Sun Ra & The Arkestra: "Paradise" (1957)


Life life its a paradise. where ever you go, you can find a sound of joy. Jazz, könnte man sagen, aber, Sun Ra ist immer mehr als Jazz, ja, Sun Ra ist sogar immer mehr als Musik - Sun Ra ist ein Alien. Eigener Aussage zufolge hat er dem Planeten Saturn einen Besuch abgestattet und dabei erkannt, dass er nicht von dieser Welt ist. In seiner Musik griff Sun Ra manchmal spontan zu Lösungen, die jeder Norm widersprachen. Bereits Mitte der 50er Jahre improvisierte er und eine Handvoll AnhängerInnen im Kollektiv Musik, die nur in einem ganz minimalen Grad vorher festgelegt oder abgesprochen war, auch verwendete er in seinen Bands einen elektrischen Bass, ein damals im Jazz selten zu hörendes, ja, verpöntes Instrument. Yeah, Sun Ra gestaltete die kollektiven Improvisationen seines Arkestras manchmal mithilfe von Stichwörtern oder indem er Linien in die Luft malte: Space is the place, in your face Space is the place. Sun Ra wurde 1914 als Herman Blount in Birmingham, Alabama geboren und trat angeblich bereits mit 11 Jahren öffentlich als Pianist mit eigenen Kompositionen auf. In Birmingham besuchte Herman Blount die Industrial High School, wo der in den 20er und 30er Jahren berühmte Jazztrompeter, Arrangeur und Bandleader John Tuggle 'Fess' Whatley sein Musiklehrer war. Später studiert er noch an der Alabama A&M University composition, orchestration and music theory, brach das Studium aber bereits nach einem Jahr ab. Im Jahr 1934 hollte ihn seine ehemalige Biologielehrerin Ethel Harper als Pianist in ihre Begleitband und übergab Herman Blount diese, als sie als Sängerin bei den Ginger Snaps einstieg, die in den 40er Jahren mit Songs wie "Too Many Irons In The Fire" oder "Turnpike Turn" erfolgreich waren. Aus der Band wurde das Sonny Blount Orchestra. Ende der 30er Jahre erfolgte dann Herman Blounts Besuch auf dem Saturn und nach seiner Rückkehr nannte er sich Le Sony’r Ra. Anfang der 40er Jahre wurde er zur US Army einberufen. Nach Ende der Miltärzeit arbeitete Le Sony’r Ra als Forstarbeiter in Walker County, Alabama und hatte anscheinend psychische Schwierigkeiten, ein psychiatrisches Gutachten aus dieser Zeit beschreibt ihm folgendermaßen: A psychopathic personality... sexually perverted... well-educated colored intellectual. Im Jahr 1946 war Le Sony’r Ra zum ersten Mal auf Platte zu hören, und zwar als Pianist auf den Singles "Dig This Boogie / Lightning Struck The Poorhouse" und "My Baby’s Barrelhouse / Drinking By Myself" des Sängers Wynonie Harris. Ende der 40er Jahre spielte Le Sony’r Ra in der Band von Fletcher Henderson und im Trio mit dem Saxofonisten Coleman Hawkins und dem Geiger Stuff Smith. Im Jahr 1952 gründete er mit dem Saxofonisten Pat Patrick und dem Drummer Tommy 'Bugs' Hunter das Space Trio und änderte seinen Namen offiziell auf Le Suny’r Ra beziehungsweise Sun Ra. Na ja, und Mitte der 50er Jahre ging es dann los mit dem Sun Ra Arkestra und dem eigenen Label El Saturn Records, wo dann auch 1957 das Album "Super-Sonic Jazz" erschien. Das Arkestra wurde auf manchen Veröffentlichungen schlicht als Sun Ra Arkestra bezeichnet, aber es gab auch die Bezeichnungen Solar Arkestra, Myth Science Arkestra, Astro Infinity Arkestra, Intergalactic Arkestra, Intergalactic Research Arkestra, Astro-Solar Infinity Arkestra, Solar Myth Arkestra, Astro Intergalactic Infinity Arkestra, Intergalactic Solar Arkestra, Outer Space Arkestra, Omniverse Jet-Set Arkestra, Cosmo Discipline Arkestra oder Year 2000 Myth Science Arkestra, super, viele der zahlreichen Alben erschienen beim eigenen Label El Saturn, einige auch bei anderen Labels wie Savoy Records, ESP-Disk, Impulse! oder Rounder Records. Mein Einstieg in die Musik von Sun Ra waren die Alben "Cosmic Tones For Mental Therapy" 1963 und "The Heliocentric World Of Sun Ra" 1965, die ich irgendwann in den 70er Jahren auf Kassette in die Hände bekam und in die ich mich sofort verliebte. Sun Ra besaß ja auch immer sehr viel Glam, haha. Sun Ra starb 1993 in Birmingham, Alabama und seither leitet der Saxofonist Marshall Allen das Arkestra und führt die Arbeit von Sun Ra weiter. Die Liste der MusikerInnen die im Arkestra mitspielten und spielen ist lang, die Bekanntesten waren wohl der Trompeter Don Cherry, der auch mit Ornette Coleman oder John Coltrane arbeitete, der Saxofonist Arthur Doyle, der sein Saxofon auch für die Rhythm’n’Blues-Band Gladys Knight & The Pips blies oder der Saxofonist Pharoah Sanders, yeah, undsoweiter undsofort. "Paradise" ist ein Instrumental, aber ich will noch mit ein paar Worten aus dem Song "Nuclear War" 1982 von Sun Ra enden: If they push that button / If they push that button / If they push it? / Kiss your ass goodbye. Uuups, bevor ich es vergesse, "Paradise" ist auf dem Album "Sound Of Joy", das 1957 bei Delmark Records erschienen ist, zu finden. Das Album wurde 1994 wiederum bei Delmark Records als CD wiederveröffentlicht. Sun Ra schuf Stimmungen, so geschickt, wie nur wenige Komponisten nach Ellington es verstanden haben, schreibt der Jazz-DJ und Kritiker Kevin Whitehead. Ach, und noch was, Sun Ra hatte auch seine Finger bei der Band The Sensational Guitars Of Dan And Dale im Spiel, die in den 60er Jahren Alben wie "Themes From Goldfinger And Zorbas The Greek", "Theme From Thunderball And Other Themes" oder "Batman And Robin" bei Diplomat Records veröffentlichten. Zumindest "Batman And Robin" gibts inzwischen auch als CD und ist toll. So, kiss your ass goodbye!