Wolfgang Ambros: "Da Hofa" (1971)


Austropop, naja, ich konnte Austropop nie wirklich leiden, der ganze Dialektblahblah ging mir irgendwie ziemlich auf die Nerven, aber, wie so oft, finden sich auch in diesem Genre einige Perlen, die ich trotz meiner Abneigung nicht missen will. "Da Hofa" von Wolfgang Ambros ist so eine Perle. Schau, da liegt a Leich im Rinnseu / s Bluat rinnt in Kaneu. / Heast des is makaba / da lieg ja a Kadava. / Wer isn des, kennst du den? / Bei den zerschnittnen Gsicht kann i des net segn. / Da Hofa wors vom Zwanzgahaus / der schaut ma so verdächtig aus. / Da Hofa hat an Anfall kriagt / und hat die Leich do massakriert. Der Text wurde von Joesi Prokopetz geschrieben. Es gibt auch eine englische Version des Songs, die von Stuart Matthews gesungen wird und den Titel "Jones From Nr.3" trägt. Die Single "Jones From Nr.3 / The Lurking Raper" von Stuart Matthews erschien 1972 bei Atom Records. Die B-Side ist eine Version des Ambros-Songs "Sexualvarbrecha". Hmm, ich denke, dass auch die englischen Versionen von Wolfgang Ambros gesungen werden und der Name Stuart Matthews nur ein netter Gag ist. Egal. Von Wolfgang Ambros sollte man sich auf jeden Fall noch den Song "Tagwache (Lü Lü Marleen)" 1973, der damals kurze Zeit vom ORF boykottiert wurde, und das Album "Es lebe der Zentralfriedhof" 1975 anhören. Lü Lü spielt auf den damaligen österreichischen Verteidigungsminister Karl Lütgendorf an. Wolfgang Ambros wurde im Jahr1952 in der Semmelweisklinik in Wien geboren und verbrachte seine ersten Lebensjahre in Wolfsgraben, Niederösterreich. Sein Vater leitete dort die Volksschule und seine Mutter arbeitete als Lehrerin. Später zog die Familie Ambros nach Preßbaum. Wolfgang Ambros besuchte das Gymnasium Astgasse im 14. Wiener Gemeindebezirk und wurde danach an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt zum Siebdrucker ausgebildet. Mit dem Song "Da Hofa" begann die austropopmusikalische Karriere von Wolfgang Ambros, die bis heute anhält. Wow! Weitere Hits in Österreich hatte Wolfgang Ambros mit Songs wie "A Mensch möcht i bleibn" 1974, "Zwickt's mi" 1975, "Hoit, da is a Spoit" 1976, "Die Blume aus dem Gemeindebau" 1977, "Für immer jung" 1983, gemeinsam mit André Heller, "Du verstehst mi net" 1984, "Kumm ma mit kane Ausreden mehr" 1985, ebenfalls mit Heller, "Langsam wochs' ma z'samm" 1986, "Rukuruku Bay" 1988, "Idealgewicht" 1989, "Abwärts und bergauf" 1991, "Das Duell" 1993, mit Alexander Bisenz, "Weihnachten wie immer" 2001 etcetera etcetera. Seit 1978 wird Wolfgang Ambros von der Band Die No.1 auf seinen musikalischen Wegen begleitet, die aus den Musikern Günter Dzikowski (Keyboards, Accordion, Harmonica, Backing Vocals), Peter Koller (Guitar, Backing Vocals), Helmut Pichler (Bass, Saxophone, Backing Vocals) und Helmut Nowak (Drums, Percussion) besteht. Helmut Nowak verließ 1985 die Band und neuer Drummer wurde Harry Stampfer. Im Jahr 1986 trat Wolfgang Ambros beim Anti-WAAhnsinns-Festival gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf auf. Sehr gut, was gibt es sonst noch zu berichten, Wolfgang Ambros hat 1978 das Album "Wie im Schlaf" mit Songs von Bob Dylan aufgenommen, 2000 "Nach mir die Sintflut" mit Songs von Tom Waits und 2005 "Der alte Sünder" mit Songs von Hans Moser, so wirklich glücklich macht keins der 3 Alben, aber was solls, nobody is perfect. Der Begriff Austropop geistert seit Ende der 60er Jahre durch die österreichische Popwelt und wurde ursprünglich für Popsongs mit Texten im Dialekt verwendet, mittlerweile wird er aber für so ziemlich alles was nach Pop klingt und aus Österreich kommt angewendet, egal in welcher Sprache gesungen. Die erste erfolgreiche Austropop-Band war die Worried Men Skiffle Group, die mit Songs wie "Da Mensch is a Sau", "Da schendste Mann fon Wien" oder "Glaubst i bin bled" in Österreich sehr beliebt war. "Glaubst i bin bled" ist eine Vertonung des gleichnamigen Gedichts von Konrad Bayer. Gut war auch die Single "Oho Vorarlberg / 's Volk ischt halt z'blöd" 1973 von Bilgeri & Köhlmeier. Der international berühmteste Austropopper war wohl Falco alias Johann Hölzel, der 1985 mit dem Song "Rock Me Amadeus" nicht nur Nummer 1 in Österreich und Deutschland schaffte, sondern auch in den USA und Großbritannien. Wow! Zurück zu Wolfgang Ambros, auf seinen Platten, CDs etcetera steht eigentlich immer nur W. Ambros, aber egal, was ich noch erwähnen will, Wolfgang Ambros findet immer wieder klare Worte und dafür verdient er auch heute noch Lob. Wolfgang Ambros: Mir wird angst und bange, wenn ich daran denke, was die österreichische Regierung in den nächsten drei Jahren noch so alles anstellen wird. Weil die Regierung die ganze Zeit nur über Ausländer redet, fällt vielen Österreichern gar nicht auf, wohin die Reise geht. Die Pläne dieser Regierung bekommen nicht nur die Flüchtlinge zu spüren, sondern bald auch ärmere Österreicher. Ich hab von W. Ambros zwar nur das Album "Es lebe der Zentralfriedhof" 1975 in meiner Popsammlung, ist nicht viel, aber immerhin, der Song "Da Hofa" befindet sich in meiner Sammlung auf der 1998 beim Label Bud Music erschienenen Ambros-Compilation "Gezeichnet für's Leben - Das Beste". In meiner Jugend hab ich mir von W. Ambros die Singles "Da Hofa / I bin allan" 1971 und "Tagwache (Lü Lü Marleen) / Herr Vampir" 1973 geleistet, leider sind sie mir im Laufe der Zeit abhanden gekommen. Na ja. Habe gerade die Bücher "Progressive Rock - Pomp, Bombast und tausend Takte" 2018 von David Weigel und "Woodstock - Wunder oder Waterloo?" 2009 von Jörg Gülden gelesen. Yeah! David Weigel hat eine wirklich sehr gute Geschichte des Progrock geschrieben, ich bin zwar jetzt kein ausgesprochener Progfan, habe das Buch aber trotzdem mit viel Begeisterung gelesen und mir danach einiges mir nicht Bekanntes aus dem Bereich angehört, zum Beispiel FM aus Toronto, Kanada oder Porcupine Tree aus England. Jörg Güldens Buch über Woodstock versucht den Mythos von den 3 Days of Peace & Music ein bisserl zurechtzurücken in Richtung Waterloo, das kommt oft etwas kotzig daher, aber was solls, Jörg Gülden ist ein Popfan und auch in seinem oft neunmalklugen Gemotze spürt man seine Liebe zum Thema, ich hab das Buch genossen. Über Woodstock hab ich auch noch das lesenswerte Buch "Woodstock" 2009 von Mike Evans und Paul Kingsbury in meiner Sammlung. Good night, folks.