Sylvester: "You Make Me Feel (Mighty Real)" (1978)


Und weiter gehts mit Disco. "You Make Me Feel (Mighty Real)" erschien 1978 bei Fantasy Records als Single, auf der B-Side befindet sich der Song "Grateful". Geschrieben wurde der Song von James Wirrick und Sylvester. Jimmy Somerville nahm 1989 eine ebenfalls sehr gelungene Coverversion des Songs auf. Sylvester wurde 1947 als Sylvester James Jr. in Los Angeles, Kalifornien geboren und sang bereits als Kind im Gospelchor der Church Of God In Christ. Seine Mutter Letha war strenge Christin und als Sylvester sich mit 8 Jahren als schwul outete, kam es zum Bruch mit der Familie, da Mutter Letha die Meinung vertrat, Homosexualität sei eine Perversion und eine Sünde. Sylvester wuchs danach bei seiner Großmutter auf, die kein Problem mit seiner Homosexualität hatte und auch bereits seit den 30er Jahren viele schwule Männer zu ihren Freunden zählte. Mit 15 Jahren gründete Sylvester gemeinsam mit Dutchess, einer trans woman, die Band The Disquotays, mit der sie durch die Schwulenclubs tingelten. In Kleider- und Make Upfragen wurde Sylvester damals von der befreundeten Rhythm’n’Blues-Sängerin Etta James beraten. Ende der 60er Jahre zog Sylvester nach San Francisco, Kalifornien, wo er sich der avantgarde performance art drag group The Cockettes anschloss. Im Jahr 1971 begann Sylvester mit der One-Man Show "Sylvester Sings" aufzutreten, das Magazin Roling Stone schrieb darüber: A beautiful black androgyne who has a gospel sound with the heat and shimmer of Aretha Franklin’s. Sylvester veröffentlichte 1973 bei Blue Thumb Records die beiden Alben "Sylvester & The Hot Band" und "Bazaar", die aber keinen kommerziellen Erfolg hatten. Danach dauerte es bis 1977, bis Sylvester einen Vertrag bei Fantasy Records bekam und mit den Songs "Down, Down, Down" und "Over And Over" Dance-Hits in den USA hatte. Mit dem Album "Step II" und den Hitsongs "Dance (Disco Heat)" und "You Make Me Feel (Mighty Real)" 1978 startete er dann so richtig durch, Sylvester wurde auch in Europa zur Disco Queen. Der Rolling Stone schrieb: Sylvester propelled his falsetto far above his natural range into the ether and rode machine rhthms that raced toward escape velocity, creating a new sonic lexicon powerful, camp, and otherworldly enough to articulate the exquisite bliss of disco’s dance floor utopia. Im Jahr 1979 spielte Sylvester ein ausverkauftes Konzert im San Francisco War Memorial Opera House, spielte bei der Gay Freedom Day Parade in San Francisco sowie beim London Gay Pride Festival im Hyde Park. Die letzten beiden Alben für Fantasy Records "Sell My Soul" 1980 und "Too Hot To Sleep" 1981 verkauften sich leider nicht so gut und obwohl Sylvester mit den Songs "I Need You" und "Sell My Soul" weitere Dance-Hits in den USA hatte, verlängerte das Label seinen Vertrag nicht. Sylvester unterschrieb bei Megatone Records, wo er 3 weitere Alben veröffentlichte und mit den Songs "Band Of Gold" 1983, "Rock The Box" 1984 und "Sex" 1985 weiterhin in den Charts punkten konnte. Ab 1983 betätigte sich Sylvester auch als freiwilliger Helfer in der Rita Rockett Lounge des San Francisco General Hospital, wo HIV/AIDS-Patient*innen behandelt und betreut wurden. Sein letztes Album "Mutual Attraction" erschien 1986 bei Warner Bros. Records und mit den Songs "Living For The City", "Someone Like You" und "Mutual Attraction" gelangen im 3 weitere Dance-Hits. Im Jahr 1987 starb Sylvesters Freund Rick Cranmer an AIDS und Sylvester gab bekannt, dass er ebenfalls erkrankt sei, er starb 1988 im Alter von 41 Jahren. Sylvester: I realise that gay people have put me on a pedestal and I love it. After all, of all the oppressed minorities, they just have to be the most oppressed. They have all the hassles of finding something or someone to identify with – and they chose me. I like being around gay people and they’ve proven to be some of my closest friends and most loyal audiences. (...) I mean, my sexuality has nothing to do with my music. When I’m fucking I’m not thinking about singing and vice versa. Yeah, Freunde und Freundinnen, Leute wie Sylvester haben sicher genausoviel für unser Leben bewirkt wie Albert Einstein und sicherlich mehr als Sigmund Freud, haha. Ich mag Albert Einstein und Sigmund Freud auch irgendwie, keine Frage, aber Sylvester mochte ich nicht nur, er war Teil meiner Persönlichkeit. Yeah!