Fehlfarben: "Grauschleier" (1980) |
Ich habe das alles schon 1000mal gesehen / Ich kenne das Leben, ich bin im Kino gewesen / Und doch jedesmal, wenn ich sie seh' / Weiß ich nicht wie es geh'n soll / Ich find' nicht den Dreh / Es liegt ein Grauschleier über der Stadt / Den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat. Naja, ich würd sagen Punk, aber eigentlich steht bei Fehlfarben immer Neue Deutsche Welle drauf. Egal. Vieles, was anfangs Neue Deutsche Welle genannt wurde, war toll, später wurde diese Welle dann ziemlich übel. Die Geschichte ist langweilig, immer dasselbe / Die Bücher zum Thema sind auch nicht das Gelbe / Und will ich dir dann mal was sagen / Dann fällt mir nichts ein / Nur leere Phrasen / Es liegt ein Grauschleier über der Stadt / Den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat. Den Terminus Neue Deutsche Welle wurde angeblich Ende der 70er Jahre von Burkhardt Seiler in seinem Plattenladen Zensor eingeführt und durch Alfred Hilsberg und seinem 1979 in der Zeitschrift Sounds erschienenen Artikel "Neue Deutsche Welle - Aus grauer Städte Mauern" populär. Die Fehlfarben haben sich 1979 in Düsseldorf gegründet und bestanden anfangs aus Peter Hein (Vocals), Thomas Schwebel (Guitar), Michael Kemner (Bass), Frank Fenstermacher (Saxophone), Markus Oehlen (Drums) und Uwe Bauer (Drums). Peter Hein, Thomas Schwebel und Markus Oehlen spielten davor bereits in der Band Mittagspause zusammen. Die erste Single "Große Liebe - Maxi / Abenteuer & Freiheit" war stark vom Ska geprägt und erschien auf Peter Heins Label Welt-Rekord. Doch bald darauf unterschrieb die Band einen Deal mit dem Majorlabel EMI, auf den Platten stand zwar noch immer Welt-Rekord, doch Welt-Rekord gehörte nun eben zu EMI. Die Musik aus der Küche / Ist auch schon ziemlich zerkratzt / Ich habe geweint, bei jedem zweiten Satz / Und wenn ich dann schon mal was Ein-Eindeutiges tu' / Dann fürcht' ich sogleich, sie denkt: laß mich in Ruh! / Es liegt ein Grauschleier über der Stadt / Den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat. Bei EMI erschienen die Alben "Monarchie und Alltag" 1980, "33 Tage in Ketten" 1981 und "Glut und Asche" 1983. Mit dem Song "Ein Jahr (Es geht voran)" 1982 hatte die Band sogar einen kleinen Hit in Deutschland. Markus Oehlen war beim ersten Album bereits nicht mehr mit dabei, dafür halfen Der Pyrolator alias Kurt Dahlke (Synthesizer) und George Nicolaidis (Synthesizer) bei den Aufnahmen mit. Nach dem ersten Album verabschiedeten sich dann Sänger Peter Hein und Saxofonist Frank Fenstermacher, der mit Moritz R alias Moritz Reichelt und Der Pyrolator alias Kurt Dahlke die Band Der Plan gründete. Thomas Schwebel übernahm nun den Gesang bei den Fehlfarben und als neuer Gitarrist kam Uwe Jahnke dazu. Die Band löste sich schließlich 1984 auf, kehrte jedoch bereits 1989, wieder mit Peter Hein als Sänger, in die Popwelt zurück. Im Jahr 1991 erschien das vierte Album "Die Platte des himmlischen Friedens" beim Label Königshaus, die aber leider niemand so recht haben wollte. Erfolgreicher wurde es erst wieder 2002 mit dem sechsten Album "Knietief im Dispo", das bei !K7 Records erschien. Das bisher letzte Album "Über... Menschen" erschien 2015 bei Tapete Records. Peter Hein sang außer bei Mittagspause und Fehlfarben noch in den Bands Charley’s Girls, Deutschland Terzett, Camp Sophisto, Not Mean Themselves, O.R.A.V.s (Liedermachos), Family 5 und The World Of Silly Girls, er lebt seit 2005 in Wien. Der Song "Grauschleier" ist auf dem Album "Monarchie und Alltag" zu finden, das 2010 bei EMI Records als CD wiederveröffentlich wurde. So, zum Abschluss einen Auszug aus einem Interview, das Carsten Vogel mit Peter Hein 2015 für die Westfällischen Nachrichten geführt hat. Vogel: In dem Song "Der Dinge Stand" heißt es: 'Ich breche doch keinen Streit vom Zaun, mit Generationen, die sich nichts trau'n.' Das Thema hier ist ein Konflikt der Generationen. Aber auch die Angst vor dem Neuen. Hein: Sicher. Angst vor Neuem haben alle Alten. Jetzt verlässt mich zwar die nie gehabte Bildung, ob das Aristoteles oder Epikur gesagt hat, dass die Jugend von heute die schlimmste sei. Vielleicht war das auch Gyros Souvlaki, der alte Ouzo. Aber es ist ein Rundumschlag. Es trifft sowohl die Jung-Dynamischen als auch die Alt-Tranigen. Vogel: Karl Valentin hat doch mal gesagt: 'Früher war die Zukunft auch besser.' Hein: Valentin ist ja auch einer der großen Denker. Yeah, da hat Hein recht, Valentin war ein großer Denker und was seine Beziehung zu Liesl Karlstadt alias Elisabeth Wellano betrifft, auch ein kleiner Mistkerl. Auf jedem Fall sind Karl Valentin und Liesl Karlstadt POP. Yeah! Ich fahr jetzt 15 Kilometer auf den Wohnzimmerrad um in Coronazeiten fit zu bleiben. |