The Langley Schools Music Project: "Space Oddity" (1976)


Nun etwas besonderes, yeah, das Langley Schools Music Project mit seiner Version des Bowie-Songs "Space Oddity". Ich hatte 1976 noch keine Ahnung von der Existenz dieses Albums, ich lernte es erst 2001 kennen, als bei Bar/None Records die Alben "Glenwood Region Music Group" 1976 und "Wix-Brown Elementary School" 1977 als CD unter dem Titel "The Langley Schools Music Project - Innocence & Dispair" neu aufgelegt wurden. Die Schüler*innen der Glenwood School interpretieren die Songs "You’re So Good To Me", "Help Me, Rhonda", "Little Deuce Coupe" von den Beach Boys, "To Know Him Is To Love Him" von den Teddy Bears, "Space Oddity" von David Bowie, "I’m Into Something Good" von Herman’s Hermits, "Band On The Run" von den Wings, "Rhiannon" von Fleetwood Mac und "Saturday Night" von den Bay City Rollers, die Schüler*innen der Wix-Brown School die Songs "Venus And Mars / Rock Show" von den Wings, "You’re Sixteen" von Johnny Burnette, "Wildfire" von Michael Murphey, "In My Room", "I Get Around", "Good Vibrations", "God Only Knows" von den Beach Boys, "The Long And Winding Road" von den Beatles, "Desperado" von den Eagles, "Sweet Caroline" von Neil Diamond, "Mandy" von Barry Manilow und "Calling Occupents Of Interplanetary Craft" von Klaatu. Fred Schneider von den B-52’s sagte über das Projekt: A haunting, evocative wall-of-sound experience that is affecting in an incredibly visceral way. Der Autor Neil Gaiman merkte an: I wish every school taught music like this. I wish every piece of music recorded in a school gymnasium were this haunting... and then I suspect that, if I listened to them right, maybe they would be. Und David Bowie sagte über die Version von "Space Oddity", sie sei a piece of art that I couldn't have conceived of. Geplant und organisiert hat dieses Projekt, gemeinsam mit den Schüler*innen, der kanadische Musiklehrer Hans Fenger. Er sagte später darüber: I knew virtually nothing about conventional music education, and didn't know how to teach singing. Above all, I knew nothing of what children's music was supposed to be. But the kids had a grasp of what they liked: emotion, drama, and making music as a group. Whether the results were good, bad, in tune or out was no big deal - they had élan. This was not the way music was traditionally taught. But then I never liked conventional 'children's music', which is condescending and ignores the reality of children's lives, which can be dark and scary. These children hated 'cute'. They cherished songs that evoked loneliness and sadness. Die Alben wurden damals in geringer Stückzahl als Andenken für die Schüler*innen, ihre Eltern, Lehrer*innen etcetera gepresst und wären mit Sicherheit nie einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden, doch im Jahr 2000 fand ein gewisser Brian Linds die Platten in der Wühlkiste eines Second-Hand-Ladens und schickte sie an den Musikhistoriker, Journalisten und Förderer von Outsider Music Irwin Chusid, der sie via WFMU Radio bekannt machte und 2001 wurden sie schließlich als CD wiederveröffentlicht. Auf die Frage 'What is outsider music, how is it defined?' antwortete Irwin Chusid in einem Interview: Outsider music has only been around since I coined the phrase in 1996. Outsider music is a category, it can be somewhat nebulous. Insofar as I wrote the first book about it, I put forward the first definition of it, if anybody wants to challenge that it's okay with me because I don't own the phrase. If someone wants to write volume two of Key of Z, they can do it because I'm not going to. I've said pretty much all I wanted to say between covers. At any rate, it's music made by people who for the most part have certain characteristics in common. They tend to be self-taught, lack a certain self-awareness. There's something organic about what they do, as opposed to being virtuosic, let's say. They tend to also not be part of any scene, they tend to exist on their own. They often are perceived by objective observers as being somewhat incompetent. They don't play by the rules - not because they don't want to or are ignoring the rules or defying the rules - because they aren't aware there are rules. They make this music out of some inner compulsion, despite overwhelming odds against them making a living at it, selling records, drawing attendance at public performances and getting record contracts from labels large and small. And these people persevere despite the odds. They may be frustrated, they may not, it might be just what they want to do. Some of those qualities I just mentioned could apply to your garden variety indie rocker. Many of those characteristics they may exhibit but that doesn't make them an outsider. Yeah! Irwin Chusid veröffentlichte 2000 bei A Cappella Books das Buch "Songs in the Key of Z: The Curious Universe of Outsider Music", es wurde leider nie ins Deutsche übersetzt. Zum Buch gibts auch 2 tolle CDs mit Outsider Music. Passend zum Langley Schools Music Project empfehle ich euch die Lektüre des Buches "Journal eines Pädagogen - Über ein Experiment" von Jules Celma, das in den 70er Jahren in der Edition Nautilus erschienen ist. Die Zeitschrift Le Monde schrieb damals darüber: Bei verschiedenen Vertretungen im Laufe des Schuljahres 1968/69 hat Celma in den ihm anvertrauten Grundschulklassen eine Methode der 'totalen Nicht-Direktivität' experimentiert. Er beschreibt die Folgen dieser Methode (...): einerseits hören die meisten Schüler mit jeder 'klassischen Schularbeit' auf; andererseits erlaubt sie ihnen, eine Sexualität zum Ausdruck zu bringen, die, so der Autor, Schule und Familie ständig verdrängen. Für Jules Cerma hatte dieses Experiment gerichtliche Folgen und er wurde 1971 zu einer 2-monatigen Gefängnisstrafe mit Bewährung und 1.000,- Francs Geldstrafe verurteilt, nachdem eine Petition auf dem Schreibtisch des Staatsanwaltes gelandet war, die 98 Unterschriften von Studienräten, Volksschullehrern und Eltern vereinigte. Grund für diese Klage wegen Morddrohung war unter anderem ein von einem Schüler gezeichneter Comic, in dem eine Figur sagt: Armer Idiot! Kümmern wir uns selbst um unsere Angelegenheiten. Tod den Herrschenden! Ja, Experimente im Schulbereich können teuer werden. Gilles Deleuze schrieb: Sie bitten mich um meine Meinung über das Experiment von 'Nicht-Pädagogik', über das in der Zeitschrift La Méche berichtet wird. Meine Position anlässlich dieser Angelegenheit ist sehr einfach: solche Experimente haben die Absicht, dass die Kinder ihre Phantasmen im Rahmen einer Schulgruppe ausdrücken und befreien. Ähnliche Experimente finden heute in vielen Ländern statt und werden dort sogar manchmal gefördert. Sie sind Teile des Versuchs, eine neue Pädagogik zu entwickeln. Ohne Zweifel verlangen sie von dem, der sie durchführt, viel Feinfühligkeit und ausgearbeitete Techniken. Aber gerade das scheint mir der betreffende Volksschullehrer in den zitierten Artikeln zu besitzen, der einen Nachweis all dieser notwendigen Fähigkeiten erbringt. Im aktuellen Klima, das oft durch Unverständnis oder gar Feindseligkeit gekennzeichnet ist, nehmen die Methoden unweigerlich den Anschein einer Provokation an. Ich glaube jedoch nicht, dass sie die Kinder zu Faulheit oder Anarchie veranlassen, und vor allen Dingen nicht dazu, das zu tun, was die Phantasmen ausdrücken. Sie rühren im Gegenteil zu neuen Organisationsformen und einer Disziplin der Phantasmen, die der aktuellen, viel gefährlicheren Verdrängung entgegengesetzt ist. In jedem Falle werden sie unausweichlich einen Teil der Pädagogik von morgen bilden. Es wäre unendlich bedauernswert, wenn Volksschullehrer dafür zahlen müssten, Pioniere zu sein. Diese Stellungnahme von Gilles Deleuze, der damals ordentlicher Professor und Hochschullehrer an der Universität Paris Diderot war, konnte Jules Celma nicht schützen. Da er nach diesem Urteil mit einer Vorstrafe belastet war, durfte er nicht mehr als Lehrer arbeiten. Huch! Der Musikkritiker Steven Hyden schrieb über die Wiederveröffentlichung des Langley Schools Music Projects: The gloomy title "Innocence and Despair" is no lie: The echoing, yelping renditions of this feel-good music gives off a powerfully aching melancholy. It's the sound of youth, frozen on tape, as it fades inexorably away.