Helmut Qualtinger: "Balade fon da zuagschbeadn Gredenz" (1966) |
So, nun ein Österreicher, Helmut Qualtinger, ein Vorläufer des Austropop. Haha, stimmt eigentlich garnicht. Es ist auch nicht wirklich schmeichelhaft, als Vorreiter des Austropop bezeichnet zu werden, da sich der Austropop nicht mit recht vielen merkens- und hörenswerten Songs hervorgetan hat. Okay, die Anfänge von Wolfgang Ambros waren durchaus anhörbar, Wilfried hatte auch seine Momente, Georg Danzer, naja, "Der Tschik" 1973 und von André Heller blieben mir 2 Songs in Erinnerung, die mir irgendwie doch gefallen haben, "Und dann bin i ka Lilliputaner mehr" 1972 und "Gemma schaun" 1978. Zah ausse die Dreia und gib ma a Feia, / i brauch a Spü / mi kon kana rettn, / i rauch stotn betn, / vurm schlofn geh. / A so a Tschik / hot a greßares Glick / wia unsa ana / weu uns braucht kana. Yeah, und Kurt Sowinetz mit dem Song "Alle Menschen san ma zwider" 1972 gelang auch Gutes: Alle Menschen samma zwider, i mechts in die Goschn haun / Mir san alle Menschen zwider, in die Goschn mecht ichs haun. / Voda, Muada, Schwester, Bruada und de ganze Paklraß / Alle Menschen samma zwider, wann i Leit sich geh i haaß. Helmut Qualtinger wurde 1928 in Wien geboren und gründete bereits in seiner Gymnasiumszeit mit Walter Kohut das Jugendtheater Mozart-Bühne. Danach studierte Helmut Qualtinger Medizin und Publizistik, brach das Studium aber bald ab und begann eine Schauspielausbildung am Max Reinhardt-Seminar. Erste Auftritte als Kabarettist hatte er 1947 in der Kabarettrevue "Die Grimasse". Helmut Qualtinger wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht für 3 Monate inhaftiert, weil er mit einem Sowjetstern auf der Brust und einem von ihm selbst verfassten Ermächtigungsschreiben eine Villa für die Gründung eines linken Theaters beschlagnahmt hatte. Qualtinger behauptete, ein Freund des Bürgermeisters Leopold Hofrichter habe ihn dazu ermächtigt, was dieser bestritt. Im Jahr 1949 wurde sein Theaterstück "Jugend vor den Schranken" in Graz uraufgeführt und verursachte einen Skandal. Okay, bekannt wurde er durch die "Travnicek-Dialoge" mit Gerhard Bronner und 1961 mit dem Ein-Personen-Stück "Der Herr Karl". Helmut Qualtinger nahm eine Menge Sprechplatten wie "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus, "Fifi Mutzenbacher" oder "Mein Kampf" von Adolf Hitler auf, sang Lieder, spielte Theater oder in Fernsehserien wie "Die Alpensaga" 1976 und Filmen wie "Geschichten aus dem Wienerwald" 1979 oder "Der Name der Rose" 1986. Helmut Qualtinger starb 1986 im Alter von 57 Jahren in Wien an Leberzirrhose. In den Jahren 1996/97 erschien im Deuticke Verlag eine 5-bändige Werkausgabe seiner Schriften. Der Song "Balade fon da zuagschbeadn Gredenz" ist auf der 1996 bei Preiser Records erschienenen CD "Qualtingers böseste Lieder" zu finden. Der Text ist von H.C. Artmann und die Musik wurde von Ernst Kölz komponiert. Hm, vielleicht sind Lieder von Helmut Qualtinger wie "Der Halbwilde" und "Der Bundesbahnblues", beide 1956, sowie "Der g’schupfte Ferdl" 1958 mehr Pop, aber was solls: Heite ziagt da gschupfte Ferdl frische Sockn an, / Grün und gelb gestreift, das ist so elegant / Schmiert mit feinsta Brillantine seine Lockn au / Putzt si d'Schuach und nocha haut er se ins Gwaund / Denn beim Wimmer drausd in Neu-Lerchnföd / Is Perfektion. Yeah, let’s dance! |