Amon Düül 2: "Dem Guten, Schönen, Wahren" (1969)


So, jetzt wieder Krautrock aus Deutschland. Amon Düül II, yeah. Der Song "Dem Guten, Schönen, Wahren" ist auf dem Debütalbum "Phallus Dei" zu finden, das 1969 bei Liberty Records erschien. Die Band bestand damals aus den MusikerInnen Renate Knaup (Vocals, Tambourine), Falk Rogner (Organ), John Weinzierl (Guitar, Bass), Chris Karrer (Guitar, Violin, Saxophone, Vocals), Christian Borchard (Vibraphone), Shrat alias Christian Thiele (Bongos, Vocals, Violin), Dieter Serfas (Drums, Cymbals), Peter Leopold (Drums) und Holger Trülzsch (Turkish Drums). Beim Song "Luzifer’s Ghilom" ist noch Dave Anderson am Bass zu hören. Im Netz findet man über das Album Statements wie Early Pink Floyd oder Gothic before Gothic, wow, Amon Düül II sind also Gothic Krautrock im Stile der frühen Pink Floyd. Oho-ho-ho. Sehr toll klingt beim Song "Dem Guten, Schönen, Wahren" der hohe Gesang von Shrat. Dieser ist auf dem Cover des zweiten Albums "Yeti" 1970, das ebenfalls bei Liberty Records erschien, als Sensenmann abgebildet. Der britische Bassist Dave Anderson war auch bei den Aufnahmen des zweiten Albums "Yeti" mit dabei. Er ging Anfang der 70er Jahre zurück nach England und stieg bei den Spacerockern Hawkwind ein. Anfang der 80er Jahre gründete er dann einen britischen Ableger von Amon Düül II, dem noch die MusikerInnen John Weinzierl, Guy Evans und Julie Waring angehörten. Beim Album "Die Lösung" 1989 war auch Robert Calvert von Hawkwind mit von der Partie. Die britische Band, die sich auch manchmal Amon Duul II oder nur Amon Düül nannte, veröffentlichte die Alben "Hawk Meets Penguin" 1982, "Meetings With Menmachines - Inglorious Heroes Of The Past" 1983 sowie "Die Lösung" und "Fool Moon" 1989. Diese 4 Alben sorgten bei SammlerInnen für reichlich Verwirrung, leider sind sie auch nicht wirklich toll. Beim dritten Album der Original-Amon-Düül-II "Tanz der Lemminge" 1971 ist Lothar Meid als Bassist mit dabei, Renate Knaup hieß nun Knaup-Krötenschwanz und Shrat hatte das Weite gesucht, schade. Das Album wird im Mojo Magazin als Nummer 36 der 40 besten Cosmic-Rock-Alben gelistet. Ja, die Musik war eingängiger und weniger improvisiert als auf den Vorgängern, aber sie blieb weiterhin hörenswert, sehr hörenswert. Nach diesem Album unterschrieb Amon Düül II beim Majorlabel United Artist Records, wo in Folge die Alben "Wolf City" und "Carnival In Babylon" 1972 sowie "Vive La Trance" 1973 erschienen. Davon finde ich "Carnival In Babylon" sehr sehr hörenswert, die anderen beiden haben gute Momente, sind aber nicht wirklich toll. Okay, der große Erfolg blieb aus, United Artists verlor das Interesse an der Band und die nächsten 4 Alben erschienen beim deutschen Label Nova Records. Julian Cope schreibt in seinem Buch "KrautRockSampler": Amon Düül II hatten sich selbst ihre Weirdness ausgetrieben, mit zu vielen Gastmusikern, die den Brei verdarben. Das Doppelabum "Made In Germany" 1975 war dann wieder ganz okay, obwohl... ...naja... ...mit Gothic Krautrock und Improvisation hat es eigentlich nichts mehr zu tun. Nach dem Album "Vortex" 1981 lösten sich Amon Düül II offiziell auf. Aber ganz gaben sie dann doch keine Ruhe. In den 90er Jahren erschienen beim japanischen Label Captain Trip Records die Alben "Eternal Flashback" und "Kobe (Reconstructions)", auf ersterem sind Originalaufnahmen aus den Jahren 1969 bis 1971 zu hören und zweiteres besteht aus Remixen von alten Songs. Neue Songs gabs auf den Alben "Nada Moonshine" 1995, erschienen bei Schneeball Records, und "Flawless" 1998, erschienen bei Mystic Records. Beide sind nicht wirklich überwältigend. Egal. Im Jahr 2010 brachte Amon Düül II dann in Eigenregie das mp3-Album "Bee As Such" heraus, das 2014 vom Label Purple Pyramid unter dem Titel "Düülirium" als CD wiederveröffentlicht wurde. Irgendwie klingt die Band eigentlich wieder ganz erfrischend und doch auch irgendwo ziemlich alt. Was solls. Das Album "Phallus Dei" wurde 2000 bei Gammarock Records als CD neu aufgelegt. Ich würde mir von Amon Düül II auf jeden Fall die Alben "Phallus Dei", "Yeti" und "Carnival In Babylon" zulegen, die sind echt toll. David Bowie: Alles ist an der Oberfläche und ich bevorzuge es so.