Mamie Smith: "Mamie Smith Blues" (1922)


Blues. Als Jugendlicher in den Siebziger Jahren hörte ich keinen Blues. Blues handelte nicht von meinem Leben als Jugendlicher. Blues war Musik für Erwachsene. Ich musste älter werden um den Blues zu lieben. Mit zirka Dreißig war es dann soweit. Der, die, das Blues wurde Quelle von Trauer und Freude, wurde Teil meiner sexuellen Obsessionen. Wurde Pop. Mamie Smith war eine US-Amerikanische Sängerin, Tänzerin, Pianistin und Schauspielerin. Mamie Smith war die Erste, die 1920 einen gesungenen Blues aufnahm: "Crazy Blues". Die Platte verkaufte sich zur Überraschung aller als erste Bluesaufnahme einer farbigen Künstlerin mehr als eine Million mal innerhalb eines Jahres. Viele Käufer und Käuferinnen waren Afroamerikaner und Afroamerikanerinnen, ein bisher eher unbeachteter Markt. Dieser unerwartete Erfolg veranlasste die Plattenfirmen, weitere Bluessängerinnen auf Platte aufzunehmen und so die Ära des klassischen Frauenblues einzuläuten. Der Song "Mamie Smith Blues" ist auf der 2006 bei Legacy erschienenen CD "Crazy Blues: The Best Of Mamie Smith" zu finden. Mamie Smith wurde bei ihren Aufnahmen und Auftritten meist von der Band Jazz Hounds begleitet. Jazz'n'Blues. Blues'n'Jazz. Das Wort Blues leitet sich laut Wikipedia von der bildhaften Englischen Beschreibung I’ve got the blues beziehungsweise I feel blue - ich bin traurig - ab. Ja, Grund zum Traurigsein hatten Afroamerikaner und Afroamerikanerinnen anno dazumals in Massen - und auch heute sind wir noch weit davon entfernt von Gleichberechtigung zu sprechen. Wir leben in einer hierarchisch patriachal-heterozentristisch geordneten Gesellschaft - und: Das ist Scheiße! Auch davon spielt der Blues. Aber Blues war und ist nicht per se traurig, sondern des öfteren auch ziemlich zornig und schlüpfrig, wobei die Schlüpfrigkeit des öfteren auch hierarchisch patriachal-heterozentristische Klischees bedient und bediente. Naja, Armut macht nicht unbedingt klug und oft auch anfällig für Männer- und Machtphantasien. Bumm!