Wolfgang Riechmann: "Himmelblau" (1978)


Hören wir uns wieder etwas Krautelektronik an, haha, die war ja nicht nur experimentell, sondern manchmal auch so wunderschön romantisch und kitschig, dass es einem ganz warm ums Herz wurde. Wolfgang Riechmann wurde 1947 in Düsseldorf, Deutschland geboren und seine musikalische Laufbahn begann Ende der 60er Jahre in Bands wie Spirits Of Sound oder Phön-x, in denen auch Michael Rother, später Neu!, und Wolfgang Flür, später Kraftwerk, mit dabei waren. Mitte der 70er Jahre schloss sich Wolfgang Riechmann der Band Streetmark an, die bereits 1968 von Dorothea Raukes (Vocals, Keyboards) und Thomas Schreiber (Guitar) gegründet worden war. Mit Streetmark nahm Wolfgang Riechmann (Vocals, Synthesizer, Guitar) 1977 das Album "Eileen" für Sky Records auf. Produzent war Conny Plank. Zu Streetmark gehörten auch noch Manfred Knauf (Bass) und Hans Schweiß (Drums, Percussion). Im Jahr 1978 veröffentlichte Wolfgang Riechmann dann bei Sky Records das Soloalbum "Wunderbar", auf dem er außer Schlagzeug, dafür war Hans Schweiß zuständig, alles selbst spielt, Electric Violin, Guitar, Electric Piano, Arp Synthesizer, Arp Sequenzer, Vibraphone und Electronic Drums. Auf diesem Album ist auch der Song "Himmelblau" zu finden, es wurde 2009 beim Label Bureau B als CD wiederveröffentlicht. Leben konnte Wolfgang Riechmann von seiner Musik nicht, er arbeitete als Sozialarbeiter. Wolfgang Riechmann erlebte das Erscheinen von "Wunderbar" leider nicht mehr, er wurde kurz davor in der Düsseldorfer Altstadt von 2 betrunkenen Männern niedergestochen und starb einige Tage später an inneren Blutungen. Wolfgang Riechmann wurde leider nur 31 Jahre alt. Im Jahr 1979 veröffentlichte Sky Records das Album "Eileen" von Streetmark nochmals, diesmal unter dem Namen Wolfgang Riechmann & Streetmark, die Musikszene boykotierte damals diese Veröffentlichungspraxis wegen übler Geschäftemacherei mit dem Tod. Uwe Witsch schrieb Anfang 1979 in der Rheinischen Post: Die Platte "Wunderbar" des Düsseldorfers Wolfgang Riechmann hat mich überrumpelt. Riechmann hat erkannt, daß die elektronische Musik eine spezifische Ästhetik hat. Er nahm ihr die Kälte, indem er einfühlsame Melodiebögen schuf. Traurig stimmt, daß Riechmann im August vorigen Jahres das zufällige Opfer einer Messerstecherei in der Düsseldorfer Altstadt wurde. Ja, Wolfgang Riechmann war durchaus kitschig, aber toll kitschig, die Musik läuft ab wie ein toller Spaziergang durch den Wienerwald. Wow!