Wir hatten in dieser Liste bereits die Band Organisation, ein Vorläufer von Kraftwerk, der aber noch nichts mit Elektropop zu tun hatte. Yeah! Elektropop wurden Kraftwerk erst mit "Autobahn". Ralf Hütter: Wir machen so eine Art Volksmusik für das Rhein-Ruhr-Gebiet. Wir erfinden Geschichten und illustrieren sie mit Musik. Und strukturiert ist unsere Musik folgendermaßen: Rauf - runter, vor - zurück, schnell - langsam, laut - leise, linear - vertikal, weich - hart, verdichtet - geöffnet, schön - häßlich, dumpf - hell. Das Album "Autobahn" erschien 1974 bei Philips Records und auf der A-Side befindet sich der fast 23 Minuten lange Song "Autobahn", der von Ralf Hütter (Vocals, Electronics) und Florian Schneider (Vocals, Electronics) komponiert und eingespielt wurde. Auf der B-Side befinden sich die 4 Songs "Kometenmelodie 1", "Kometenmelodie 2", "Mitternacht" und "Morgenspaziergang". Bei "Kometenmelodie 1" und "Kometenmelodie 2" wurden Hütter und Schneider von Wolfgang Flür (Percussion) unterstützt und bei "Mitternacht" von Klaus Röder (Violin, Guitar). Der Song "Autobahn" erschien 1974 auch als Single, da war er aber auf 3 Minuten 28 Sekunden zusammengeschnitten. Wenn man nur die Single hörte, hatte man natürlich keine Ahnung von der Wucht der langen "Autobahn". Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn / Vor uns liegt ein weites Tal / Die Sonne scheint mit Glitzerstrahl / Die Fahrbahn ist ein graues Band / Weisse Streifen, grüner Rand / Jetzt schalten wir das Radio an / Aus dem Lautsprecher klingt es dann: / Wir fahr’n auf der Autobahn. Davor gabs von Kraftwerk bereits die 3 Alben "Kraftwerk" 1970, "Kraftwerk 2" 1972 und "Ralf und Florian" 1973 auf denen Hütter und Schneider mit Instrumenten wie Organ, Piano, Guitar, Harmonica, Violin, Bass, Flute, Xylophone, Percussion, Rhythm Machine etcetera etcetera improvisierten und experimentierten, unterstützt wurden sie dabei von den Drummern Klaus Dinger und Andreas Hohmann. Live waren in den Anfängen auch Musiker wie Houschäng Néjadepour (Guitar), Michael Rother (Guitar), Emil Schult (Guitar, Violin), Plato Kostic (Bass), Eberhard Kranemann (Bass, Cello), Peter Schmidt (Drums) oder Charlie Weiss (Drums) Teil des Kraftwerks. Das Album "Autobahn" brachte Kraftwerk den großen Durchbruch. Die Singleversion des Titelssongs war die erste deutschsprachige Single, die den Sprung in die US-Charts schaffte. Auch die nächsten beiden Alben "Radio-Aktivität" 1975 und "Trans Europa Express" 1977 waren für mich eine Offenbarung, danach wurde der Sound von Kraftwerk zur netten Gewohnheit und mein Interesse ließ rapide nach, naja, das Album "Die Mensch-Maschine" 1978 war auch noch sehr okay. Kraftwerk hatten sich inzwischen mit den beiden Electronic Percussionisten Karl Bartos und Wolfgang Flür zu einem kompakten 4er gemausert und machten irgendwie mit ihrem Kling Klang weiter und weiter. Ihr Sound war zur internationalen Popsprache geworden und Kraftwerk zur Ikone, zum Kunstwerk, haha. Afrika Bambaataa borgte sich 1982 den Rhythmus von "Trans Europa Express" für seinen Song "Planet Rock" und Techno-Pioniere wie Juan Atkins, Kevin Saunderson und Derrick May aus Detroit nannten Kraftwerk als großen Einfluss auf ihre Musik. Ja, und da gabs noch viele, viele mehr, die Kraftwerk lobend Tribut zollten, Richard D. James alias Aphex Twin, Alex Paterson von The Orb, Ian Curtis von Joy Division, David Bowie, Björk etcetera etcetera. Irgendwie überholten manche dieser Musiker*innen die Kraftwerker auch ziemlich bald und schenkten uns interessantere Hörerlebnisse als Kraftwerk auf ihren letzten 3 Alben "Computerwelt" 1981, "Electric Café" 1986 und "Tour De France Soundtracks" 2003. Wolfgang Flür, Karl Bartos und Florian Schneider haben Kraftwerk einstweilen verlassen und Ralf Hütter ist nun der alleinige und allmächtige Leiter des außer ihm aus Fritz Hilpert, Henning Schmitz und Falk Grieffenhagen bestehenden Teams. Ob es jemals wieder ein neues Album geben wird ist ungewiss, obwohl Ralf Hütter immer wieder mal davon spricht. Hmm, ich würde mich durchaus darüber freuen. In meiner Sammlung befinden sich von Kraftwerk die Alben "Kraftwerk 2", "Autobahn", "Radio-Aktivität", "Trans Europa Express", "Computerwelt" und das 1991 erschienene „The Mix“, auf dem neue Bearbeitungen von alten Kraftwerksongs zu finden sind. Weiters das 1999 beim Label Emperor Norton erschienene Album "El Baile Alemán" von Señor Coconut Y Su Conjunto. Imagine Perez Prado, Tito Puente, Mongo Santamaria and Benny More all together playing songs of germany’ most important pop pioneers - a latin masterpiece of sampling! Hinter diesem Projekt verbirgt sich der Frankfurter Electronic Musiker, Komponist und Produzent Uwe Schmidt, der in den 80er Jahren Mitgestalter des Kassettenlabels N.G. Medien war und seine musikalische Laufbahn unter dem Pseudonym Lassigue Bendthaus begann. Jeffrey Brown: The best interpretations of Kraftwerk classics I have ever heard! Wow! Das Album "Autobahn" wird alle Jahre wieder beim Label Kling Klang als CD oder LP wiederveröffentlicht und ist ein absolutes must-have.