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(leseprobe)
869) darf ich mich also des lebens freuen, fragt sich die jana. darf ich mich freuen, auch wenn es für andere menschen keinen anlass zur freude gibt, und auch dann, wenn ich nicht in der lage bin, alle möglichkeiten auszuschöpfen, etwas zur verbesserung der situation zu erreichen? darf ich schwimmen gehen, auch wenn gleichzeitig eine wichtige demo ist oder wenn eine oma gegen rechts für eine mahnwache gebraucht wird?
ich glaube, die antwort muss "JA" heißen, sagt die jana, denn sich freuen ist auch eine art, auf sich aufzupassen, was nicht immer leicht, aber eine basis dafür ist, der weltlage etwas entgegensetzen zu können.
der letzte satz im buch fadenspannung von ilse kilic lautet im grund meines herzens bin ich ein forderungskatalog. dieser satz stammt eigentlich vom naz, aber der naz hat ilse erlaubt, diesen satz zu verwenden, ohne ihn als urheber zu nennen, weil an dieser stelle im buch fadenspannung irgendwie kein platz war, einen urheber, eine urheberin zu nennen, ohne den satz als letzten satz in seiner schlusspunkt setzenden eigenschaft zu beeinträchtigen. ja, also, danke naz, sagt die jana, die sich gerade in diesem augenblick dem buch fadenspannung so nahe fühlt, als hätte sie es selbst geschrieben.
selbstfürsorge ist kein schönes wort, aber irgendwie und sowieso ist es wichtig, sich immer wieder des lebens zu erfreuen, oder dies zumindest anzustreben.
ist das kompliziert?
eigentlich nicht, sagt die jana, manchmal aber schon.
ein leicht alkoholischer abend mit freund*innen und kolleg*innen kann dabei behilflich sein. |