Wilfried: "Woodpecker's Music" (1973)


Wilfried zählt zu den Größen des Austropop, war aber auch ein guter Bluessänger und Wegbereiter der Neuen Volksmusik, einem Genre, das dann in den 90er Jahren durch Bands wie Attwenger oder Die Knödel in Österreich sehr erfolgreich wurde. Ich habe als Jugendlicher in den 70er Jahren mehrmals Wilfried mit großem Vergnügen live erlebt. Nach einem Konzert von Wilfried in Ybbs, verlor ich bei der etwas betrunkenen Mopedheimfahrt meine 2 Schneidezähne. Wie heißt es so blöd, jugendlicher Übermut tut selten gut, naja, mir hat er aber auch oft sehr sehr gut getan. Meine Schneidezähne habe ich gerne eingebüßt für meinen jugendlichen Übermut, haha. Zurück zu Wilfried, er wurde 1950 als Wilfried Scheutz in Goisern, Oberösterreich geboren, wuchs in Bad Goisern und Gmunden heran und ging 1969 nach Graz um zu studieren, entschied sich aber bald darauf für die Musik. Erste Erfolge feierte er 1973 mit dem Song "Mary, Oh Mary", yeah, ich mochte "Mary, Oh Mary", aber noch besser gefiel mir "Woodpecker’s Music", der ebenfalls 1973 bei Atom Records erschien. Richtig los mit Karriere ging es aber erst mit der dritten 73er Single "Ziwui, Ziwui / Do Not". Wilfried über Austropop: Dieser Begriff ist in Wahrheit nur irgendeine Schublade. Der Unterschied zwischen mir und Ambros, zwischen Hubert und Danzer ist doch so groß wie zwischen Lauffen und Kentucky. Nach "Ziwui, Ziwui" war Wilfried zwar in Österreich weltbekannt, aber es mochte ihm einfach kein weiterer Hit gelingen. Im Jahr 1978 wurde Wilfried Sänger der Band EAV, mit der er das Album "1. Allgemeine Verunsicherung" veröffentlichte, das zwar inzwischen Kultstatus genießt, aber damals keinen großen Erfolg hatte. Die anderen EAV-Musiker*innen waren damals Thomas Spitzer (Guitar, Vocals), Nino Holm (Piano, Organ, Vocals), Eik Breit (Bass, Harmonica, Vocals), Anders Stenmo (Drums, Percussion) und Marina Tatic (Backing Vocals). Nach diesem Intermezzo mit der EAV versuchte es Wilfried wieder solo und hatte mit den Songs "Nights In The City" 1979 und "Highdelbeeren" 1981 wieder 2 Hits in Österreich. Ja, Wilfried war wieder auf Erfolgskurs und der hielt diesmal bis 1988 an, wow, weitere Hits in dieser Zeit waren "Lass mi bei dir sein" 1984, "Südwind" 1985, "Ikarus" 1987 und "Lisa Mona Lisa" 1988. Mit "Lisa Mona Lisa" vertrat Wilfried 1988 Österreich beim Grand Prix d’Eurovision de la Chanson und erreichte Platz 21 mit insgesamt 0 Punkten. Von nun an gings wieder bergab mit der musikalischen Karriere. Wilfried versuchte es als Schauspieler, zum Beispiel in der Fernsehserie "Die Leute von St. Benedikt" 1990 , aber auch am Theater, längere Zeit stand er bei den Maria Enzersdorfer Festspielen unter der Leitung von Elfriede Ott auf der Bühne und 1991 bei den Berndorf Festspielen, wo er, neben Hans Holt und Daniela Markus, in der Titelrolle von Molnárs "Liliom" reüssierte. Erst 1996 wendete er sich wieder vermehrt der Musik zu und gründete mit Eik Breit, Heinz Jiras und Klaus-Emilio Kofler die A-Cappella Gruppe 4-Xang. Diese Band funktionierte bis 2010 und veröffentlichte die 4 Alben "Der Steirische Brauch" 1998, "Alles 1" 1999, "4-Xang" 2001 und "4" 2005. Bereits 2009, also noch vor dem Ende von 4-Xang, gründete Wilfried mit seinem Sohn Hanibal Scheutz (Contrabass) und Gerd Schuller (Keyboards, Drums) das Jazz-Trio Fathers’n’Sons und eröffnete mit seiner Frau Marina Scheutz, vormals Tatic, das Gasthaus Vereinsmeierei in Pressbaum, Niederösterreich. Im Jahr 2011 gings dann mit der Band Neue Band weiter, wiederum mit seinem Sohn Hanibal sowie den Musikern Orges Toçe (Guitar), Heinz Jiras (Keyboards), Carlos Barreto-Nespoli (Bass) und Christian Eberle (Drums). Mit Neue Band verwirklichte Wilfried 2012 beim Label monkey das Album "Tralalala". Sohn Hanibal ist auch noch mit der eigenen Band 5/8 in Ehr’n in der Popwelt unterwegs. Meine Lieblingssongs von Wilfried sind "Mary, Oh Mary" und "Woodpecker’s Music", aber auch "Ziwui Ziwui" und "Highdelbeeren" finde ich voll okay. Ja, liebe Popfans, ein bisserl Wilfried kann nicht schaden. Wilfried Scheutz starb 2017 im Alter von 67 Jahren in Lilienfeld, Niederösterreich an Krebs, sein letztes Album "Gut Lack" erschien 2017 bei monkey Records. John Coltrane: Ich bin darauf gekommen... du musst auf diese alten Dinge zurückblicken und sie in einem neuen Licht sehen. Ich bin mit meinen Studien noch nicht fertig, ich habe noch nicht alles in mein Spiel integriert. (…) Ich möchte mich weiterentwickeln, aber nicht so weit, dass ich nicht mehr sehen kann, was die anderen machen.