Tangerine Dream: "Wahn" (1973)


Nochmals Krautrock, diesmal mit Tangerine Dream, yeah. Die Band Tangerine Dream wurde 1967 von Edgar Froese in Berlin gegründet und bestand anfänglich aus Edgar Froese (Guitar), Charlie Prince (Vocals), Volker Hombach (Violin, Flute, Saxophone), Kurt Herkenberg (Bass) und Lanse Hapshash (Drums). Die Musik war irgendwie eine Mischung aus Psychedelic und Progressive Rock, doch 1969 lernte Edgar Froese den Drummer Klaus Schulze kennen und stellte die Band vollkommen neu zusammen. Der Dritte im Bunde wurde Conrad Schnitzler (Cello, Violin) und 1970 erschien das erste Album "Electronic Meditation" bei Ohr Records. So richtig elektronisch ist da zwar noch nichts, aber es wurde mit viel found sounds und effects gearbeitet. Klaus Schulze und Conrad Schnitzler verließen Tangerine Dream nach diesem Album wieder. Klaus Schulze gründete die Band Ash Ra Tempel und Conrad Schnitzler mit Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius Kluster. Mit Christoph Franke fand Edgar Froese aber einen neuen Mitmusiker, er blieb bis 1987 in der Band und brachte den VCS3, einen analog synthesiser, mit ins Spiel. Bei Ohr Records erschienen dann noch die Alben "Alpha Centauri" 1971, "Zeit" 1972 und "Atem" 1973. Die Musik wurde nun wirklich elektronisch, kosmisch wie es Edgar Froese zu nennen pflegte. Auf dem Album "Atem" ist auch der Song "Wahn" zu finden, es wurde 1999 beim Label Castle Music als CD wiederveröffentlicht. Das Album wurde in der Besetzung Edgar Froese (Mellotron, Organ, Guitar, Voice), Peter Baumann (Organ, Piano, VCS3) und Christopher Franke (VCS3, Drums, Percussion, Organ, Voice) aufgenommen. Peter Baumann blieb bis zum zehnten Album "Encore" 1977 Mitglied bei Tangerine Dream, die Band war seit dem fünften Album "Phaedra" 1974 bei Virgin Records unter Vertrag und auch in Großbritannien durchaus erfolgreich. Mit den Alben "Phaedra" 1974 und "Rubycon" 1975 erreichte sie sogar die Top 20 der britischen Album-Charts. Die Band blieb bis zum Album "Hyperborea" 1983 bei Virgin Records unter Vertrag, dann kam der Wechsel zu Jive Records. Christoph Franke verließ, wie bereits erwähnt, 1987 Tangerine Dream, ist aber auf den 1988 erschienenen Alben "Near Dark", "Shy People" und "Livemiles" noch zu hören, da diese bereits 1986 bzw. 1987 eingespielt worden sind. Der Dritte Mann im Bunde war zu dieser Zeit Paul Haslinger (Synthesizer, Grand Piano, Guitar). Okay, bis zum Album "Stratosfear" 1977 waren Tangerine Dream hörenswert, sehr sehr hörenswert, danach wurde es zeitweise gar arg belanglos, manchmal durchaus schön belanglos und manchmal einfach nur belanglos belanglos. Irgendwann kam dann der Bombast, und die Musik von Tangerine Dream begann gewaltig zu nerven. Was solls, ich hörte einfach auf, Tangerine Dream meine Ohren zu schenken. Von 1990 bis 2006 war Edgar Froeses Sohn Jerome Froese (Synthesizer, Guitar) Mitglied der Band, was die Musik aber nicht wirklich interessanter machte. Auch die beiden Musikerinnen Linda Spa (Saxophone, Flute, Synthesizer) und Iris Camaa (Percussion, V-Drums), die längere Zeit maßgeblich am Sound von Tangerine Dream beteiligt waren, brachten nicht so recht frischen Wind ins Bandgefüge. Im Jahr 2015 starb Edgar Froese im Alter von 70 Jahren an einer Lungenembolie und das unvorstellbare passierte, Tangerine Dream existierte einfach ohne ihn weiter. Im Jahr 2018 erschienen die beiden Album "The Sessions II" und "The Sessions III" bei Eastgate Records, die in der Besetzung Thorsten Quaeschning (Synthesizer, Sequencer, Guitar, Drums, Vocals), Hoshiko Yamane (Violin, Viola, Cello, Theremin, Ableton Live) und Ulrich Schnauss (Synthesizer, Piano, Sequencer, Ableton Live) aufgenommen wurden. Ableton Live is a software music sequencer and digital audio workstation for macOS and Windows. "The Sessions I" erschien in der gleichen Besetzung bereits 2017. Edgar Froese: The essence of what I have learned about writing and performing music is the authenticity you are faced with in your day-to-day work. No matter what other people or even critics will say, you have to follow your own direction which not necessarily has to be a straight line to success; sometimes it will be a curly, dramatic curve you have to go, but that’s the only way to leave a little landmark of brave respect to others and to the dimensions of your own capability. Edgar Froese hat einen interessanten und aufregenden Beitrag zur Popgeschichte geleistet, nein, geleistet ist blöd, sagen wirs so, Edgar Froese hat auf interessante und aufregende Weise zur Popgeschichte beigetragen, ja, und dann eben weiter musiziert, weiter und weiter, bis ihn der Tod ereilt hat. In der wikipedia sind hundertachtundfünfzig Alben von Tangerine Dream gelistet, da sind sowohl Studio-, Live- und Soundtrackalben mit dabei, obs wirklich alle sind, weiß ich nicht. Jedenfalls ohne Tangerine Dream wäre Krautrock nur halb so schön gewesen, yeah. Sehr empfehlenswert ist die 2018 bei Esoteric Recordings erschienene 4-CD-Box "The Pink Years Albums 1970-1973", in der die ersten 4 Alben "Electronic Meditation", "Alpha Centauri", "Zeit" und "Atem" von Tangerine Dream enthalten sind. Edgar Froese hat vor Tangerine Dream in der Psychedelic Band The Ones gespielt, die 1967 bei Star-Club Records die Single "Lady Greengrass / Love Of Mine" veröffentlicht hat, am Cover der Single steht groß und fett Musik For Hippies drauf, yeah. Diese 2 Songs findet man auch auf der 2016 beim Label Purple Pyramid erschienenen Compilation "Ultima Thule", da ist auch die erste Single von Tangerine Dream "Ultima Thule, Teil 1 / Ultima Thule, Teil 2" mit drauf, die im Original 1971 beim Label Ohr erschien. Ja, Tangerine Dream haben auch immer wieder Singles veröffentlicht, die hatten dann Titel wie "Excerpt From Ricochet" oder "Extracts From Rubycon".