Barney Wilen & His Amazing Free Rock Band: "Dur Dur Dur" (1968)


Yeah, Psychedelic Free Rock beziehungsweise Free Jazz oder einfach tolle Musik. Gesang gibts keinen, dafür ein tolles Saxofon. Barney Wilen wurde 1937 in Nizza, Frankreich geboren, war Komponist und spielte Sopran- und Tenorsaxofon. Von 1940 bis 1946 lebten die Wilens in den USA, Barneys Vater war US-Amerikaner, danach zog die Familie wieder nach Nizza zurück. Bereits mit 12 Jahren spielte er im Cousin Orchester, einer Familienband, und trat bei Festen in und rund um Nizza auf. Anfang der 50er Jahre begann er durchreisende Jazzmusiker mit seinem Saxofon zu begleiten, so trat er bereits in jungen Jahren mit John Lewis, Roy Haynes, Nico Bunink oder Bud Powell auf. Neben seinem Dasein als Musiker studierte Barney Wilen Jura. Im Jahr 1957 holte ihn Miles Davis in seine Band und Barney Wilen wirkte bei der Einspielung des Soundtracks für den Film "Fahrstuhl zum Schafott" von Louis Malle mit. Zwei Jahre später spielte er dann mit Art Blakeys Jazz Messengers den Soundtrack zum Film "Gefährliche Liebschaften" von Roger Vadim ein. Ab Mitte der 60er Jahre wandte sich Barney Wilen mit seinem Quartet dem Free Jazz zu und 1967 erschien bei MPS Records das Album "Auto Jazz: Tragic Destiny Of Lorenzo Bandini", eine Art Soundtrack zum 25. Grand Prix Automobile de Monaco, bei dem Lorenzo Bandini tödlich verunglückte. Im Jahr 1968 nahm er dann mit seiner Amazing Free Rock Band für MPS Records das Album "Dear Prof. Leary" auf, eine Hommage an Timothy Leary, yeah. Leary trat in den 60er und 70er Jahren für den freien und allgemeinen Zugang zu psychedelischen Drogen ein. Die Amazing Free Rock Band bestand aus Barney Wilen (Sopran-, Tenorsaxophone), Mimi Lorenzini (Guitar), Günter Lenz (Double Bass, Electric Bass), Joachim Kühn (Piano, Organ) sowie den beiden Drummern Aldo Romano und Wolfgang Paap. Im gleichen Jahr nahm er ebenfalls für MPS Records mit der Band Barry & The Movements das Album "Soul Hour" auf. Diese Band bestand aus den Musikern Barry Window und Dee-Dee McNeil (Vocals), Barney Wilen (Sopran-, Tenorsaxophone), Ronald Bryer (Guitar), Peter Giske (Bass), Joel Vandroogenbroeck (Flute, Organ) und Wolfgang Paap (Drums). Das Jahr 1968 war das Popjahr des Jazzers Barney Wilen. Er hatte aber auch großes Interesse an außereuropäischer Musik, spielte mit indischen Musikern und bereiste Afrika, wo das Album "Moshi Too" 1969 entstand, das aber erst 2013 bei Sonorama Records veröffentlicht wurde. Viele seiner Aufnahmen in den 70er und 80er Jahren wurden damals nur in Japan veröffentlicht und sind heutzutage teure Sammlerstücke. Um genug Geld zum Leben zu verdienen arbeitete Barney Wilen als Toningineur für Archie Shepp und anderen Jazzmusikern. Barney Wilen starb 1996 in Paris im Alter von 59 Jahren an Krebs. Anfang der 80er Jahre arbeitete Barney Wilen auch mit der Punkband Moko zusammen. Diese Zusammenarbeit ist auf der 1982 bei AAA Records erschienenen Single "Le Jazz à Joe / Estrella" zu hören. Hab mir die A-Side gerade bei youtube angehört, ist sehr hörenswert. Der Song "Dur Dur Dur" ist auf dem Album "Dear Prof. Leary" zu finden, dass 2008 beim Label Promising Music als CD wiederveröffentlicht wurde. Okay, lassen wir das Schlusswort den russischen Schriftsteller Andrej Platonov sprechen: Die Kunst gehört, wie das Schwitzen zum lebendigen Körper, wie die Bewegung zum Wind, organisch zum Leben.