The Louvin Brothers: "Knoxville Girl" (1956) |
So, und nun eine schaurigschöne murder ballad im Country’n’Western-Stil: I'm here to waste my life away / Down in this dirty old jail / Because I murdered that Knoxville girl / The girl I loved so well. Angeblich geht der Song zurück auf eine englische Ballade aus dem 17. Jahrhundert mit dem Titel "The Bloody Miller" oder "The Cruel Miller", jedenfalls war diese Ballade die Vorlage für mehrere englische und irische murder ballads wie "The Oxford Girl", "The Wexford Girl", "Waxweed Girl" oder "The Wexford Murder". Die angeblich erste Aufnahme in den USA stammt von den Blue Sky Boys, die 1937 eine Schellack mit dem Titel "The Story Of The Knoxville Girl" bei RCA Records veröffentlichten. Die Blue Sky Boys waren die Brüder Earl und Bill Bolick aus Hickory, North Carolina. Okay, 1956 gelang den Louvin Brothers dann ein Hit in den Countrycharts mit dem Song, yeah, das schafften dann nur mehr die Wilburn Brothers 1959 mit ihrer Version des Songs, obwohl sich viele Musizierende an ihm versuchten, etwa Nick Cave & The Bad Seeds 1996, The Handsome Family 2003 oder Vandaveer 2013. Oho, es gibt auch eine Version aus dem Jahre 1996 von GG Allin und zwar unter dem Titel "Watch Me Kill", auch sehr hörenswert. Natürlich kommt keine dieser Versionen an die Louvin Brothers und ihre gnadenlosen Close Harmony-Gesänge heran, die durch Ira Louvins hohem Tenor noch gnadenloser sind, als die Gesänge der Everly Brothers, ha ha. Charles Louvin wurde 1927 als Charles Loudermilk und Ira Louvin 1924 als Ira Loudermilk in Rainsville, Alabama geboren, arbeiteten seit frühester Kindheit hart auf den Feldern der elterlichen Farm und verdienten sich etwas Geld bei Auftritten in lokalen Clubs. Nachdem die Brüder einen Talentwettbewerb gewonnen hatten, durften sie auch im lokalen Radio ihre Songs zum Besten geben. Anfang der 40er Jahre wurde Charles Louvin zum Militärdienst eingezogen und sein Bruder Ira schloss sich der Band The Kentucky Partners von Charlie Monroe an. Nach Charles Louvins Rückkehr nahmen sie 1947 für Decca Records die Single "Seven Year Blues / Alabama" auf, die aber erst 1949 veröffentlicht wurde. Decca kürzte zwar die Namen der Brüder von Loudermilk auf Louvin, da ein zu langer Name schlecht für die Vermarktung sei, zeigte sich dann aber doch nicht interessiert an einer längerfristigen Zusammenarbeit. Es dauerte bis 1951, bis die Louvin Brothers beim Label MGM Unterschlupf fanden, doch auch diese Zusammenarbeit brachte ihnen eher schlechte Erfahrungen ein. Das Label produzierte 12 Songs mit den Brüdern, die danach von 1951 bis 1954 als Singles vermarktet wurden und 1956 nochmals als Album "The Louvin Brothers" zusammengefasst veröffentlicht wurden, obwohl MGM die Louvin Brothers bereits nach 2 Jahren wieder aus dem Vertrag entlassen hatte. Seltsam, aber so steht es geschrieben. Das Brüderpaar musste sich ein Weilchen als Briefträger ihr Geld verdienen. Dann kamen sie bei Capitol Records unter, doch jetzt kam ihnen wieder das Militär in die Wege und Charles Louvin wurde wegen dem Koreakrieg neuerdings eingezogen, ja, die Louvin Brothers wurden nicht gerade vom Glück verfolgt. Okay, 1955 klappte es dann doch und sie hatten mit dem Song "When I Stop Dreaming" einen Countryhit. Weitere Hits bei Capitol Records waren "Hoping You Are Hoping" 1956 und "My Baby’s Gone" 1959. Das Gospel’n’Country-Album "Satan Is Real" 1959 wurde später zum Kultalbum, und zwar nicht bei den Christen, an die sich die gläubigen Brüder richteten, sondern eher bei den Antichristen in der Rockszene. Die ersten, die einen Song aus diesem Album coverten war die Band The Byrds 1968 und zwar "The Christian Life" auf ihrem Album "Sweetheart Of The Rodeo". Durch die Dominanz des Rock’n’Roll Ende der 50er Jahre geriet die Karriere der Louvin Brothers aber bald wieder ins Stocken und 1963 trennten sich die Brüder im Streit und beide unterschrieben einen Solovertrag bei Capitol Records. Doch Ira Louvin starb wenige Monate später bei einem Autounfall, huch. Charles Louvin hatte mehr Glück und bereits seine erste Solosingle "I Don’t Love You Anymore / Book Of Memories" 1964 wurde ein Hit in den Countrycharts der USA und Kanada. Die letzte Chartssingle von Charles Louvin war "The Precious Jewel" 1989, also er hatte noch eine ziemlich lange und durchaus erfolgreiche Solokarriere. Charles Louvin starb 2011 im Alter von 83 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Der Song "Knoxville Girls" ist auf der 1995 beim Label Razor & Tie erschienenen CD "When I Stop Dreaming: The Very Best Of The Louvin Brothers" zu finden. Das Album "Satan Is Real" ist 1996 bei Capitol Records als CD wiederveröffentlicht worden - zuschlagen, Freunde, zuschlagen!!! |