen.
stolz lässt mich erröten.

(...)
ich liebe mein alterswerk.
ich bin ein alter depp.

(…)
20.10.2020. heute ist ein sonniger tag, nicht wirklich warm, aber sonnig. kaffee mit marmorguglhupf im gastgarten war möglich und eine wohltat. naja, etwas windig. wind mag ich nicht so gerne, er bringt ständig meine frisur durcheinander. heute nicht, heute trage ich eine mütze. mützen bringen die frisur auch durcheinander, also mag ich mützen auch nicht so besonders, obwohl ich mit mütze gut aussehe. life could be worse, fritz. ilse und ich meiden zur zeit innenräume so gut es geht, corona corona. die zahl der erkrankten steigt und steigt. heute liegt die zahl der aktiven fälle in wien bei 5.686 personen. huch. in gesamtösterreich sind es 15.130 personen. so ist es. die mundnasenschutzgegner*innen sind ruhiger geworden. ich fand es ziemlich blöd, wenn sich in den so genannten sozialen medien besserwisser*innen über leute, die auch im freien ihren mundnasenschutz tragen, lustig machten. warum. wo ist das problem. wenn sie sich dadurch sicherer fühlen. und vielleicht sind sie es auch. ich weiß es nicht. der mundnasenschutz beeinschränkt meine freiheit jedenfalls weit weniger als der autoverkehr in wien oder die meldungen unseres innenministers zur flüchtlingskrise. und vieles vieles mehr. einige dieser besserwisser*innen kannte ich.
life could be a lot better too!

(…)
ich beobachte gerne fledermäuse.

(…)
auf meinem schreibtisch steht ein kleines häuschen, das 69 cds beherbergt. dieses häuschen hat drei giebel, auf dem ersten klebt ein totenschädel, auf dem zweiten ein schwein und auf dem dritten ein marienkäferchen. dahinter stehen die lautsprecherboxen meines computers. ich höre gerne musik beim denken. jetzt höre ich gerade liveimprovisationen der band wolf eyes mit dem gitarristen richard pinhas. er begann seine musikalische laufbahn in den 70er jahren in bands wie blues convention, schizo oder heldon. wolf eyes sind nate young, john olson und aaron dilloway, letzterer ist inzwischen ausgestiegen, glaube ich zumindest.
improvisation ist ja teil jeder musik, naja, klassische musik ausgenommen, die funktioniert ja streng nach notenblatt, glaube ich zumindest.
ich höre selten klassische musik.

(…)
das folgende bild habe ich 2017 zur 100 jahre feier von dada gezeichnet. tristan widhalm, haha. ich bin der meinung, dada wird inzwischen von den falschen leuten gefeiert.
1983 hat die zeitschrift für literatur, kunst und kulturpolitik STERZ von mir das gedicht "eine jungfräuliche mikrobe" abgedruckt, ein montagegedicht, das sich u.a. auch bei den sieben dada manifesten von tristan tzara bedient.
mein belegexemplar der zeitschrift STERZ ist inzwischen ziemlich vergilbt und einige seiten wurden von der wohnzimmerkatze suzi traktor zerfetzt.
suzie traktor liebte es papier zu zerfetzen.
besonders zeitungspapier.
bis zur seite 34, auf der mein gedicht abgedruckt ist, sind ihre krallen nicht vorgedrungen.

closeeine jungfräuliche mikrobe
closeclose1
closeein weiteres abenteuer, die nötige zeit, eigene
closeinteressen, drogenhandel um das gesicht zu
closeleugnen, oder weil ich das richtige nicht hingekriegt
closehabe. es will keinen neuen schritt getan haben.
closeman durfte ohne patent, ohne daß ein lautes wort
closegesprochen wurde - den eltern in ihre obhut
closezurückgegeben werden - die sogenannte lobung.
closedas ist ja auch ein weg unter umständen neue
closeschritte in abgründe bereiten helfen. jeder scherben-
closehaufen, dies kann man nachfühlen, von kurzer
closedauer ein parkhaus, standardfragen, nichts
closebesprechbares, aber eine legitime ausdrucks-
closeweise. nur momentan bring ich das nicht zusammen.
closeirgendwann unkontrolliert luft verschaffen, vom
closeerziehungsdirektor dann kurzerhand verboten,
closedie türen nach draußen mit dicken brettern ver-
closerammelnd. das gespräch mit ihnen ist für mich
closedanebenschaffen. ich versuche mich dann zu
closetarnen, als eine zur leidenschaft verpflichtende
closemission. mit teurer tödlichkeit ausgestattet aus dem
closeinnern und mit leeren versprechungen gefüttert,
closeobjektiv: kopflos. fade ansprachen mit bieder-
closemeierzopferl. die sind abends im kaffeehaus
closezusammengehockt wie die hühner. geht einmal
closeeuren phrasen nach bis zum punkt, gebunden auf
closeden bücherborden und erschreckend wie stellung-
closenahmen von politikern und behörden. alles voll-
closegestopft mit büchern und bildern von anderen
closemalern, dazu ein bügelbrett, aber er war eher ein
closegemütlicher mensch, und noch nichts neueres
closenach dem krieg. vereinnahmung und verball-
closehornung um sie in absehbarer zeit zum schweigen
closezu bringen. die träume werden immer flüssiger,
closeschneller, holperiger … können wieder versteckt
closein irgendeiner toilette draufgehen.
closeclose2
closesie merken, daß man einen körper nicht hat,
closesondern daß man einer ist, ob sie jetzt träumen
closeoder aufs klo gehen. ein beitrag den körper der
closenützlichkeitsdressur zu entziehen, die kahlen
closesperren, die abschrankungsplanken, die doppelt
closeausgerollten schnellsperren dahinter, vorwarnungslos
closein die menge gefeuert. da haben sie geflüstert:
close"das wird ein tänzer!"
closeclose3
closefarbig vermummte erkenntnis, scheibenklirren,
closeDADA. das geheul der verkrampften schmerzen,
closezerstört die schubladen des gehirns der gesellschaft-
closelichen organisation und die hand des himmels.
closerituale. grotesken, die den polizisten ihre weißen
closegamaschen psychologisierend verharmlosen.
closewattig. trauben, tomaten, bananen. ein paar
closekonservenbüchsen predigen unentwegt halbe
closenächte durch, assistiert vom pfarrer mit seinen
closesehr gepflegten kindlichen händen, sein horn-
closezwicker baumelt und hüpft am kettchen mit der
closehohen stirn und einer wie zusammengedrückten
closeunteren körperpartie. farbig vermummte erkenntnis,
closescheibenklirren, DADA.
closeclose4
closeund dann hab ich mir gedacht, da stimmt irgend-
closeetwas nicht, hab den stift genommen und versucht
closehineinzukritzeln und hineinzustochern, und da ist es
closetatsächlich … turnt, klettert, springt! macht akrobatik!

closeWOW!
DADA bedeutete für mich alles festgeschriebene auszulöschen, auch in meinem eigenen denken.
ich begann mich neu zu ordnen und...
ich begann mich neu zu ordnen und.. ....die probleme wurden mehr.
ich hatte plötzlich keine sprache mehr.
ich war nicht mehr fähig mich zu benennen.
aber ich wusste alles.
aber ich wusste nichts.
ich hatte das gefühl verrückt zu werden.
ich wurde neu geboren.
aber ich wusste nichts.
aber ich wusste alles.
ich war bereit zu werden.
ich war mir sehr sympathisch.
aller anfang ist ein anfang.
ich wiederhole mich.

vorwärts zur seite 34
zurück zur seite 32
zurück zur seitenübersicht