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kur-ven-bar,
1) kunstwort, lateinisch-deutsch-englisch, aus .) kur, lateinisch sorge,
anwendung besonders zusammengestellter heilmittel; .) VEN, abkürzung,
verwickelte-erlebens-narration, dichtungsform, ende des zwanzigsten jahrhunderts
von ilse kilic und fritz widhalm erfunden, steht heute allgemein für
das ineinanderfließen von erfindung und erinnerung in sogenannten
realistigen werken der literatur; .) bar, englisch, schranke, kleingaststätte
oder raum zur einnahme von getränken im stehen an einer etwa 1 meter
10 hohen theke, daher kurvenbar: kleingaststätten, in denen durch
aufführungen, lesungen, darstellungen von ven-werken heilsame wirkung
auf das gemüt der besucher und besucherinnen erhofft wird,
2) kunstwort lateinisch, aus .) kurve, im allgemeinen sprachgebrauch eine
stetig gekrümmte linie, in der mathematik auch die gerade linie,
im verkehrswesen die gekrümmte führung eines verkehrsweges.
in literatur, bildender kunst und traumsymbolik steht die kurve für
schwierigkeiten, umwege, aber auch freudige überraschung; .) bar,
maßeinheit des druckes, daher kurvenbar: druck, der auf einer kurve
liegt.
3) kurvenbar, gaststätte in niederösterreich, heute museum,
in der die ersten und legendären auftritte von LEFT HAND LUKE AND
THE BEGGAR BOYS stattfanden. der einzige mitschnitt eines ihrer konzerte
wurde kürzlich im rahmen wohnzimmeristischer forschungstätigkeit
restauriert und wird in der kurvenbar zum verkauf angeboten. nach der
legendären kurvenbar haben sich seitdem zahllose etablissements benannt.
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1:
DIE KURVENBAR
in einer gefährlichen haarnadelkurve einer staubigen landstrasse
erhebt sich die kurvenbar in den himmel. den oberen teil des hauses verbirgt
eine nebelwolke, die über der kurvenbar hängt wie eine geheimnisvolle
tarnung.
die kurvenbar ist ein ort voll duftiger wärme und knisternder spannung.
in der kurvenbar sind wir unsterblich verliebt. in der kurvenbar amüsieren
wir uns. das lokal ist wirklich originell mit altem gestühl und viel
zinngeschirr. in den satten glasmalereien der hohen fenster spiegelt das
licht in zauberhaftem farbenspiel, wodurch man das gefühl hat, dass
eine bunte fröhliche sonne scheint. der traum wirkt durch sich selbst.
auf der bühne werden durch den von nebelmaschinen geworfenen nebel
LEFT HAND LUKE AND THE BEGGAR BOYS sichtbar. ihre gesichter sind tränenüberströmt.
mit hartem kurzem knall prasseln die tropfen auf die marmorfliesen. musik
braust auf: wilde rhythmen, sehnsüchtige schreie, ein orkanartiges
brausen. die töne schwingen gleichsam in der luft, lösen sich
langsam auf, wobei sich süße und bitterkeit in hinreißendem
wohllaut vereinen. die akustik ist einmalig.
wir tanzen, bis in unsere augen ein übermütiges funkeln kommt
und uns ein merkwürdiger schwebezustand erfasst. wir sind nicht allein.
wir verfügen über eine unbeschreibliche figur. dies drückt
sich in vielen redensarten aus. die band besingt den ort, an dem wir alle
uns treffen: die kurvenbar als symbol des abweichens vom geradeausgehen.
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