Shel Silverstein: "A Front Row Seat To Hear Ole Johnny Sing" (1971)


So, ein zweites Mal Shel Silverstein, der ist irgendwie ein Genre für sich. Mit Ole Johnny ist natürlich Johnny Cash gemeint, der ja mit dem Silverstein-Song "A Boy Named Sue" 1969 einen großen Hit hatte. Naja, mit Silverstein-Songs hatten immer nur andere Interpret*innen Hits, Shel Silverstein war mit seiner Art des Vortrags zu keiner Zeit hittauglich. Now you know some fellahs, they want fame and fortune / Yeah, and other fellahs they just wanna swing / But all I wanted all my life / Was a TV set and a truck and a wife / And a front row seat to hear ole Johnny sing. / Yeah the TV and the truck I got on credit. / And I got that girl with a little old Woolworth ring / And life was warm and life was sweet / But still, it was kinda incomplete / Without a front row seat to hear ole Johnny sing. / Hey, John you walk the line, / Do "Deelia" one more time / And when you do them Cottonfields / You warm this heart of mine. Der Typ im Song erschießt schließlich jemand und kommt ins Gefängnis, damit spielt Shel Silverstein natürlich an den Song "I Shot A Man In Reno" 1957 von Johnny Cash an. But I shot a man in Reno / Just to watch him die. Und natürlich auch an die Gefängnisauftritte von Johnny Cash, yeah, die auf den Alben "Johnny Cash At Folsom Prison" 1968 und "Johnny Cash At San Quentin" 1969 nachzuhören sind. Silversteins own voice was a raspy, delightfully expressive instrument that crossed the weirdest parts of Sterling Holloway and John Jacob Niles, steht in der Musikzeitschrift Dirty Linen über Shel Silversteins Gesangskünste zu lesen. Sterling Holloway war ein US-Amerikanischer Schauspieler und Synchronsprecher, der für die Disney-Studios arbeitete, unter anderem sprach er die Schlange Kaa in "Das Dschungelbuch" oder den Bären Winnie Puuh. John Jacob Niles war ein US-Amerikanischer Komponist, Sänger und Sammler von traditional ballads. Bei youtube könnt ihr euch von ihm das Album "American Folk And Gambling Songs" 1956 anhören, naja, mich erinnert seine Stimme nicht wirklich an Shel Silverstein. Egal. Jedenfalls hat John Jacob Niles so um 1918 die Autorin Gertrude Stein in Paris besucht, was seine Stimme gleich viel interessanter macht, haha. Die meistens Songs von Shel Silverstein wurden von Dr. Hook & The Medicine Show interpretiert, andere Interpret*innen waren Johnny Cash, The Brothers Four, Diamanda Galás, The Tiger Lillies, Marianne Faithfull, Brenda Lee, R. Stevie Moore, Loretta Lynn, Bobby Bare, Waylon Jennings, Kris Kristofferson oder die Irish Rovers. Shel Silverstein: To me, freedom entitles you to do something, not to not do something. In einem Artikel von Bernd Glodek in der Zeitschrift Sounds 3/77 ist unter der Überschrift "Gerüchte und ein Flop" folgendes über Shel Silverstein zu lesen: Neben seinem Hausboot mit angeschlossenem Studio in Sausalito besitzt Shel Silverstein zwar auch Appartements in Chicago und New York, wo er sich jedoch selten aufhält. Und so bleiben ob seines Lebens in der Abgeschiedenheit Gerüchte über ihn natürlich nicht aus. So soll er angeblich auf die Veröffentlichung eines Kinderbuches völlig verzichtet haben, weil der Verleger seinen Vorstellungen für die Umschlaggestaltung nicht zugestimmt hatte. Und Jolene-Sängerin Dolly Parton soll er die Interpretation von fünf seiner Songs verboten haben, weil er der Ansicht gewesen sei, Dolly Parton könne überhaupt nicht singen. Ein anderes Gerücht rankt sich um die erste und bislang einzige LP von Joanne Glasscock. So soll Shel mit der Begründung, dass seine Lieder so gut sind, dass jede/r mit ihnen einen Hit haben werde und als Star groß rauskomme, mit verschlossenen Augen wahllos in ein Telefonbuch gegriffen haben; die Glückliche war angeblich Joanne Glasscock, mit der er alsdann eine LP produzierte. Als Musiker wirkten dabei unter anderem Dennis Locorriere und John Wolters, der Drummer der Dr. Hook Band, mit. Und jetzt pssst: Die Platte wurde natürlich ein glatter Flop. Und so kommt Gerücht zu Gerücht, so dass selbst Eingeweihte häufig nicht mehr Wahrheit von Erfindung unterscheiden können. Verbürgt ist dagegen die Behauptung, dass Geld ihm absolut nichts bedeute. So besuchte er eines Tages seinen Musikverleger in New York und bat ihn um etwas Geld. Dass ihm jedoch aus den letzten Monaten Tantiemen in einer Höhe von mehreren tausend Dollar zustanden, wußte er nicht und interessierte ihn auch nicht. Diese konnten ihm nur deshalb nicht zugestellt werden, weil er sich seit etwa zwölf Monaten nirgendwo mehr hatte sehen lassen. Auch war er brieflich nicht zu erreichen, da er die Mietgebühr für sein Postfach nicht bezahlt hatte. Und die Mahnung dafür hatte die Post ebenfalls ins Fach gelegt - nur das hatte Shel ebenfalls seit einem Jahr nicht mehr geleert. Der Song "A Front Row Seat To Hear Ole Johnny Sing" ist auf der 2005 beim Label Sony BMG Music Entertainment erschienenen CD "The Best Of Shel Silverstein - His Words His Songs His Friends" zu finden. In meiner Sammlung befindet sich auch die Silverstein-LP "Freakin’ At The Freakers Ball" 1972, eines der wenigen Originalalben, das auch in Europa vertrieben wurde. Begleitet wird er auf dieser LP unter anderem von der Band Dr. Hook & The Medicine Show und produziert wurde sie von Ron Haffkine. Shel Silverstein vermerkt am Cover handschriftlich: This is Ron - who concieved, hyped produced, arranged and sold this album and lost his mind and half his stomach en route... God love him. Ron Haffkine produzierte auch die meisten Alben von Dr. Hook & The Medicine Show, yeah, und vieles mehr. Ron Haffkine hat 1972 auch selbst eine Single mit den Silverstein-Songs "Do You Want To Boogie Or Do You Don't Cause If You Do I Will With You But If You Don't I Won't / The Do You Want To Boogie Boogie (Fill In Your Own Lyric)" bei Polydor Records veröffentlicht. So, zum Abschluss ein kurzes Gedicht von Shel Silverstein, es trägt dem Titel "Meine Gitarre": Es wäre doch wundersam, dann und wann: / Eine Gitarre, die spielen und singen kann, / Und zwar von alleine. Da wäre ich platt: / Ein Musikinstrument, das mich nicht nötig hat.