Sparks: "Biology 2" (1971) |
So, nun die Sparks. Ich lernte sie 1974 durch ihre Hits "This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us" und "Amateur Hour" kennen, mit denen sie für kurze Zeit zu Stars des Glamrock wurden, doch begonnen hat ihre Geschichte bereits Ende der 60 Jahre mit wundervoll überdrehtem Psychbeat im Stile von englischen Bands wie The Move, The Small Faces oder Tomorrow. Die Brüder Ron Mael (Keyboards) und Russell Mael (Vocals) gründeten 1968 in Los Angeles, Kalifornien mit den Brüdern Earle Mankey (Guitar) und James Mankey (Bass) sowie dem Drummer Harley Feinstein die Band Halfnelson. Der Musiker Todd Rundgren fand ihre Musik toll und überredete Albert Grossman, Halfnelson für sein Label Bearsville Records unter Vertrag zu nehmen. Im Jahr 1971 erschien dann das von Todd Rundgren produzierte Debütalbum "Halfnelson", das leider keine große Beachtung fand, nur die ausgekoppelte Single "Wonder Girl / (No More) Mr. Nice Guys" mauserte sich im US-Bundesstaat Alabama zum regionalen Hit. Auf Anraten der Plattenfirma nannte sich die Band nach diesem Album in Sparks um und das Album wurde 1972 unter dem Titel "Sparks" wiederveröffentlicht, hatte dadurch aber auch nicht mehr Erfolg. Ebenfalls 1972 erschien bei Bearsville Records das zweite Album "A Woofer In Tweeter’s Clothing", diesmal war als Produzent Thaddeus James Lowe mit dabei, der Sänger der Psychedelic-Band The Electric Prunes. Nach Veröffentlichung des Albums tourten die Sparks auch in Großbritannien und spielten unter anderem im Marquee Club in London mit der 1970 gegründeten Band Queen als Vorgruppe. Die Sparks wurden von der BBC in die Fernseh-Show "Old Grey Whistle Test" eingeladen, in der der Showmaster Bob Harris ihre Musik als eine Mischung aus The Mothers Of Invention und The Monkees bezeichnete, ja, die Briten mochten die Sparks und die Brüder Ron und Russell Mael machten sich auf den Weg Europa zu erobern. Im Jahr 1973 übersiedelten sie nach London und stellten dort eine neue Band mit dem Namen Sparks zusammen. Die neuen Sparks waren die Brüder Mael sowie Adrian Fisher (Guitar), Martin Gordon (Bass) und Norman 'Dinky' Diamond (Drums). Das dritte Album, "Kimono My House", erschien 1974 bei Island Records und Produzent war Muff Winwood, der Bruder von Steve Winwood. Mit den Songs "This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us" und "Amateur Hour" hatten die Sparks in Europa große Hits und die Brüder Mael wurden als Glamrockstars gefeiert. Auch die nächsten beiden Alben bei Island Records, "Propaganda" 1974 und "Indiscreet" 1975 waren in Europa durchaus erfolgreich. Mit den Songs "Never Turn Your Back On Mother Earth", "Something For The Girl With Everything", "Get In The Swing" und "Looks, Looks, Looks" waren sie speziell in Großbritannien erfolgreich. Im Jahr 1976 kehrten die Brüder Ron und Russell Mael zurück nach Los Angeles und unterschrieben bei Columbia Records. Die neuen Sparks bestanden nun aus Ron und Russell Mael, Jeffrey Salen (Guitar), Sal Maida (Bass) und Hilly Boy Michaels (Drums). Bei Columbia Records erschienen die beiden Alben "Big Beat" 1976 und "Introducing Sparks" 1977, die beide keinen kommerziellen Erfolg hatten. "Big Beat" war irgendwie fast Hardrock, naja, Sparks-Hardrock eben, und "Introducing Sparks" klang nach Sparks goes Beach Boys oder so ähnlich. Ebenfalls 1977 waren die Sparks im Film "Rollercoaster" zu sehen, wie sie die beiden Songs "Fill ’Er Up" und "Big Boy" vom Album "Big Beat" performen. Der deutsche Titel des Films lautet "Achterbahn", egal, es ist ein relativ doofer Film. Columbia Records löste nach diesen beiden Alben den Vertrag mit den Sparks, die aber bald darauf bei Virgin Records unterkamen, sich mit dem Produzenten Giorgio Moroder zusammentaten und gemeinsam mit ihm den Sparks-Discosound erfanden. Yeah! Mit dem Album "No.1 In Heaven" 1979 und den Songs "The Number One Song In Heaven" und "Beat The Clock" kehrten die Sparks in die europäischen Charts zurück. Mit Giorgio Moroder arbeiteten sie auch noch beim nächsten Virgin-Album "Terminal Jive" 1980 zusammen, als Co-Produzent war nun auch Harold Faltermeyer mit dabei, doch das Album konnte an den großen kommerziellen Erfolg von "No.1 In Heaven" nicht anschließen und die Brüder Mael waren ihren Plattenvertrag wieder los. Nur in Frankreich landeten die Sparks mit dem Song "Just Because You Love Me" einen Dancehit. Die nächsten beiden Alben, "Whomp That Sucker" 1981 bei RCA Records und "Angst In My Pants" 1982 bei Atlantic Records, waren in kommerzieller Sicht ebenfalls wenig erfolgreich, wobei "Angst In My Pants" ein wirklich sehr tolles Album ist. Mit dem Song "I Predict" schafften es die Sparks 1982 zum ersten Mal in die US Hot 100, zwar nur auf Platz 60, aber immerhin. Bei Atlantic Records erschienen dann noch die Alben "In Outer Space" 1983 und "Pulling Rabbits Out Of Hat" 1984, die zwar auch nicht gerade durchstarteten, aber mit den Songs "Cool Places" 1983 und "With All My Might" 1984 in den US Dance-Charts punkten konnten. In Europa waren die Sparks inzwischen vollkommen in Vergessenheit geraten. In den 80er Jahren erschienen dann noch die wenig beachteten Alben "Music That You Can Dance To" 1986 bei MCA Records und "Interior Design" 1988 bei Fine Art Records, danach legten die Brüder Mael eine länger Pause ein. Von "Whomp That Sucker" 1981 bis "Interior Design" 1988 waren die Musiker Bob Haag (Guitar), Leslie Bohem (Bass) und David Kendrick (Drums) die Sparks an der Seite von Ron und Russell Mael. Mit dem bei Logic Records erschienen Album "Gratuitous Sax & Senseless Violins" kehrten die Sparks 1994 in die Popwelt und die internationalen Charts zurück, mit den Songs "When Do I Get To Sing 'My Way'" und "When I Kiss You (I Hear Charlie Parker Playing)" gelangen ihnen 2 weitere Hits in ihrem nun bereits langen Dasein als Musiker. Die Brüder Mael waren inzwischen ältere Herren, Ron ist Jahrgang 1945 und Russell Jahrgang 1948. Das bei Oglio Records erschienene Album "Plagiarism" 1997 besteht aus lauter Neuaufnahmen alter Sparks-Songs, die zum Teil mit Gästen wie Faith No More, Erasure und Jimmy Somerville, dem ehemaligen Sänger der Synthpop-Band Bronski Beat, neu eingespielt wurden. Great! Das Album "Ball" 2000 ist zugegebenermassen ein etwas uninspiriertes Album, aber auch ein uninspiriertes Album der Sparks ist noch lange kein schlechtes Album. Yeah! Im Jahr 2002 gründeten die Sparks ihr eigenes Label Lil' Beethoven und die folgenden Alben "Lil' Beethoven" 2002, "Hello Young Lovers" 2006 und "Exotic Creatures Of The Deep" 2008 waren wieder ganz toller, ganz großer Sparkspop, ich liebe sie. Fix zur Band gehörten nun Dean Menta (Guitar, Bass) und Tammy Glover (Drums). Im Jahr 2009 folgte das Album "The Seduction Of Ingmar Bergman", eine Art Pop Opera, die von Marie Wennersten für Sveriges Radio AB in Stockholm produziert wurde. Daryl Easlea, der Autor des Buches "Talent Is An Asset - The Story Of Sparks" 2010 schreibt im Record Collector darüber: Only Sparks could do this. A 64-minute 24-song cycle commissioned for Swedish radio about Ingmar Bergman. Obscure, of course - delightfully warm, naturally; it underlines Sparks' greatness and importance. Bei Domino Records erschien dann 2014 das in Europa überaus erfolgreiche Album "FFS" von FFS, diese Abkürzung steht für die Bands Franz Ferdinand und Sparks. Das bisher letzte Album der Sparks war "Hippopotamus" 2017, ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Brüder Mael. Ja, die Geschichte der Mael alias Sparks Brothers bleibt weiterhin spannend und ich hoffe sie setzen sich nie zur Ruhe, haha. Der Song "Biology 2" ist vom Album "Sparks" oder "Halfnelson", das 2008 bei Rhino Records als CD wiederveröffentlicht wurde, er gehört zu den wenigen Sparks-Songs die nicht aus der Feder von Ron und/oder Russel Mael stammen, sondern vom Gitarristen Earle Mankey geschrieben wurde. So, lassen wir die beiden Brüder zum Abschluss selbst zu Wort kommen. Russell Mael: I don't like talking about myself; I like to let the music be the spokesperson for me. So doing a memoir and all that chronological 'and then this happened and then blah blah' doesn't appeal to me that much. I think there's more mystique in what you don't know about. Ron Mael: I don’t even know what I don’t even know. Ach, noch was, Dean Menta ist noch immer Teil der Sparks und an den Drums saß bei "Hippopotamus" Steve Nistor. |