Bessie Smith: "Dying Gambler's Blues" (1925)


Der "Dying Gambler's Blues" und der Jazz-Standard "St. James Infirmary", der 1929 in der Version von Louis Armstrong And His Savoy Ballroom Five hohe Bekanntheit erreichte, haben gemeinsam, dass sie beide auf den selben traditionellen britischen Folksong aus dem achtzehnten Jahrhundert zurückgreifen. Dieser wurde damals unter verschiedenen Titeln wie "The Unfortunate Rake", "The Unfortunate Lad" oder "The Trooper Cut Down In His Prime" gesungen und handelt von einem Soldaten, der zu Prostituierten geht und dann an einer Geschlechtskrankheit stirbt. Dieser alte britische Song wurde in den 20er Jahren in den USA als "Dying Gambler's Blues", "St. James Hospital", "St. James Infirmary", "Dying Crapshooter Blues", "Old Joe's Barroom" oder "Let Her Go, God Bless Her" sehr populär. Wobei sich die Texte der verschiedenen Versionen mehr oder weniger von einander unterscheiden. Zuletzt begegnete mir der Song 2012 unter dem Titel "Dyin' Crap Shooter Blues" als Bonustrack auf der CD "The Bloom And The Blight" von Two Galants, einem Duo aus San Francisco. Bessie Smith wurde 1894 in Chattanooga, Tennessee geboren und war eine Schülerin der Sängerin Ma Rainey, der sexuelle Beziehungen zu den meisten ihrer Schülerinnen nachgesagt wurden, die sich also in ihren Lehrmethoden durchaus ein Beispiel an den griechischen Philosophen nahm. Die ersten Aufnahmen machte Bessie Smith 1923 mit Pianobegleitung von Clarence Williams. Bekannt wurde sie mit dem Song "Down Hearted Blues", der von der Bluessängerin Alberta Hunter komponiert wurde. 1928 erschien der Song "Empty Bed Blues", darin gab es viele anzügliche Bemerkungen über die Liebeskünste ihres Geliebten, die so direkt waren, dass der Song als pornographisch bezeichnet wurde. 1931 kündigte Columbia Records den Vertrag mit ihr. Erst 1936 rückte Bessie Smith wieder ins Rampenlicht, als sie für die erkrankte Billie Holiday im Harlemer Nachtclub Connie's Inn einsprang. Doch der neue Ruhm währte nicht lange. Bessie Smith verunglückte 1937 tödlich mit dem Auto. Um diesen Unfalltod ranken sich viele Gerüchte, eines davon: Sie wurde im Krankenhaus für Weiße nicht aufgenommen und verblutete. Der "Dying Gambler's Blues" ist auf Doppel-CD "The Essential Bessie Smith" zu finden, die 1997 bei Sony erschienen ist.