"Chickasaw Special" ist ein Instrumentalstück, auf dem Noah Lewis seine Fähigkeiten als Mundharmonikaspieler unter Beweis stellt. Die Chickasaw sind ein nordamerikanisches Indianervolk und hatten den Ruf, tapfere und starke Krieger zu sein. Naja, wird wohl so gewesen sein, oder auch nicht. Egal. Die Mehrheit des Stammes wurde während der Indianerumsiedlung in den 1830er Jahren ins Indianerterritorium deportiert. Die Indianerumsiedlung bezeichnet eine infolge des Indian Removal Act von 1830 aufgekommene Praxis der damaligen USA, Indianervölker östlich des Mississippi in Gebiete westlich des Flusses umzusiedeln, um deren bisheriges Land für die Besiedlung der Weißen zu gewinnen. Die meisten Indianerstämme fügten sich friedlich, oft mit bitterer Resignation, einige Stämme jedoch begaben sich auf den Kriegspfad, was auch zeigt, dass die Verträge keineswegs freiwillig waren. Schließlich siegte aber die materielle und kriegerische Übermacht der Weißen. Entgegen der Zusage, dass das Land auf ewig den Indianern gehören soll, wurde es 1889 für weiße Siedler geöffnet und 1890 als Oklahoma organisiert. 1907 wurde mit der Aufnahme Oklahomas in die Union das Indianerterritorium abgeschafft und die Stammesregierungen verloren ihre Rechte. Erst 2005 wurde eine von Chaloklowa Chickasaw organisierte Stammesregierung offiziell vom Bundesstaat South Carolina anerkannt. Ja, die Bleichgesichter sind eben ein wahrlich zivilisierter Haufen. Okay, und ich denke von all dem erzählt das Instrumental "Chickasaw Special". Noah Lewis wurde 1895 in Henning, Tennessee geboren und war einer der Musiker der US-Amerikanischen Jugbandszene der 20er und 30er Jahre. Ende der 1920er spielte er bei den Cannon's Jug Stompers in Memphis, gemeinsam mit Gus Cannon, Ashley Thompson und Hosea Woods. Gus Cannon erzählte später in einem Interview: Noah war immer voller Kokain, ich vermute, dass er deswegen so laut spielen konnte. Und er war richtig gut. Noah Lewis machte auch einige Aufnahmen unter eigenem Namen oder spielte unter anderem mit Yank Rachell und Sleepy John Estes. Er starb 1961 in ärmlichsten Verhältnissen an den Folgen schwerer Erfrierungen. Ob Noah Lewis neben seinen afroamerikanischen auch indianische Wurzeln hatte, weiß ich nicht. Das Instrumental "Chickasaw Special" findet sich auf der 2005 bei Verve Records erschienenen CD "Harmonica Blues - Blowing From Memphis To Chicago", auf der auch Songs von Will Shade und seiner Memphis Jug Band, Hammie Nixon, Sleepy John Estes, Jazz Gillum, Forest City Joe, Joe Hill Louis, James Cotton oder Willie Nix zu hören sind. Alles sehr empfehlenswerter Stoff: Pop.