Red Foley: "Freight Train Boogie" (1947)


Ja, diesen Song hatten wir schon mal - und zwar in der Version der Delmore Brothers. Da ich beide Versionen sehr gut finde, habe ich beschlossen, sie beide in thestoryofpop.doc aufzunehmen. Ich brenne mir des öfteren CDs mit verschiedenen Interpretationen eines Songs, ja, ich liebe diese CDs, sie machen mich aufmerksam auf die kleinen und feinen Unterschiede. Schon die unterschiedlichen Stimmlagen der InterpretInnen können einem Song eine ganz andere Färbung geben, ja, können Anlass zur Neudeutung des vermeintlichen Inhalts geben. Ob da jetzt Absichten dahinterstecken oder schlichte Gegebenheiten ist im Grunde ziemlich egal. Hm, ich würde sagen, die Delmore Brothers haben die Nase ein paar Millimeter vorne, obwohl Red Foley die bessere Soundqualität zu bieten hat, aber das mag wohl an der immer besser werdenden Studiotechnik liegen. Yeah, die Mundharmonika wird bei beiden Versionen perfekt geblasen und ist einfach zum Verlieben. Red Foley wurde 1910 in Blue Lick, Kentucky geboren und erhielt als Kind einige Jahre Gesangsunterricht, obwohl sein Hauptinteresse eigentlich dem Sport galt. Als Jugendlicher gewann er mehrere Gesangswettbewerbe und wurde 1930 für den WLS National Barn Dance in Chicago, eine Countrysendung, engagiert. In dieser Show trat er 7 Jahre als Sänger auf, danach wechselte er zum Renfro Valley Barn Dance, der von WLW in Renfro Valley, Kentucky ausgestrahlt wurde. Red Foley wurde der unumstrittene Star dieser Sendung und bekam nach 2 Jahren seine eigene Radioshow "Avalon Time". Decca Records bot ihm dann 1941 einen Plattenvertrag an und bereits die erste Single "Old Shep" kam in die Country Charts. Im Jahr 1944 hatte Red Foley dann seine erste Nummer 1 mit dem Song "Smoke On The Water". In dieser Zeit spielte er auch mehrmals in Westernfilmen mit, ja, und 1946 bekam er die Rolle des Conferenciers der Grand Ole Opry. Die Grand Ole Opry ist die langlebigste Radioshow der US-Rundfunkgeschichte. Die seit 1925 allwöchentlich aus Nashville, Tennessee übertragenen Countrymusik-Konzerte haben seit Jahrzehnten Kultstatus. Im Jahr 1950 schaffte es Red Foley gleich mit drei Songs in die Charts "Chattanoogie Shoe Shine Boy", "Cincinnati Dancing Pig" und "Our Lady Of Fátima". Oho, Fátima ist ein Ort in Portugal, wo die 3 Hirtenkinder Lúcia Santos, Jacinta und Francisco Marto im Jahr 1917 beim Schafehüten eine Marienerscheinung hatten: Unsere Liebe Frau zeigte uns ein großes Feuermeer, das in der Tiefe der Erde zu sein schien. Eingetaucht in dieses Feuer sahen wir die Teufel und die Seelen, als seien es durchsichtige schwarze oder braune, glühende Kohlen in menschlicher Gestalt. Sie trieben im Feuer dahin, emporgeworfen von den Flammen, die aus ihnen selber zusammen mit Rauchwolken hervorbrachen. Sie fielen nach allen Richtungen, wie Funken bei gewaltigen Bränden, ohne Schwere und Gleichgewicht, unter Schmerzensgeheul und Verzweiflungsschreien, die einen vor Entsetzen erbeben und erstarren ließen. Die Teufel waren gezeichnet durch eine schreckliche und grauenvolle Gestalt von scheußlichen, unbekannten Tieren, aber auch sie waren durchsichtig und schwarz. Huch, huch! Anfang der 50er Jahre beging Red Foleys Ehefrau Selbstmord, angeblich wegen seiner Affäre mit Sally Sweet, die Jahre später auch seine zweite Ehefrau wurde, und Red Foley zog sich für einige Zeit aus der Öffentlichkeit zurück. 1954 kehrte er aber als Moderator der Fernsehshow "Ozark Jubilee", die bis 1960 mit großen Erfolg ausgestrahlt wurde, zurück. Die Show wurde eingestellt, weil Red Foley wegen Steuerhinterziehung vor Gericht erscheinen musste. Danach wirkte er noch eine zeitlang in der Fernsehserie "Mr. Smith Goes To Washington" mit und, o je, starb 1967 an einem Herzinfark. Hm, wirklich symphatisch war Red Foley sicherlich nicht, aber - uhuhuh - dieser Song muss sein. "Freight Train Boogie" findet sich auf dem preisgünstigen und hörenswerten 10-CD-Set "Country & Western", erschienen 2005 beim Label Membran Music. Rainer Maria Rilke sagte mal: Würde ich mir die Teufel austreiben lassen, gingen die Engel möglicherweise mit.