Dick Justice: "Cocaine" (1929)


Dick Justice war ein weißer Songster, Blueser, Folkie oder sonstwas, jedenfalls ein Mann mit Gitarre. Er wurde 1906 irgendwo in West Virginia geboren und verstarb 1962. Seine Musik ist vom farbigen Musiker Luke Jordan geprägt, der auch den Song "Cocaine" schrieb und zwei Jahre vor Dick Justice für Victor Records aufnahm. Auch diese Aufnahme sei euch allen ans Herz gelegt. Dick Justice nahm 1929 zehn Songs für Brunswick Records auf - und, das wars. Seinen Lebensunterhalt verdiente er die meiste Zeit seines Lebens in einer Kohlenmine in Logan County. Seine Version des Songs "Henry Lee" ist der erste Track auf Harry Smith's berühmter "Anthology Of American Folk Music", die 1952 beim Label Folkways erschien. Country Joe McDonald hat "Cocaine" sicherlich in seiner Plattensammlung gehabt, wie man am Song "I-Feel-Like-I'm-Fixin'-To-Die Rag" von Country Joe & The Fish gut hören kann. Nein, man muss Country Joe deswegen nicht böse sein, nein nein, er hat "Cocaine" für die Hippies neu formuliert, das ist okay, das ist Kunst. Den Song von Country Joe & The Fish findet man auf dem Album "I-Feel-Like-I'm-Fixin'-To-Die", das 1967 bei Vanguard Records erschienen ist. Die Version des Songs "Cocaine" von Dick Justice ist auf der CD "The Songsters Tradition - Before The Blues", erschienen 2004 bei Saga Blues Records, zu finden. Alle zehn von ihm aufgenommenen Songs kann man auf der CD "Old-Time Music From West Virginia", erschienen 1996 bei Document Records, finden. Auf dieser CD sind auch Songs von Frank Hutchison und den Williamson Brothers zu hören. Oh Mensch, es gibt so viel gute Musik auf dieser Welt. Wie schrieb Robert Louis Stevenson so schön in seiner "Apology for Idlers": Müßiggang ... besteht nicht in Nichtstun, sondern darin, dass sehr viel getan wird, wovon in den dogmatischen Formelsammlungen der herrschenden Klasse keine Notiz genommen wird. Ja, die zehn Songs von Dick Justice zu hören zum Beispiel. Lassen wir nochmals Amiri Baraka zu Wort kommen: Blues ist im engeren Sinne kein soziales Phänomen und ist es auch nie gewesen, sondern in erster Linie eine Versform und in zweiter eine Art Musik zu machen. Blues als eine Versform hat so viele soziale Berührungspunkte wie jede andere Form von Lyrik (mit Ausnahme der reinen Poesie) - und auch die gibt es im Blues. Genau. Und jetzt noch das Gedicht "Der blues" von meinem Freund Konrad Berger: Der blues / Schämt sich nicht / Ich bin gerührt / Ich nehme mir was süsses / Doch heute ist nicht samstag. Dieses Gedicht findet ihr im Band 3 der gesammelten Werke von Konrad Berger, der "ohne Jahresangabe" in der Edition Fussnoten zur Weltgeschichte erschienen ist. Übrigens Konrad Berger ist einer meiner vielen Lieblingsdichter, ja, und Lieblingsdichterinnen habe ich mindestens genauso viele.