Destroy All Monsters: "You're Gonna Die" (1978) |
Nochmals Destroy All Monsters mit dem Song "You’re Gonna Die". Punk, yeah. "You’re Gonna Die" erschien 1978 als B-Side der Single "Bored" bei IDBI Records. Destroy All Monsters bestand bei dieser Single aus Niagara alias Lynn Rovner (Vocals), Larry Miller (Guitar), Ron Asheton (Guitar), Michael Davis (Bass), Rob King (Drums) und Ben Miller (Saxophone). "You’re Gonna Die" ist auf der 1995 erschienenen Compilation "Cherry Red Records - The Punk Singles Collection" zu finden. Darauf sind von Destroy All Monsters auch noch die Songs "Bored", "Meet The Creeper", "November 22nd 1963", "Nobody Knows" und "What Do I Get" enthalten. Die anderen Bands auf dieser Compilation sind The Tights, The Hollywood Brats, The Runaways und die Dead Kennedys. Zum Punk empfehle ich euch das Buch "Die Heebie-Jeebies im CBGB’s - Die jüdischen Wurzeln des Punk" von Steven Lee Beeber, es ist 2008 beim Ventil Verlag in Mainz erschienen. Steven Lee Beeber schreibt in der Einleitung: Diese Beziehung von Punk und Judentum ist nicht einzig damit zu erklären, dass große Teile der Musiker*innen wie auch der Szene jüdisch waren, unter ihnen Lou Reed, Joey und Tommy Ramone, The Dictators, Richard Hell, Malcolm McLaren, Lenny Kaye, Genya Ravan, Chris Stein, Jonathan Richman und Helen Wheels. Punk reflektiert die gesamte jüdische Geschichte von Unterdrückung und Unsicherheit, Flucht und Wanderschaft, Dazugehören und Nicht-Dazugehören, immer zerrissen zu sein, gleichzeitig drinnen und draußen, gut und schlecht, Teil und nicht Teil zu sein. Shpilkes, die nervöse Energie des Punk, ist jüdisch. Mit Shpilkes - das 'Heebie Jeebies' aus Little Richards gleichnamigen Song - lässt sich das beschreiben, was in der Bowery passierte, als die erste Generation amerikanischer Juden nach dem Holocaust erwachsen wurde und ihre Spuren in der populären Musik hinterließ. Ausgangspunkt war ein kleiner, von einem Juden geführter Club, der CBGB hieß. (...) Ja, sie waren die 'Blank Generation', aber wie Richard Hell erklärte, bedeutete das nicht, dass ihnen alles egal war. Sie suchten nach einem Weg, wie man die Leere füllen und neue Identitäten und Welten schaffen konnte. An diesem Nullpunkt der jüdisch-amerikanischen Erfahrungen erfanden sie im alten jiddischen Theaterbezirk den Sound des Punk, den man bis heute hört. Dieses Buch will zeigen, dass dieser Sound nicht von ihrer Jewishness zu trennen ist. Hmm, ich weiß nicht, ob das Buch wirklich ein Beweis für diese These ist, aber Steven Lee Beeber trägt viel Material zusammen, um diesen Beweis zu erbringen und das allein macht das Buch interessant und - toll. Steven Lee Beeber schreibt Punk is Jewish. Not Judaic. Okay, Hannah Arendt traf diese Unterscheidung in ihrem Buch "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft - Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft" 1951 auch, um damit den rassischen Antisemitismus zu erklären. Jüdischsein wäre also ein dejudaisiertes Judentum, eine natürliche Fatalität, die nur noch rassisch zu bestimmen ist. Schwierig schwierig, aber beide Ansätze dieser Trennung sind durchaus nachvollziehbar. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Rheinland Pfalz, Peter Waldmann, schreibt über das Buch: Der frühe amerikanische Punk mit seinen jüdischen ProtagonistInnen ist eine hoch reflexive Bewegung, deren Mitglieder schon früh bemerkten, wie historische Ereignisse zur Stärkung der eigenen Identität instrumentalisiert werden. Herausgestellt zu haben, dass ein solches Handeln im Falle der Shoah verwerflich ist, ist ihr Verdienst. An der ironischen Verwendung der Symbole des Nationalsozialismus wird auch deutlich, dass der Punk Teil einer vergessenen jüdischen Tradition ist, die im Untergrund um Bedeutungen und damit um Souveränität kämpft. Diese Tradition nennt Beeber Jewishness, und davon ist der Punk, trotz Atheismus, voll. Manche der darin interviewten 'jüdischen' Musiker*innen scheinen über die These nicht sonderlich erfreut, andere begegnen ihr offen. Chris Stein: Es gibt wirklich eine Gemeinsamkeit zwischen dem Geist des Punk und der jüdischen Showbusiness-Kultur eines Lenny Bruce. Es steckt etwas grundsätzlich Punkiges in der ganzen Sache - ich meine, worum geht es bei Punk, wenn man ihn wirklich aufschlüsselt? Er ist irgendwie gegen das Establishment gerichtet. Manches erinnert mich an die typischen jüdischen Komiker. Vielleicht ist das teilweise der Grund, warum Punk aus New York kam. Es ist eine Smartass-Stadt. Mir scheint da ein Zusammenhang zu bestehen. Ja, und Lenny Kaye sagt über sich: In gewisser Weise betrachte ich mich selbst gerne als Gelehrten des Rock’n’Roll-Talmuds, ich löse verzwickte Fragen und die kleinen Geheimnisse der B-Seiten und diskutiere sie mit meinen Jeschiwa-Studenten. Okay, lest das Buch selbst und denkt darüber nach, es macht Freude. |