Jonathan
Richman & The Modern Lovers: |
Nochmals die Modern Lovers und Jonathan Richman, dieses Mal unter dem Namen Jonathan Richman & The Modern Lovers. Rock’n’Roll, yeah. Vereinfachung ist nicht nur Verdichtung und Verknappung des Vielfältigen auf formelhafte Kürze und Abstraktion, sondern deren Wiederanbindung an das gewöhnliche Leben, Anschaulichkeit, Konkretion, die Einheit von großer Abstraktion und Realistik im Sinne Kandinskys, schreibt Hannes Böhringer im Buch "Genese Dada - 100 Jahre DADA Zürich", das 2016 im Verlag Scheidegger & Spiess erschienen ist. Jean Dubuffet schrieb: Ich sehne mich nach einer Kunst, die direkt aus unserem gewöhnlichen Leben wächst. Jonathan Richman machte mit seinen Modern Lovers genau diese Kunst. Yeah! Well, my love is a flower just beginning to bloom / Like those things from your garden that spring from the gloom. / My love is a flower just beginning to bloom / Beginning to bloom, to bloom. "My Love Is A Flower (Just Beginning To Bloom)" ist auf der 1991 beim Label Castle Legends erschienenen Compilation "Mega Hits" zu finden. Naja, der Titel ist etwas merkwürdig, da Jonathan Richman eigentlich nie Mega Hits hatte, der einzige Song, mit dem er es in die Top Ten schaffte, war "Egyptian Reggae" 1977. In die britischen Charts schaffte er es auch noch mit den Songs "Roadrunner" 1976 und "The Morning Of Our Lives" 1977, Platz 11 und 29. Mein Lieblingsalbum von Jonathan Richman & The Modern Lovers ist das 1979 bei Beserkley Records erschienene Album "Back In Your Life", da ist der Song "My Love Is A Flower (Just Beginning To Bloom)" ebenfalls drauf. Hört euch auch die tollen Songs "Buzz Buzz Buzz", "Back In Your Life", "Party In The Woods Tonight" und "I’m Nature’s Mosquito" von diesem Album an, die sind einfach köstlich. Habe mir das Buch "B Book - Lust & Sound in West-Berlin 1979-1989" von Mark Reeder in der Städtischen Bücherei ausgeborgt, es ist 2015 beim Verlag Edel Germany in Hamburg erschienen und sehr lesenswert. Mark Reeder zog Ende der 70er Jahre von Manchester nach Berlin und erzählt in diesem Buch über sein Leben in der Berliner Szene. Es lief einfach super. Ich war in Berlin, hatte ein Dach über dem Kopf und verdiente meinen Lebensunterhalt mit Musik. Obwohl ich kaum Deutsch sprach, bekam ich mit, wo die wildesten Bands spielten - im SO 36, einem schwer angesagten Punk-Club in Kreuzberg, in Laufweite zur Mauer. Dort lernte ich meinen Landsmann und künftigen Partner Alistair Gray kennen, als ich ihm bei einem Konzert auf den Fuß trat. Ein paar Monate später gründete ich gemeinsam mit ihm Die Unbekannten. Obwohl er noch nie in einer Band gespielt hatte, wurde er unser Sänger und Bassist. Mark Reeder erzählt seine Berlingeschichte und Hollow Skai alias Holger Poscich hat sie für uns aufgeschrieben. Als ich nach Berlin gekommen war, hatte ich nicht gewusst, was mich eigentlich erwartete. Ich hatte gedacht, ich hätte meine Hausaufgaben gemacht, und Klaus Schulze und Tangerine Dream gehört, vor Ort lernte ich aber Alexander Hacke alias Alexander von Borsig und Michael Schäumer von P1/E kennen, die eine ganz andere Art elektronischer Musik machten, eher elektronischen Punk Rock. Im Buch ist auch ein nettes Schwarzweißfoto, auf dem sich Wolfgang Müller von der Tödlichen Doris und Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten leidenschaftlich küssen. Yeah. Und das Foto mit Blixa Bargeld, der ein selbstgemaltes Plakat in Händen hält, auf dem in Blockbuchstaben zu Lesen steht: WER SICH AM KOMMERZIELLEN MUSIKGESCHMACK ORIENTIERT DIENT DER REAKTION, super. Das erste Album der Modern Lovers war Punk, dann wurde Jonathan Richman immer einfacher, leiser, sanfter, ohne wirklich schmusig zu werden, obwohl, manchmal wurde er auch das, aber irgendwie toll schmusig. Einfach zum Verlieben. Ach, es ist kompliziert mit Jonathan Richman, er ist Rock’n’Roll, ja, und manchmal plaudert er einfach so drauflos. Der Weg von den Genialen Dilletanten zu den Modern Lovers ist kürzer, als man oft geneigt ist anzunehmen. Schluss für heute, ich geh jetzt ins Bett und hör mir vorm Einschlafen noch den Song "Bach, Beethoven, Mozart & Me" 1970 von Phil Ochs an, der ist auch sehr super. Wow! |