Mickey Lee Lane: "The Zoo" (1965)


Rockabilly, yeah. Der Rhythmus von Rockabilly war von einer fiebrigen Schnelligkeit, mit der Betonung auf dem Off-Beat und angetrieben durch einen schnellläufigen Bass. Es war eine wilde Musik, gesungen von weissen Country-Boys, die den Beweis erbringen wollten, dass auch Hillbillies Rhythm&Blues mit Beat spielen konnten, schreibt Jürgen Seifert in seinem Buch "Pop & Rock" 2014. Ich finde dieses Buch durchaus lesenswert, yeah, ich habe viele schöne Stunden damit verbracht, obwohl der etwas überhebliche Ton doch oft ziemlich störend ist. Eigentlich schade, manchmal bekommt man richtig Lust Jürgen Seifert kräftig in den Arsch zu treten. Mickey Lee Lane wurde als Mickey Lee Schreiber 1941 in Rochester, New York geboren und bekam Ende der 50er Jahre einen Job als Songwriter im berühmten Brill Building. Außerdem arbeitete er als Tourneepianist für den Sänger Neil Sedaka. Als Songwriter verwendete Mickey Lee Schreiber auch öfters den Namen Sholom Schreiber. Die erste Single "Toasted Love / Daddy’s Little Baby" erschien 1958 bei Brunswick Records unter dem Namen Mickey & Shonnie Lane, The Bright And Early Kids. Shonnie Lane war seine Schwester, die als Sängerin auch den Namen Lane verwendete. Witzig ist, das bei "Toasted Love" als Komponist Mickey Lane angegeben ist und bei "Daddy’s Little Baby" Mickey Schreiber. Nächster Auftritt von Mickey Lee Lane als Musiker war mit der Band The Chants, der neben ihm noch John Linde und Peter Antell angehörten. Dieses Trio nahm 1961 die beiden Singles "Dick Tracy / Choo Choo" für Verve Records und "Respectable / Kiss Me Goodbye (Please Kiss Me Goodbye)" für MGM Records auf. Gut, 1964 kam Mickey Lee Lane dann bei Swan Records unter, wo er bis 1966 noch 5 weitere Singles veröffentlichte und mit dem Song "Shaggy Dog" 1964 seine einzige Platzierung in den Billboard Hot 100 schaffte, zwar nur Platz 38, aber immerhin. Im Jahr 1968 erschien dann seine letzte Single "Tutti Frutti / With Your Love (I’ll Make It Through)" bei Mala Records. Danach verdiente er seine Brötchen als engineer im New Yorker Studio 76 und ebenfalls als engineer für Kama Sutra Records. Doch das musikalische Kapitel Mickey Lee Lane ist noch nicht ganz vorbei, 1997 erschien überraschend beim Label Rollercoaster die CD "Mickey Lee Lane: Rockin’ On ...And Beyond" mit Aufnahmen von 1958 bis 1997. Naja, es überwiegen die alten Songs, also viel Neues nach den 60er Jahren gibt es nicht wirklich auf dieser CD. Trotzdem eine tolle Compilation. Der Song "The Zoo" findet sich aber auch auf der 1994 bei Buffalo Bop Records erschienenen CD "Horror Hop". Das ist eine Zusammenstellung von, naja, Horror Hop eben, gespielt von Bands wie The Motivations, The Drivers, The Revels, The Duponts, The Frantics sowie Big Bee Kornegay, Bobby Bare und Mickey Lee Lane. Ah, noch was entdeckt, 1960 hat Mickey Lee Lane noch die Single "Dum Dee Dee Dum / Nightcap" bei Laurie Records veröffentlich, nur hat er da das Lee bei seinem Namen weggelassen. Die ursprünglichen Spuren von Rock'n'Roll können dingfest gemacht werden an hunderten von Independent Labels in ganz Amerika, welche die landesweite Nachfrage für Blues, Bluegrass, Gospel, Rhythm&Blues und allen anderen Stilen ausserhalb des Alley-Universums befriedigten, schreibt Mike Evans in seinem 2003 beim Ventil Verlag erschienenen Buch "New York City Rock: Underground und Hype von 1950 bis heute". Mit Alley-Universum ist natürlich die Tin Pan Alley gemeint, die 28. Straße zwischen Fifth Avenue und Broadway in New York, wo damals die meisten Musikverlage ansässig waren.