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Jana
Brenessel und i.g.Naz, die beiden Hauptpersonen aus den vielbändigen
Verwicklungsromanen von Ilse Kilic und Fritz Widhalm machen sich auf eine
Forschungsreise durch die Wohnstatt von Ilse und Fritz, kurz: durch "das
fröhliche Wohnzimmer". Während also Ilse und Fritz im heißen
Griechenland ihr zwanzigjähriges Jubiläum als Ilfri feiern,
reisen Janaz ungestört durch das verlassene Wohnzimmer und schreiben
nieder, was ihnen dabei widerfährt und in die Augen fällt. Dieses
Zeitdokument macht offenkundig, was viele Leser und Leserinnen immer schon
über "das fröhliche Wohnzimmer" erfahren wollten!
Die beiliegende CD enthält die im Buch angeführten
Hörbeispiele aus der Wohnzimmergeschichte sowie einige Reiselieder
von Janaz. 
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leseprobe
42.tag:
und wieder beginnt ein neuer tag angeregter forschungstätigkeit.
bevor wir in den kasten hineinschauen, sagt jana brenessel, lass uns dessen
höhe erklimmen und die zwei geheimnisvollen reisekoffer öffnen.
gesagt getan. der erste der beiden braunen koffer ist fast leer. fein
säuberlich zusammengefaltet liegt auf dem kofferboden ein fleischfarbenes
schnürmieder. ein geiles stück, sagt der naz, aber und naja,
jana und naz wissen bescheid, nach ilses zweimonatiger bettlägrigkeit
infolge dramatischer komplikationen bei der an sich schon als reichlich
dramatisch empfundenenen bandscheibenoperation wurde eben dieses mieder
für sie maßgefertigt, um die rückenmuskulatur in den ersten
drei wochen, in denen sie sich wieder aufrecht zu bewegen lernte, zu unterstützen.
das muss ich anprobieren, sagt die jana unternehmungslustig und löst
die langen bänder, mit denen das mieder zu schnüren ist. upps,
das ist ganz schön eng. die jana versucht, das mieder, in dessen
rückenteil eine metallschiene steckt, über ihren popo zu bringen.
zu dick, lacht der naz. nein, sagt die jana, man kann es noch weiter aufschnüren
und das werde ich auch tun.
der naz indes, nicht faul, zieht aus dem koffer einen blauen stützgürtel.
auch dieser ist ein relikt aus der zeit nach ilses bandscheibenoperation,
über die sie übrigens ein ganzes buch geschrieben hat, das unter
dem schönen titel „aus der krankheit eine waffel machen“
in der edition die donau hinunter erschienen ist.
na sowas, sagt die jana, die inzwischen in das fleischfarbenene mieder
geschlüpft ist, na sowas, die ilse muss damals um einiges dünner
gewesen sein als ich jetzt bin. entweder ist die ilse noch immer dünner
als ich, was mich wundern würde, sagt die jana, oder sie hat inzwischen
einiges an bauchspeck zugelegt, denn, wie du, lieber naz, unschwer erkennen
kannst, dieses mieder sitzt viel zu eng, ja, es ließe sich zwar
zuschnüren, aber das bäuchlein wäre dann schon ziemlich
beengt. ein bisschen sollte das bäuchlein auch beengt sein, sagt
die jana wissend, denn das nach hinten gedrängte bäuchlein schiebt
mittels physikalischem druck die lendenwirbel auseinander. unsere ilse,
erinnert sich der naz, hat diese beengung auch durchaus als störend
bei der zuführung von nahrungsmitteln empfunden, aber, sagt der naz,
so eng wie es jetzt an der jana sitzt, kann es an der ilse nicht gesessen
sein, sonst hätte die ilse nicht nur wenig essen können, sondern
auch gar nicht atmen dürfen.
der koffer ist übrigens auf der innenseite des deckels beschriftet.
angela welk, lehrerin, liest der naz vor, während die jana sich bemüht,
wieder aus dem mieder herauszuschlüpfen.
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