Kevin Coyne: "Evil Island Home" (1972)


See the sand and the white birds swooping low / I see the sea and the dead fish floating by / I see the grass as it's growing up my door / And hear my dog as he's crying for his bone / This is my home, my evil island home / This is my home, my evil island home. Kevin Coyne war Blues, war Rock’n’Roll und ein ganz großer Experimentator, yeah. Kevin Coyne war kein großer Gitarrist, aber ein durchaus fähiger Schrammler, egal, sein größtes Instrument war sowieso die Stimme und seine Fähigkeit, Songs ohne stilistische Einschränkungen geschehen zu lassen. Kevin Coyne hat viele tolle Songs und Alben aufgenommen, alles ist natürlich nicht geglückt, aber das wäre auch zuviel verlangt. See the stoat and the sharp-billed razorbill / You know they're pecking away / At my crumbling window sills / And the ice on the mountain range below / Is starting to melt / And we'll soon be washed with snow / This is my home, my evil island home / Oh, this is my home, my evil island home. Kevin Coyne wurde 1944 in Derby, United Kingdom geboren und studierte an der Joseph Wright School of Art und an der Derby School of Art Grafik und Malerei. Von 1965 bis 1968 arbeitete er als social therapist und psychiatric nurse im Whittingham Hospital in Lancashire und danach als drugs counsellor für das 'Soho Project' in London. Bereits während seines Kunststudium war Kevin Coyne als Sänger aufgetreten, begleitet wurde er dabei von Nick Cudworth am Piano oder an der Gitarre. Ende der 60er Jahre tat sich Kevin Coyne mit dem Gitarristen und Bassisten Dave Clague zusammen und sie veröffentlichten 1969 unter dem Namen Clague beim Label Dandelion Records die beiden Singles "Mandy Lee / Bottle Up And Go" und "The Stride / I Wonder Where". Dave Clague war davor bei der Bonzo Dog Doo-Dah Band aktiv. Schließlich gründeten die beiden Musiker die Band Siren, die aus Kevin Coyne, Dave Clague, Nick Cudworth, John Chichester (Guitar) und Tat Meager (Drums) bestand und bei Dandelion Records die beiden Alben "Siren" 1969 und "Strange Locomotion" 1971 veröffentlichte. Hmm, John Chichester spielte nur auf "Siren" die Leadgitarre, bei "Strange Locomotion" war dann Mick Gratton als neuer Gitarrist mit dabei. Im Jahr 1972 startete Kevin Coyne mit dem Album "Case History" seine Solokarriere. Das Album erschien ebenfalls bei Dandelion Records, dem Label des Radio-DJ John Peel. I want to fly but they've taken my wings away / I want to run but I know I have to stay / I may coax the beast that wanders on the shore / To lend me his back, so I can ride away once more / This is my home, my evil island home / Oh, this is my home, my evil island home. Nach dem Tod von Jim Morrison hatte Kevin Coyne das Angebot bekommen, neuer Sänger der Doors zu werden, doch er lehnte dankend ab. Dandelion Records ging dann 1972 Pleite und Kevin Coyne unterschrieb bei Virgin Records. John Peel: It was never a success financially. In fact, we lost money, if I remember correctly, on every single release bar one. I did quite like it but it was terribly indulgent. Bei Virgin Records erschienen die Alben "Majory Razorblade" 1973, "Blame It On The Night" 1974, "Matching Head And Feet" 1975, "Heartburn" 1976, "Dynamite Daze" und "Millionaires And Teddy Bears" 1978, "Babble" 1979, mit Dagmar Krause, die einigen von euch sicherlich als Sängerin der Artrock-Bands Slapp Happy, Henry Cow und Art Bears ein Begriff ist, sowie "Bursting Bubbles" 1980. Meine Favoriten davon sind "Majory Razorblade", "Millionaires And Teddy Bears" und "Bursting Bubbles", yeah, die sollten eigentlich in keiner Popsammlung fehlen. Virgin Records verlängerte danach den Vertrag nicht mehr und Kevin Coyne kam bei Cherry Red Records unter, wo die beiden Alben "Pointing The Finger" 1981 und "Pøliticz" 1982 erschienen. Auf dem Album "Pøliticz" arbeitet Kevin Coyne auf der A-Side mit dem Gitarristen Peter Kirtley zusammen und auf der B-Side mit Steve Bull und seinem Synthesizer. Dean McFarlane: One of the British singer/songwriter's more outwardly experimental records, this album contains some of his most intimate work, deeply personal songs and techniques which were taking him further and further away from tradition... strictly a post-punk album with a humorous political agenda. Im Jahr 1983 erschien dann bei Collapse Records das wunder-, wunderschöne Album "Legless in Manila". Wow! Bald darauf erlitt Kevin Coyne einen Nervenzusammenbruch, der von den Ärzt*innen auf seinen übermäßigen Alkoholkonsum und sein ebenfalls übermäßiges Arbeitspensum zurückgeführt wurde. Kevin Coyne erholte sich wieder, kehrte Britannien den Rücken und ließ sich 1985 in Nürnberg, Deutschland nieder, wo er bald darauf Helmi Schmidt heiratete. Glückwunsch! Das nächste Album "Stumbling Onto Paradise" erschien 1987 bei Line Records, diesmal nicht unter Kevin Coyne sondern als Kevin Coyne Band, die aus Kevin Coyne (Vocals), Hans Pukke (Guitar), Robert Steinhart (Bass) und Falk Steffen (Drums) bestand. Aus der Kevin Coyne Band wurde dann Kevin Coyne & The Paradise Band, unter diesem Namen erschienen die Alben "Everybody’s Naked" 1988, "Romance-Romance" 1990 und "Wild Tiger Love" 1991. Die Paradise Band bestand anfänglich aus Hans Pukke, Robert Steinhart, Falk Steffen und Henry Beck (Keyboards). Nach dem Album "Everybody's Naked" wurden Robert Steinhart und Falk Steffen durch Friedl Pohrer (Bass) und Martin Mueller (Drums) ersetzt. Beim Album "Wild Tiger Love" kam dann noch Norbert Nagel (Saxophone) hinzu. Diese 3 Alben stellen für mich irgendwie die schwächste Phase von Kevin Coyne dar, obwohl es auch auf ihnen hörenswerte Songs gibt, doch meist ist die Musik doch eher auf Nummer sicher. Schade! Aber bald wurde wieder alles gut und toll, haha. Mit den Alben "Burning Head" 1992 und "Tough And Sweet" 1993 gings musikalisch wieder bergauf und mit "The Adventures Of Crazy Frank" 1995 war Kevin Coyne wieder toll wie eh und je. Naja, mit "Knocking On Your Brain" 1997 gabs noch einen kleinen Ausrutscher, aber danach wurde es wieder total super. "Sugar Candy Taxi" 1999 ist ein Meilenstein der Popgeschichte, als Musiker ist auch sein Sohn Robert Coyne (Guitar, Keyboards, Drums) mit dabei. Es folgten die tollen Alben "Room Full Of Fools" 2000, "Carnival" 2002, "Donut City" 2004 und "Underground" 2005 sowie gemeinsam mit Brendan Croker (Vocals, Guitar) "Life Is Almost Wonderful" 2002. Kevin Coyne starb 2004 im Alter von 60 Jahren an Lungenfibrose, an der schon seit längerer Zeit litt. Im Reigen in Wien war im Winter 2004 ein Konzert von Kevin Coyne angekündigt, Ilse Kilic, Günter Vallaster und ich fuhren voll Vorfreude hin und - huch - an der Tür hing die Nachricht, dass der Künstler überraschend verstorben sei. Wir waren sehr, sehr traurig und tranken mehrere Biere auf Kevin Coyne. Prost! Kevin Coyne war aber nicht nur ein toller Musiker, sondern auch ein toller Zeichner und Maler. Ilse und ich lieben die Bilder, die Kevin Coyne für die Cover seiner Alben gemalt hat. Außerdem hat Kevin Coyne mehrere Bücher geschrieben, auf Deutsch sind von ihm die Bücher "Paradise" 1992, "Tagebuch eines Teddybären" 1993 und "Ich, Elvis und Die Anderen" 2000 erschienen. Der Song "Evil Island Home" ist auf dem Album "Case History" zu finden, das 2013 bei Turpentine Records als CD wiederveröffentlicht wurde. Ilse und ich haben inzwischen 10 LPs, 18 CDs und die Single "Let’s Have A Party / Lorna" 1975 von ihm angesammelt. Wow! Hört Kevins, yeah, Kevin Coyne, Kevin Blechdom und Kevin Ayers, das ist gut für euch und die Welt. Mark E. Smith: Ich weiß nicht, was andere Bands wollen. Ihr temporäres Dasein ist weitab von dem, worauf The Fall sich beziehen. Sie werden nie den Respekt der Arbeiter erringen. Ich denke, Kevin Coyne hat sich den Respekt der Arbeiter*innen errungen. Ich liebe ihn, egal ob tot oder lebendig.