Ilse Kilic:
Das Wort als schöne Kunst betrachtet
2008, 144 Seiten, Euro 13,90

978-3-85415-428-0
erschienen im und zu bestellen bei
Ritter Verlag
Hagenstraße 3
A - 9020 Klagenfurt

 

(leseprobe)

Neun von mir als notwendig erachtete Zutaten für das weitere Gelingen meines Textes, den ich Roman zu nennen beabsichtige (auch wenn er möglicherweise nicht alle an einen Roman gestellten Anforderungen erfüllen wird):
1.) eine Männerfigur mit Namen Karl ,
2.) eine zarte Romanze zwischen dem jugendlichen Mondscheinlein und Karl,
3.) das süße Leben in Tablettenform,
4.) ein im Widerspruch zur gesellschaftlichen Norm stehendes Wesen, durch welches diese kritisiert und infrage gestellt wird,
5.) eine zarte Romanze zwischen dem Holzknecht und Karl, durch die der Roman zeigt, dass für ihn (den Roman) nicht nur die heterosexuelle Romanze zählt,
6.) Outing des Holzknechtes als heimliche Frau, wodurch seine anfängliche Romanze mit Annabell in einem anderen Lichte erscheint und die lesbische Liebe von Anfang an als das erscheint, was sie ist, nämlich ganz normale Liebe , die, wie jede ganz normale Liebe, zu Mord und Totschlag führen kann,
7.) Handgreiflichkeiten zwischen Mondscheinlein und Karl, die das Verhängnis, das mit jeder Art von ganz normaler Liebe einhergehen kann und einhergeht, darstellen,
8.) der Hinweis, dass das Geschehen im Roman fiktional ist und keinen Rückschluss auf das wirkliche Leben außerhalb des Romans zulässt, dass aber andererseits solch ein Rückschluss durchaus erlaubt ist, sofern er eine Lektion für das geehrte Publikum darstellt, welches hiebei nicht nur unterhalten , sondern zugleich gebessert und belehrt werden soll,
9.) einige Gedichte sowie kurze Prosastücke, die der Holzknecht sowohl als Mann als auch als Frau zu seiner eigenen sowie zur Erbauung des Publikums schreibt. Die Einführung des Holzknechts als Schriftsteller und Schriftstellerin zielt darauf ab, mir als (be)schreibender Person eine (be)schreibende Person an die Seite zu stellen, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass sich Autorinnen und Autoren ihren Romanfiguren oft unterlegen fühlen, weswegen es von Vorteil sein kann, sich selbst auf diese Art und Weise zu Gesellschaft und Unterstützung zu verhelfen.