|
(leseprobe)
Die
Vorstellung des Menschen als Fehlerquelle
Die
Die
Vorstellung des Menschen als Fehlerquelle (auch in bezug auf die allgemein
verbindlich formulierten Ich-Ideale) ist schon historisch als Notwendigkeit
der Selbstkontrolle in den einzelnen verankert.
Die Das Bewußtsein der Fehlerhaftigkeit
führt unter anderem zu einer Psychiatrisierung und Therapeutisierung
der Gesellschaft, d.h. auch zur Notwendigkeit mehr oder weniger "sanfter"
Korrektur am einzelnen. Ein Zusammenhang kann auch gesehen werden zur
libidinösen Besetzung des Funktionierens, ohne diesen Begriff weiter
infragezustellen: so produzieren z.B. viele funktionierende und funktionalisierte
- also "arbeitende" - Menschen unnotwendigen, ja in seinem Ausmaß
gefährlichen Überfluß.
Die Aber mehr und mehr entpuppt sich der
Mensch als Fehlerquelle für reibungslos ablaufende Produktionsprozesse:
so können Menschen in die sogenannten "Reinräume",
in denen Computerchips hergestellt werden, nur nach zweimaliger gründlicher
Reinigung hinein: Menschen, diese ständigen "Dreckschleudern"
aus winzigen Hautabschuppungen, unsauberer, ausgeatmeter Luft und - natürlich
auch - aus unberechenbaren, irrationalen Verhaltensweisen, die sich trotz
immer genauerer Methoden der Vorhersagbarkeit entziehen.
Die Das sogenannte ELIZA PROGRAMM (ein Computerprogramm,
das Gesprächstherapeut-Innenverhalten simuliert) kann sicherstellen,
daß wirklich jeder Klient und jede Klientin "gleich" behandelt
wird - und nur der Bestrafungsautomat in Kafkas Strafkolonie kann sicherstellen,
daß den Bestrafenden keine Sympathien oder Antipathien die Blicke
verschleiern und daß also die Strafe in einer paradoxen Weise "gerecht"
wird.
Die Hier übernehmen Maschinen Funktionen
von Menschen - und sie übernehmen sie, indem sie sich selbst dem
Menschen als "Vorbild" gegenüberstellen und ihn verführen/zwingen
(?), seine Gedanken, Handlungen etc. zu maschinisieren, zu funktionalisieren,
um sich mit ihnen zu messen.
Die Dieser Vorbildcharakter setzt dort an,
wo ein unerreichbares Ich-Ideal auf verlorenem Boden steht: die Idee des
autonomen Ich, seiner perfektionierten Selbstkontrolle, der Funktionstüchtigkeit
als höchstes Gut - schon ließe sich fragen, ob der Mensch nicht
sowieso eine Maschine ist. Falls er aber eine ist, oder dabei ist, sich
zu einer zu entwickeln - noch sind die "wirklichen" Maschinen
die besseren Maschinen. Ob sie auch die besseren Menschen sind, sei vorläufig
dahingestellt.
Die Der teilweise, zumindest anfängliche
Erfolg des ELIZA PROGRAMMS ließe jedenfalls auch darauf schließen,
daß die Tätigkeit von Therapeutinnen und Therapeuten im allgemeinen
überschätzt wird - als ob gerade da speziell "menschliche"
Eigenschaften wie Einfühlungs-vermögen etc. gefragt wären.
Die Die zumindest zum Teil anerkannte Überlegenheit
von Maschinen gerade wegen ihrer Normierbarkeit bedeutet aber nicht nur,
daß Fließbandarbeit sich erübrigen könnte (bzw.
bedeutet sie das unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen gar
nicht), sondern sie bedeutet einen veränderten Blick des Menschen
nicht nur auf sich selbst.
|
|