Punk, yeah. Wenn ich ein Junge wär' / das wäre wunderschön / dann könnt' ich jeden Tag / in langen Hosen geh'n / und käm' ich abends spät nach Haus / macht mir kein Schwanz ein Drama d'raus / das wäre halb so schwer / wenn ich ein Junge wär'. Nur wenn Tino, Tino, Tino mich küsst / und wenn Tino, Tino lieb zu mir ist / fällt bei Tino, Tino, Tino mir ein / eine kleine Piccolina, Bambina, si-sina Signorina zu sein / ist wunderbar. Nina Hagen wurde 1955 in Ost-Berlin geboren, ihre Eltern waren die Schauspielerin Eva-Maria Hagen und der Drehbuchautor Hans Oliva-Hagen. Nina Hagen wollte wie ihre Mutter Schauspielerin werden, doch ihr Antrag wurde von der Schauspielschule ohne Begründung abgelehnt. Nina Hagen und ihre Mutter, die inzwischen eine Beziehung mit Wolf Biermann hatte, galten als politisch unzuverlässig. Also machte Nina Hagen eine Ausbildung zur Sängerin im Zentralen Studio für Unterhaltungskunst, die sie 1974 als staatlich geprüfte Schlagersängerin abschloss. Nina Hagen wurde Sängerin der Gruppe Automobil und hatte 1975 mit dem Lied "Du hast den Farbfilm vergessen" einen Hit in der DDR. Im Jahr 1976 wurde Wolf Biermann aus der DDR ausgebürgert und Nina Hagen emigrierte kurz darauf freiwillig. Sie ging zuerst nach London und wurde dort Teil der aufkeimenden Punkszene, 1977 zog sie dann nach West-Berlin und gründete dort mit den Musikern der Band Lokomotive Kreuzberg ihre Nina Hagen Band. Das Debütalbum "Nina Hagen Band" erschien 1978 bei CBS Records und war mit Song wie "TV-Glotzer", "Unbeschreiblich weiblich" oder "Heiß" in Deutschland sehr erfolgreich. Von der Nina Hagen Band erschien 1979 noch das Album "Unbehagen", da hatte sich die Band aber bereits mit Nina Hagen zerkracht, die Musik wurde von den Musikern eingespielt, dann verließen sie das Studio und Nina Hagen kam um zu singen - so wird es zumindest kolportiert. In Österreich provozierte Nina Hagen 1979 einen Skandal, als sie Live in der Fernsehsendung Club 2 sehr anschaulich die weibliche Selbstbefriedigung erläuterte. Wenn ich ein Junge wär' / mit einem Motorrad / dann wäre ich bekannt / bald in der ganzen Stadt / ich trau mir zu im Fussballverein / ein guter Mittelstürmer zu sein / so wär' es ungefähr / wenn ich ein Junge wär'. Von 1980 bis 1986 lebte Nina Hagen abwechselnd in den USA, London und den Niederlanden, wo 1981 ihre Tochter Cosma Shiva geboren wurde. Der Vater ist der niederländische Gitarrist Ferdinand Karmelk, der 1988 verstarb. In dieser Zeit entstanden die Alben "NunSexMonkRock" 1982, "Angstlos" 1983 und "In Ekstase" 1985. Im Jahr 1986 kehrte Nina Hagen nach Deutschland zurück und ließ sich vom Modeschöpfer Jean Paul Gaultier zur Punk-Diva stylen. Sie hatte inzwischen ein Faible für UFOs, indische Religionen und Spiritualität entwickelt, schlug sich aber auch selbst als Präsidentin von Deutschland vor. Die Alben "Nina Hagen" 1988 und "Street" 1991 waren in Deutschland noch recht erfolgreich, den Rest der 90er Jahre wurde es etwas ruhiger um die Sängerin. Vielleicht war daran auch ihr nächster Skandal etwas mit schuld, der daraus entstand, dass sie 1992 in der Fernsehsendung Talk im Turm für die Methadon-Substitution, als einzige Möglichkeit Heroinabhängigen langfristig zu helfen, eintrat und die ebenfalls an der Diskussion teilnehmende Angela Merkel anpflaumte: Ich habe die Schnauze voll von Ihrer Lügerei, von Ihrer Heuchelei. Im Jahr 1999 überraschte Nina Hagen mit ihrem indischen Album "Om Namah Shivay", das kommerziell aber ein Flop wurde. Gut, mit dem 2000er-Album "Return Of The Mother" gings kommerziell wieder etwas bergauf. Wenn ich ein Junge wär' / dann wüsste ich so gut / was so ein junger Boy / aus lauter Liebe tut / ich würde in die Schwulen-Szene geh'n / und sexy Boys den Kopf verdreh'n / ich hätt' genug Verkehr / wenn ich ein Junge wär'. In seinem Buch "Pop-Schamanismus" 1999 schreibt Thomas Nöske über Nina Hagen: Sie redet von Ufos, kosmischen Energien, Nächstenliebe, Weisheit und Erleuchtung, doch selbst wenn man es ihr nicht glaubt, fühlt man sich doch nicht unbedingt geködert oder verladen. Selbst wenn man ihr zwei Stunden lang bei nichts anderem als beim Faxen-Machen und Grimassen-Schneiden zuschaut, nimmt man noch etwas mit nach Haus. (…) Es gibt wenige Kunstfiguren, die so konsequent Kunstfiguren sind, außer vielleicht Warhol und Bowie, die sich indes vor lauter Konsequenz fast schon wieder in der Künstlichkeit verloren. Eigentlich muß man Nina Hagen für voll nehmen, weil für halb keine zweite Hälfte bekannt ist und sie für Nichts deutlich zuviel ist. Die Unterscheidung von Masche und Echt macht sie hinfällig. Das bisher letzte Album "Volksbeat" erschien 2011 beim Label Koch International. Yeah, ich freue mich auf ein neues Album von Nina Hagen und das solltet ihr auch tun. Der Song "Wenn ich ein Junge wär" ist auf der 2005 beim Label Sony BMG Music Entertainment erschienenen DoppelCD "Heiß" zu finden, einer Compilation, die auch einige Songs aus ihrer DDR-Zeit enthält. "Volksbeat" hab ich natürlich auch in meiner Sammlung, das Album ist toll, so toll, dass auch die peinlichen Momente gut rüberkommen. Nina Hagen: I never have a bad night, bad day, bad moment. Wow! Hört euch auch den 60er Jahre Song "Something On My Mind" 1967 von Karen Dalton bei youtube oder sonstwo an. Die us-amerikanische Singer-Songwriterin Karin Dalton starb 1993 im Alter von 55 Jahren.