Lucas Cejpek & Thomas Reinagl:
In geparkten Autos. (Fotoroman)
1998, 28 Seiten, öS 90.- / DM 13.-

3-900956-37-5

 

 

In geparkten Autos (leseprobe)

Auf Parkplätzen. GEPARKTE AUTOS werden viel zu wenig genutzt. Im Schnitt ist jedes Auto 96% seines Lebensalters geparkt. DAS STEHT nicht in jeder Zeitung. Das nützen wir aus, daß hier jeder alles und jedes von einem Auto ins andere laden kann, und alle schauen zu. KONSPIRATIVE TREFFEN brauchen die Öffentlichkeit. Als Schutz. Der Verkehr ist ein soziales Geschehen. DAS AUTO ist ein Fahrstuhl, sonst nichts. Eine Sitzgelegenheit. Der Rücksitz ist eine Liege. Der zurückklappbare Rücksitz ergibt mit der Ladefläche ein Bett. EIN GEPARKTES AUTO ist mehr als ein Auto: das Auto als reine Möglichkeit. Unter allen Autos mein Auto! DAS IST seine größte Angst. Ich finde das Auto nicht. DA! Die Tür ist offen, und er steigt ein. DER SCHLÜSSEL liegt unter dem Beifahrersitz. Ich könnte starten. JEDERZEIT. Die Windschutzscheibe, der Himmel ist immer bewegt. Ich bin angeschnallt. FAHRVERHALTEN ist Risikoverhalten. Auch wenn man steht. Sobald er eingestiegen ist, schnallt er sich an. IN JEDES AUTO steigt man anders ein. In einen Mercedes langsam und mit hoch erhobenem Kopf. Ich steige jedesmal erleichtert aus. DREI VERKEHRSTOTE pro Tag plus die Dauerinvaliden: Das ist nichterklärter Krieg. Verkehrsunfälle sind wie Betriebsunfälle vermeidbar. NACHRICHTEN nicht. Die Nachrichten sind Propaganda, Unfälle, Sabotageakte. NICHTS ist, wie es aussieht, und alles bedeutet etwas anderes. Mißverständnisse sind vorprogrammiert. DIE PARKLANDSCHAFT wächst, die Vielfalt der Verkehrserscheinungen, und damit die Kontrolle. ALLES, was mit einem Fernrohr wahrgenommen werden kann, kann auch festgehalten werden. Nummernschilder sind auf Satellitenfotos erkennbar. DIE AUTOS sind Stoßstange an Stoßstange am Straßenrand geparkt. Autos mit Antennen, die sich in die Richtung drehen, in die man geht. Ein Beobachtungsbus. ICH NEHME die U-Bahn, wann immer es geht.